Tag & Nacht

Wie weit wird Elon Musk noch gehen? Der reichste Mann der Welt, bekannt für seine Innovationskraft, scheint sich zunehmend als Akteur auf der weltpolitischen Bühne zu positionieren – und das nicht ohne Kontroversen.

In den letzten Wochen hat Musk durch sein Handeln in Europa für Aufsehen gesorgt. Seine Einmischungen wirken teils aggressiv und polarisierend. Doch was steckt dahinter, und warum beobachten europäische Staatschefs sein Verhalten mit wachsender Skepsis?


Musk: Ein Unternehmer mit politischem Gewicht

Elon Musk ist längst mehr als der visionäre Kopf hinter Tesla, SpaceX oder dem sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter). Mit seinem enormen Einfluss und Vermögen hat er sich zu einer Art inoffizieller Diplomatiegröße entwickelt – allerdings mit einer Agenda, die oft für Irritation sorgt.

Im Vereinigten Königreich sorgte Musk kürzlich für Schlagzeilen, als er öffentlichkeitswirksam die Freilassung des rechtsextremen Aktivisten Tommy Robinson forderte. Gleichzeitig richtete er scharfe Kritik gegen Premierminister Keir Starmer, den er beschuldigt, in seiner früheren Rolle als Staatsanwalt 2013 ein weitreichendes pädokriminelles Netzwerk ignoriert zu haben. Musk bleibt dabei nicht bei bloßen Worten: Seine Plattform X wird gezielt genutzt, um politische Debatten anzuheizen und Druck auf Entscheidungsträger auszuüben.


Deutschland im Visier: Unterstützung für die AfD

Auch in Deutschland bleibt Musks Einfluss nicht unbemerkt. Im Vorfeld der anstehenden Neuwahlen im Februar hat er offen seine Unterstützung für die Alternative für Deutschland (AfD) signalisiert – eine Partei, die aufgrund ihrer rechtspopulistischen bis rechtsextremen Positionen europaweit kontrovers diskutiert wird. Diese Haltung ist Wasser auf die Mühlen politischer Unruhen und verstärkt die ohnehin angespannte Debatte über den gesellschaftlichen Einfluss sozialer Netzwerke.

Deutsche Politiker reagierten prompt: Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich kritisch über Musks Einmischung in nationale Angelegenheiten. Doch auch aus Frankreich kommt deutliche Kritik. Präsident Emmanuel Macron warnte bei einer Konferenz ausdrücklich vor der politischen Agenda des Unternehmers. „Demokratie bedeutet Verantwortung – und sie endet nicht an den Landesgrenzen“, betonte Macron.


Eine gefährliche Machtkonzentration?

Die Besorgnis der europäischen Politiker ist nicht unbegründet. Musk kontrolliert nicht nur riesige wirtschaftliche Ressourcen, sondern auch ein globales Kommunikationsnetzwerk. Mit X verfügt er über ein Werkzeug, das nicht nur Meinungen formt, sondern auch gezielt für politische Kampagnen genutzt werden kann. Das erinnert an eine Frage, die in der Ära sozialer Medien immer drängender wird: Ist es gesund für eine Demokratie, wenn Einzelpersonen mit gigantischer Reichweite nahezu unreguliert agieren können?

Es ist nicht das erste Mal, dass Musks politische Aktivitäten kritisiert werden. Bereits in der Ukraine-Krise sorgte er für Aufsehen, als er sich in den Konflikt einmischte – mal durch Tweets, mal durch die Bereitstellung seines Satelliteninternetdienstes Starlink. Dabei bewegt sich Musk oft auf einem schmalen Grat zwischen Hilfsbereitschaft und Machtmissbrauch.


Europas Antwort: Die Regulierung von Big Tech

Doch wie geht Europa mit diesem Phänomen um? Die Europäische Union hat mit dem Digital Services Act (DSA) bereits versucht, Plattformen wie X stärker zu regulieren. Ziel ist es, den Einfluss von Desinformation und radikalen Inhalten einzudämmen. Doch ob diese Maßnahmen ausreichen, um einen Einzelakteur wie Musk zu zügeln, bleibt fraglich.

Einige Experten fordern gezielte Maßnahmen gegen Plattformbesitzer, die ihre Macht nutzen, um politische Prozesse zu beeinflussen. Andere plädieren für ein internationales Regelwerk, das den Einfluss solcher Akteure weltweit begrenzt. Schließlich steht nicht nur die Souveränität einzelner Länder auf dem Spiel, sondern auch die Stabilität demokratischer Systeme.


Was treibt Musk an?

Es bleibt die Frage, warum Musk sich überhaupt so intensiv in politische Angelegenheiten einmischt. Ist es reines Machtstreben? Oder sieht er sich – in seiner typisch unkonventionellen Weise – als „Retter der Welt“, der glaubt, durch unorthodoxe Methoden die Dinge besser zu machen? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem.

Klar ist: Musk ist ein Mann, der gerne provoziert und Grenzen austestet. Und in einer Zeit, in der soziale Medien zu einer Art moderner Agora geworden sind, bietet ihm seine Reichweite eine Plattform, wie sie kaum ein Politiker je hatte. Doch Macht bringt Verantwortung mit sich – eine Lektion, die auch ein Elon Musk nicht ignorieren sollte.


Ein Blick in die Zukunft

Die kommenden Monate werden zeigen, wie Europa auf Musks Einfluss reagieren wird. Werden Staaten schärfer gegen seine Einmischung vorgehen? Oder bleibt seine Machtstellung ungebrochen? Eins ist sicher: Elon Musk wird nicht so schnell von der Bühne abtreten.

Man könnte fast sagen, er spielt Schach auf einem globalen Spielfeld – doch wer sind die Figuren, und wer macht den nächsten Zug?


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