Ein schweres Erdbeben hat Myanmar und Teile Südostasiens erschüttert – mit dramatischen Folgen. Die Militärregierung ruft angesichts der Zerstörung nach internationaler Unterstützung. Und das kommt äußerst selten vor.
Das Beben traf das Land am Freitag mit voller Wucht – genauer gesagt am 28. März, mitten am Tag. Mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala und einem Epizentrum nahe der Stadt Sagaing im Nordwesten des Myanmars blieb kaum ein Ort verschont. Die Erdstöße waren so kräftig, dass sie noch in Thailand, Indien und sogar im Süden Chinas spürbar waren. Und das ist beileibe kein alltägliches Ereignis.
In Myanmar herrscht Ausnahmezustand in gleich sechs Regionen. Straßen sind aufgebrochen, Gebäude beschädigt, Decken eingestürzt. Vor allem in der Hauptstadt Naypyidaw sind viele verletzt worden – in einem der größten Krankenhäuser der Stadt herrscht Chaos. Der Junta-Chef Min Aung Hlaing besuchte das Krankenhaus persönlich, um sich ein Bild der Lage zu machen. Ungewöhnlich für ein Regime, das sonst wenig Einblick in sein Handeln gibt.
Gravierend ist die Lage auch im Nachbarland Thailand: In Bangkok stürzte ein im Bau befindliches 30-stöckiges Hochhaus ein. Drei Menschen kamen ums Leben, 81 weitere werden unter den Trümmern vermutet. Die Suche nach Überlebenden läuft auf Hochtouren. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat für die thailändische Hauptstadt den Notstand ausgerufen. Ein klares Zeichen dafür, wie ernst die Situation ist.
Und China? Auch dort war das Beben zu spüren, insbesondere in der südwestlichen Provinz Yunnan. Die dortige Erdbebenbehörde meldete sogar eine Erschütterung von 7,9 – ein kleiner Unterschied mit großer Wirkung, wenn man bedenkt, wie empfindlich moderne Städte auf solche Naturgewalten reagieren.
Bemerkenswert ist die Reaktion der internationalen Gemeinschaft. Indien hat sofort Hilfe angeboten. Premierminister Narendra Modi erklärte via X (früher Twitter), dass sein Land bereitstehe, Myanmar und Thailand mit „jeglicher Unterstützung“ zu versorgen. „Ich bete für die Sicherheit und Gesundheit aller Betroffenen“, schrieb er – eine Geste, die zeigt, dass in Zeiten der Krise selbst diplomatische Distanzen überbrückt werden.
Für Myanmar ist der Hilferuf ins Ausland ein seltener Schritt. Seit dem Militärputsch 2021 hat sich das Land zunehmend isoliert. Dass nun öffentlich um internationale Hilfe gebeten wird, spricht Bände über das Ausmaß der Katastrophe. Hat die Natur vielleicht etwas geschafft, was Politik und Diplomatie bisher nicht erreicht haben?
Die Menschen vor Ort kämpfen nun mit den direkten Folgen. Viele haben ihr Zuhause verloren, medizinische Hilfe ist knapp, und das Kommunikationsnetz ist gestört. In sozialen Netzwerken kursieren Videos von einstürzenden Decken, panischen Menschen auf offenen Straßen und endlosen Schlangen vor Notunterkünften.
Noch ist unklar, wie viele Opfer das Erdbeben insgesamt gefordert hat. Die Zahlen steigen stündlich. Die Rettungskräfte arbeiten unter Hochdruck – oft mit bloßen Händen – um Verschüttete zu finden. Es fehlt an Geräten, es fehlt an Personal, es fehlt an allem.
Was bleibt, ist die Hoffnung. Die Hoffnung, dass internationale Hilfe schnell kommt und koordiniert ankommt. Die Hoffnung, dass das politische System nicht erneut zum Bremsklotz wird. Und die Hoffnung, dass aus dieser Tragödie vielleicht doch so etwas wie ein gemeinsamer Moment der Menschlichkeit erwächst.
Denn wenn der Boden unter den Füßen bebt, sind plötzlich alle gleich – egal ob General, Premierministerin oder einfacher Bürger.
Von C. Hatty
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