Tag & Nacht




Die Nächte im Nahen Osten sind selten ruhig. Doch was sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni über Israel entlud, sprengte alle Vorstellungen. Sirenen heulten durch Jerusalem, Detonationen zerrissen die Dunkelheit, während sich Raketen am Himmel kreuzten – und einige von ihnen ihr Ziel erreichten. Mindestens vier Menschen verloren ihr Leben, 87 wurden verletzt. Ein Angriff, der nicht nur militärisch, sondern auch symbolisch tiefe Spuren hinterlässt.

Explosionen mitten in der Nacht – das Herz Israels getroffen

Jerusalem, Tel Aviv, Netanja, Petach Tikva – Städte, in denen das Leben sonst pulsiert, wurden in Schockstarre versetzt. Die iranischen Raketenangriffe trafen vier Orte im Zentrum des Landes. Obwohl Israels Abwehrsysteme – darunter der berüchtigte „Iron Dome“ – aktiviert wurden, durchdrangen mehrere Raketen das Schutzschild.

Die Opfer: zwei Frauen und zwei Männer, alle um die 70 Jahre alt. Ganz normale Menschen, aus dem Leben gerissen, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Und während die Zahlen der Verletzten stiegen, stieg auch die Fassungslosigkeit.

Israel kontert – gezielte Schläge ins Herz Teherans

Israel reagierte prompt. Mit einer Operation, die direkt auf die Kommandostrukturen der iranischen Revolutionsgarden abzielte. Die Luftwaffe schlug in Teheran zu, gestützt auf präzise Informationen des israelischen Militärgeheimdienstes. Das erklärte Ziel: die Zentrale der berüchtigten Qods-Einheit – eine der schlagkräftigsten Truppen des iranischen Regimes.

Ein Gegenschlag, der mehr war als nur militärische Vergeltung. Er war ein Signal: Wir sehen euch, wir wissen, wo ihr seid – und wir können euch treffen.

Teheran ruft zur Einheit auf – und droht mit weiteren Angriffen

Irans Präsident Massoud Pezeshkian beschwor unterdessen vor dem Parlament den Zusammenhalt der Nation. In seiner Rede ließ er keinen Zweifel an der Deutung des Angriffs: Für ihn war es ein „verbrecherischer Völkermord“, dem das Land gemeinsam entgegentreten müsse. Seine Botschaft: Keine Zeit für innere Streitereien, jetzt ist die Zeit, die Reihen zu schließen.

Noch während der Präsident zur Einigkeit aufruft, kündigen die Revolutionsgarden die nächste Angriffswelle an. Ihre Erklärung liest sich wie eine Kriegserklärung: Die bisherigen Angriffe seien erfolgreich gewesen, künftig wolle man noch gezielter und zerstörerischer zuschlagen – gegen „lebenswichtige Ziele“ in Israel.

Die Bilanz nach vier Tagen – eine beängstigende Spirale

Seit Freitag zieht sich eine neue Blutspur durch den Nahen Osten. Mindestens 224 Tote und über tausend Verletzte im Iran durch israelische Luftangriffe. Auf der israelischen Seite: 16 Tote und 380 Verletzte durch iranische Gegenschläge. Was sich hier abspielt, ist Krieg im Entstehen.

Was passiert, wenn beide Seiten weiter eskalieren? Diese Frage stellt sich drängender denn je.

Internationale Stimmen – zwischen Zurückhaltung und Appellen

US-Präsident Donald Trump, auf dem Weg zum G7-Gipfel in Kanada, versuchte sich in einer Mischung aus Pragmatismus und Fatalismus. Ein Deal müsse her, sagte er – „aber manchmal müssen sie sich eben erst die Köpfe einschlagen“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich betont nüchtern: Frankreich sei nicht involviert gewesen, weil Israel keine Hilfe angefordert habe. Und das, obwohl Paris im April noch aktiv in die Abwehr iranischer Angriffe eingriff – damals von einer Militärbasis in Jordanien aus. Doch seit dem harten israelischen Kurs gegen Gaza ist das Verhältnis zu Paris merklich abgekühlt.

Die Lage im Nahen Osten bleibt angespannt wie ein Drahtseil im Sturm. Jede Rakete, jeder Luftschlag kann den nächsten großen Brand entfachen. Der Tod von Zivilisten – ob in Israel oder im Iran – zeigt vor allem eines: Dieser Konflikt hat längst die politische Bühne verlassen und greift grausam in das Leben ganz normaler Menschen ein.

Wie viele dieser Nächte müssen noch geschehen, bis die Vernunft das letzte Wort bekommt?

Von Andreas M. B.

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