Zum ersten Mal seit 2010 wurde in den USA ein zum Tode Verurteilter durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Der 67-jährige Brad Sigmon aus dem Bundesstaat South Carolina entschied sich für diese seltene Methode – nicht aus freien Stücken, sondern aus Angst vor einer noch grausameren Alternative.
Ein brutales Verbrechen und das Todesurteil
Brad Sigmon wurde im Jahr 2002 zum Tode verurteilt, nachdem er am 27. April 2001 die Eltern seiner Ex-Freundin mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt und anschließend versucht hatte, die junge Frau zu entführen.
Nach über 20 Jahren voller Berufungsverfahren legten die Behörden South Carolinas schließlich den 7. März 2025 als Hinrichtungstermin fest. Laut Gesetz ist die Elektrokution in diesem Bundesstaat die Standardmethode, allerdings können die Verurteilten alternativ die tödliche Injektion oder die Erschießung wählen.
Ein Entschluss aus Verzweiflung
In South Carolina wurden nach 13 Jahren Pause 2023 erstmals wieder Todesurteile vollstreckt. Drei Häftlinge hatten sich seither für die Giftspritze entschieden – doch laut Berichten verliefen die Exekutionen schrecklich: langes, qualvolles Sterben, das an Folter erinnerte.
Brad Sigmon wusste das. Und obwohl die Vorstellung, von Kugeln durchsiebt zu werden, grausam erscheint, schien es ihm die „bessere“ Wahl zu sein. Sein Anwalt Gerald King erklärte: „Er wusste, dass drei Kugeln seine Knochen brechen und sein Herz zerstören würden. Aber er hatte keine andere Wahl.“
Bei der Exekution wurde Sigmon an eine Stuhl gefesselt, Hände und Füße fixiert, eine Kapuze über den Kopf gezogen. Eine Zielmarkierung auf seiner Brust wies den Schützen den Weg.
Seine letzten Worte wurden von seinem Anwalt verlesen: „Ich rufe meine christlichen Brüder und Schwestern auf, dabei zu helfen, die Todesstrafe zu beenden.“
Ein düsterer Trend in den USA?
Sigmons Exekution war die sechste in den Vereinigten Staaten im Jahr 2025. Während die meisten Hinrichtungen weiterhin durch die Giftspritze erfolgen, zeichnet sich ein besorgniserregender Wandel ab: Der Bundesstaat Alabama führte im Januar 2024 erstmals eine Exekution durch Stickstoffinhalation durch – eine Methode, die von der UNO als „Folter“ eingestuft wurde.
Auch Louisiana will die Todesstrafe nach 15 Jahren Pause wieder anwenden – und plant für den 18. März ebenfalls eine Stickstoff-Hinrichtung.
Der Grund für diese Entwicklungen? Der Mangel an tödlichen Injektionsmitteln. Pharmafirmen weigern sich, die benötigten Substanzen für Exekutionen bereitzustellen. Also greifen einige Bundesstaaten zu Alternativen, die als brutal und archaisch gelten.
Die Todesstrafe in den USA: Ein System auf dem Prüfstand
Die Rückkehr von Erschießungskommandos und neuen Hinrichtungsmethoden entfacht die Debatte über die Todesstrafe in den USA erneut. Während Staaten wie Kalifornien ihre Exekutionen ausgesetzt haben, ziehen andere – insbesondere im Süden – die Schlinge weiter zu.
Doch ein Bild bleibt hängen: Ein Mann, gefesselt, mit einer Kapuze über dem Kopf, von mehreren Kugeln durchsiebt. Ist das noch zeitgemäße Justiz – oder ein Rückfall in eine grausame Vergangenheit?
Eines ist sicher: Für März sind bereits sechs weitere Exekutionen angesetzt.
Von C. Hatty
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