Tag & Nacht




Am 9. Oktober 2024 wütete das Sturmtief Kirk mit voller Kraft über dem Norden Frankreichs und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Was sich zunächst „nur“ als stürmischer Tag ankündigte, entwickelte sich schnell zu einem Naturereignis, das Bewohner*innen entlang der Atlantikküste in Angst und Schrecken versetzte.

Unheilvolle Wolken und zerstörerische Winde

Schon von Weitem war die Ankunft von Tempête Kirk sichtbar – ein massiver Wolkenwall verdunkelte den Himmel über der Atlantikküste. Von Biarritz bis Royan prasselten Regenmassen auf die Region nieder, begleitet von orkanartigen Böen, die alles mit sich rissen, was nicht fest verankert war. Die Windgeschwindigkeiten erreichten an einigen Stellen über 120 km/h. Eine Bewohnerin von Noirmoutier, die seit 37 Jahren auf der Insel lebt, kämpfte vergeblich gegen die Naturgewalten, um ihre Habseligkeiten zu retten. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte sie und fasste damit die Dramatik dieses Tages in einem Satz zusammen.

Straßen wurden zu reißenden Flüssen, Autos standen bis zur Windschutzscheibe im Wasser und mussten von den Rettungskräften abgeschleppt werden. Eine Lehrerin, die auf dem Weg zur Arbeit war, saß plötzlich fest – die Wassermassen versperrten jeden Fluchtweg. Die Situation eskalierte dermaßen, dass die Behörden sehr schnell 50 Zentimeter Hochwasser meldeten und alle nicht notwendigen Fahrten untersagten. Schulen und öffentliche Einrichtungen mussten evakuiert werden.

Wiederholungstäter: In Saint-Viaud kehrt das Hochwasser zurück

Für die Bewohner*innen von Saint-Viaud in der Loire-Atlantique war die Situation besonders bitter. Bereits 2018 musste der Ort wegen schwerer Überschwemmungen geräumt werden – und nun, sechs Jahre später, wiederholt sich der Albtraum. Für einige fühlt es sich an, als habe man über die Natur nichts gelernt, obwohl man es eigentlich besser wissen sollte. Diesmal wurden durch die Sturmböen zudem Bäume entwurzelt und Strommasten umgerissen, was viele Straßen unpassierbar machte. Die Stromversorgung brach an mehreren Orten komplett zusammen, und die Wiederherstellung zog sich über Stunden hin.

Die Situation in den Pyrenäen im Südwesten Frankreichs war kaum besser. In Bayonne wurde der Bahnverkehr aufgrund umgestürzter Bäume und Überflutungen auf verschiedenen Linien eingestellt. Pendler*innen saßen fest, und der Verkehr kam zeitweise vollständig zum Erliegen.

Eine Katastrophe mit Ansage

Diese Szenen – überschwemmte Straßen, abgedeckte Dächer und unterbrochene Stromleitungen – sind leider keine Seltenheit mehr. Stürme wie Kirk nehmen in den letzten Jahren an Häufigkeit und Intensität zu. Wie oft haben wir in den letzten Jahren erlebt, dass Naturkatastrophen, die früher als „Jahrhundertstürme“ galten, nun fast jährlich auftreten?

Dabei ist sich die Wissenschaft eindeutig: Der Klimawandel trägt maßgeblich dazu bei. Steigende Meerestemperaturen und sich ändernde Luftströmungen schaffen ideale Bedingungen für extreme Wetterereignisse wie die Tempête Kirk. Solche Ereignisse werden in den kommenden Jahren wohl kaum seltener werden – eher häufiger.

Was lernen wir daraus?

Doch die Frage bleibt: Was können wir tun? Es gibt keine einfache Antwort. Einerseits müssen wir uns anpassen – indem wir unsere Infrastruktur widerstandsfähiger gestalten, Evakuierungspläne verbessern und Frühwarnsysteme ausbauen. Andererseits ist es unerlässlich, den Kampf gegen den Klimawandel entschlossen fortzusetzen. Wir müssen unbedingt und dringend den Ausstoß von Treibhausgasen senken, um solche Extremwetterereignisse in Zukunft abzumildern. Auch wenn das kurzfristig keine Wellen aufhalten wird, können wir langfristig das Ruder herumreißen.

Die Tempête Kirk hat uns gezeigt, wie unberechenbar und zerstörerisch die Natur sein kann – doch sie ist auch ein Weckruf. Jede Sturmflut, jede umgestürzte Tanne und jeder Zug, der nicht mehr fährt, sind Mahnungen, dass die Zeit zum Handeln knapp wird.

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