Tag & Nacht

Ein kollektiver Aufschrei hallt durch Frankreich im Vorfeld der Parlamentswahlen 2024. Etwa Tausend Historiker erheben ihre Stimmen und rufen die Bürger auf, im zweiten Wahlgang gegen das Rassemblement National (RN) zu stimmen. Der in der Zeitung „Le Monde“ veröffentlichte offene Brief vereint bedeutende akademische Stimmen, die eine gemeinsame Überzeugung teilen: die Ablehnung der extremen Rechten.

Ein Text voller Überzeugungen

Angeführt von bekannten Forschern und Universitätsprofessoren, die für ihre linken Überzeugungen bekannt sind, fordern die Historiker in einem am 2. Juli veröffentlichten Aufruf, den RN zu stoppen. Der Aufruf wurde online am Montag und gedruckt am Dienstag veröffentlicht und endet mit einem leidenschaftlichen Appell: „Wählt in jedem Wahlkreis, um den Kandidaten oder die Kandidatin des RN zu besiegen.“

Patrick Boucheron, Antoine Lilti, Pierre Nora, Mona Ozouf und Michelle Perrot sind nur einige der prominentesten Unterzeichner. Sie schreiben: „Frankreich darf seiner Geschichte nicht den Rücken kehren. Bis heute ist die extreme Rechte nur in Zeiten militärischer Niederlagen und fremder Besatzung an die Macht gekommen, wie in 1940.“

Eine historische Perspektive

Diese Aussage verweist auf die düsteren Kapitel der französischen Geschichte, als das Land unter der Besatzung und der Kollaboration des Vichy-Regimes mit Nazi-Deutschland litt. Die Historiker betonen, dass sie sich nicht mit einer neuen Niederlage abfinden wollen – einer Niederlage der Werte, die seit 1789 das politische Leben und die nationale Solidarität Frankreichs prägen.

Das Erbe des Front National

Die Unterzeichner beschreiben den RN als „Erben des Front National, der 1972 von Nostalgikern Vichys und des französischen Algeriens gegründet wurde.“ Sie argumentieren, dass der RN somit in der Tradition der französischen extremen Rechten steht, die von fremdenfeindlichem und rassistischem Nationalismus, Antisemitismus, Gewalt und Verachtung für die parlamentarische Demokratie geprägt ist.

Ein Appell

Dieser Aufruf der Historiker ist mehr als nur eine politische Stellungnahme – es ist ein Appell an das historische Bewusstsein und die Verantwortung jedes Bürgers. Die Historiker warnen vor den Gefahren, die ein Sieg des RN für die Demokratie und die Werte Frankreichs darstellen würde.

Die Bedeutung der Wahlbeteiligung

Warum ist dieser Appell so wichtig? Weil schon die Wahlbeteiligung in Frankreich oft entscheidet, wer die Macht erhält. Eine niedrige Wahlbeteiligung könnte diesmal dem RN in die Hände spielen. Daher fordern die Historiker alle Wähler auf, ihre Stimme abzugeben und aktiv gegen die extremen Rechten zu stimmen.

Ein Blick in die Zukunft

Die kommenden Wahlen können das politische Klima Frankreichs nachhaltig beeinflussen. Die Historiker, die diesen Aufruf unterzeichnet haben, hoffen, dass ihre Worte die Wähler mobilisieren und daran erinnern, was auf dem Spiel steht – die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die seit der Französischen Revolution das Fundament der Nation bilden.

Eine Herausforderung für die Demokratie

Werden die französischen Bürger dem Aufruf folgen? Kann die Geschichte als Warnung dienen und die Wiederholung vergangener Fehler verhindern? Die Antworten liegen in den Händen der Wähler, die am Sonntag ihre Stimme abgeben – oder sich der Wahl enthalten.

In einer Zeit, in der die politische Landschaft Europas von populistischen und extremen Kräften geprägt ist, bleibt die Verteidigung demokratischer Werte und historischer Errungenschaften von entscheidender Bedeutung. Dieser Appell erinnert uns daran, wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben und für eine gerechte und demokratische Gesellschaft zu kämpfen.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!