Am 20. Januar sorgte Elon Musk, der Chef von X (ehemals Twitter), SpaceX und Tesla, für Aufsehen – und heftige Kontroversen. Bei einem Auftritt in Washington, wenige Stunden nach der Amtseinführung von Donald Trump, führte er zwei Gesten aus, die einige als „Nazi-Salut“ interpretierten. Doch war das wirklich so? Der Vorfall zieht Wellen, von Historikern bis hin zu Politikern.
Was ist passiert?
Auf der Bühne der Capital One Arena, umgeben von einer jubelnden Menge, schlug Musk zunächst mit der rechten Hand auf seine Brust und streckte anschließend den Arm nach vorne – mit offener Handfläche. Ein zweites Mal wiederholte er die Geste, diesmal zur hinteren Seite des Publikums gewandt. Was für einige ein unschuldiges Handzeichen war, deuteten andere als bewussten „Sieg Heil“-Gruß.
Historiker und Experten schlagen Alarm
Die renommierte Historikerin Claire Aubin, eine Spezialistin für Nazismus in den USA, äußerte auf X: „Das war ein klarer Nazi-Salut.“ Ähnlich äußerte sich Ruth Ben-Ghiat, eine Expertin für Faschismus: „Ein aggressiver und bewusster Gruß.“
Auch internationale Medien wie Haaretz und The Guardian berichteten kritisch. Die ehemalige demokratische Abgeordnete Cori Bush spottete, Musk hätte „lange geübt, um den richtigen Winkel zu finden“. Andere, wie der kalifornische Abgeordnete Jimmy Gomez, reagierten schärfer und kritisierten den Unternehmer offen.
Elon Musk reagiert – und weist Vorwürfe zurück
In gewohnt provokanter Manier äußerte sich Musk auf seiner Plattform: Er bezeichnete die Anschuldigungen als „coup tordu“ – einen „hinterhältigen Trick“. Laut ihm stecke die demokratische Partei hinter den Vorwürfen, um ihn und seine politischen Sympathien zu diskreditieren. Tatsächlich hat Musk in letzter Zeit mehrfach Parteien und Persönlichkeiten der extremen Rechten unterstützt, darunter die AfD in Deutschland, Giorgia Meloni in Italien und die britische Reform UK.
Amy Spitalnick von der jüdischen Organisation JCPA sieht darin keine Zufälle: „Dieser Gruß passt zu Musks offenen Sympathien für rechtsextreme Parteien und ihre Ideologien.“
Humor oder Fehltritt?
Doch nicht alle sehen in Musks Handbewegung eine bewusste Provokation. Brandon Galambos, ein Pastor, der beim Event anwesend war, erklärte: „Musk ist ein sarkastischer Mensch. Das war nur ein humorvoller Moment – nichts weiter.“ Die Anti-Defamation League (ADL), die Musk in der Vergangenheit kritisch gegenüberstand, nahm ihn in Schutz: „Es scheint, als habe Musk eine ungeschickte Geste in einem Moment des Enthusiasmus gemacht, aber keinen Nazi-Salut.“
Missverständnis oder klares Statement?
Die Meinungen könnten nicht gespaltener sein. Während viele die Geste als klaren Hinweis auf rechtsextreme Ideologien sehen, vermuten andere einen ungeschickten Moment oder einen missglückten Versuch, sich mit der Menge zu verbinden. Historiker Aaron Astor erklärte: „Ich habe Elon Musk oft kritisiert, aber das war kein Nazi-Gruß. Es war eine unglückliche Geste eines Mannes, der soziale Signale nicht immer perfekt beherrscht.“
Doch hier stellt sich eine wichtige Frage: Kann man in einer so polarisierten politischen Landschaft derartige Gesten wirklich noch als „Missverständnis“ abtun?
Ein Blick auf den Kontext
Musk hat in den letzten Monaten immer wieder durch provokante Aussagen und politische Positionierungen für Schlagzeilen gesorgt. Seine Unterstützung für rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien hat ihm nicht nur Kritik, sondern auch Applaus von konservativen Kreisen eingebracht. Diese Vorgeschichte macht es schwer, das Ereignis isoliert zu betrachten.
Einige Beobachter vermuten, dass Musk die Kontroverse absichtlich provoziert haben könnte – als PR-Strategie, um weiter im Gespräch zu bleiben. Denn eines ist sicher: Elon Musk ist ein Meister darin, die öffentliche Aufmerksamkeit zu fesseln.
Fazit: Ein Vorfall, der Fragen aufwirft
War es ein unüberlegter Fehltritt oder eine bewusste Provokation? Sicher ist: Musks Auftritt wird noch lange für Diskussionen sorgen. Ob aus einer Geste tatsächlich eine politische Botschaft wird, hängt letztlich auch davon ab, wie sehr das Publikum bereit ist, dem Mann hinter dem milliardenschweren Imperium zu vertrauen.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!