Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu, und die jüngsten Vorfälle, bei denen UN-Friedenstruppen ins Kreuzfeuer geraten, sind alarmierend. Zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden wurden Blauhelme der UN im Libanon von israelischen Streitkräften angegriffen. Laut der offiziellen libanesischen Nachrichtenagentur ANI hat ein israelischer „Merkava-Panzer am Freitag, dem 11. Oktober, einen Turm der UNIFIL beschossen und dabei Soldaten des srilankischen Kontingents verletzt“.
Scharfe Verurteilungen aus Libanon und von den Vereinten Nationen
In einer sofort veröffentlichten Erklärung verurteilte das libanesische Außenministerium den „gezielten und systematischen Beschuss“ der israelischen Armee auf die Interimsstreitkräfte der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL) auf das Schärfste. Auch UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich besorgt und kritisierte den Vorfall als „Verletzung des internationalen humanitären Völkerrechts“. Ein Angriff auf UN-Friedenstruppen sei nicht hinnehmbar, so Guterres, der zur Zurückhaltung aufrief.
Dieser Angriff ist nicht der erste seiner Art. Bereits am Tag zuvor, am Donnerstag, wurden Blauhelme von einem israelischen Panzerfahrzeug beschossen, als es auf einen Beobachtungsturm im Hauptquartier der FINUL in Naqoura, im Süden des Libanon, feuerte. Diese Aktion löste internationale Empörung aus. Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, nannte den Angriff „verantwortungslos und inakzeptabel“ und forderte alle beteiligten Parteien auf, das humanitäre Völkerrecht uneingeschränkt zu achten.
Angriffe im Rahmen des eskalierenden Konflikts mit der Hisbollah
Die Spannungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Bewegung haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Kurz nach dem Angriff auf die UN-Friedenstruppen gab die Hisbollah an, eine Drohnenattacke auf eine israelische Militärbasis in Haifa gestartet zu haben. In einer offiziellen Erklärung hieß es, man habe eine „Schwadron von Angriffsdrohnen auf eine Luftwaffenbasis in Haifa“ geschickt. Dieser Angriff ist Teil der laufenden militärischen Auseinandersetzungen, die sich seit Ende September verschärft haben.
Schwere Angriffe in Beirut und hohe Opferzahlen
Während die Gewalt im Grenzgebiet zugenommen hat, wurden auch die libanesische Hauptstadt und ihre Bewohner erneut schwer getroffen. Am Donnerstagabend führte die israelische Luftwaffe die bisher tödlichsten Luftangriffe auf Beirut durch. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium starben dabei 22 Menschen, während 117 weitere verletzt wurden. Diese Angriffe markieren die dritte Bombardierung Beiruts durch die israelische Armee seit dem 23. September und verstärken die humanitäre Krise in der Region.
Weitere Spannungen in der Westbank
Neben den Konflikten an der libanesischen Grenze und in Beirut setzt Israel auch seine Operationen in der besetzten Westbank fort. Am Freitag teilte die israelische Armee mit, den Anführer des Islamischen Dschihad im Flüchtlingslager Nour Shams in der Nähe von Tulkarem getötet zu haben. Mohammed Abdullah, der laut israelischen Angaben für zahlreiche Angriffe in der Region verantwortlich war, sei bei einem Luftangriff eliminiert worden. Dieser Vorfall zeigt, wie weitreichend die Gewalt in verschiedenen Teilen des Nahen Ostens eskaliert.
Eine fragile Situation mit unkalkulierbaren Folgen
Der Nahostkonflikt, insbesondere im Kontext der Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah sowie den palästinensischen Gruppen, zeigt einmal mehr, wie fragil die Sicherheitslage in der Region ist. Mit den zunehmenden Angriffen auf Blauhelme und die wiederholten Luftangriffe auf Beirut droht die Situation weiter außer Kontrolle zu geraten. Die internationale Gemeinschaft, allen voran die Vereinten Nationen und die Europäische Union, haben wiederholt zur Einhaltung des Völkerrechts und zu einer Deeskalation aufgerufen – doch bisher scheint dies wenig Wirkung zu zeigen.
Die jüngsten Vorfälle werfen ernsthafte Fragen auf: Wie kann ein dauerhafter Frieden erreicht werden, wenn selbst Friedensmissionen ins Kreuzfeuer geraten? Und wie lange wird die internationale Gemeinschaft tatenlos zusehen, während die Gewalt im Nahen Osten weiter eskaliert? Klar ist: Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht – und die humanitären Kosten steigen täglich weiter an.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!