Die Brücke über die Straße von Kertsch – für Russland eine Art Prestigeprojekt, für die Ukraine ein Symbol der Besatzung. Am Dienstagmorgen kurz vor Sonnenaufgang wurde sie erneut Ziel eines gezielten Angriffs. Und diesmal kam der Schlag aus der Tiefe.
Um 4:44 Uhr detonierte laut dem ukrainischen Sicherheitsdienst eine massive Unterwasserladung – entsprechend etwa 1.100 Kilogramm TNT. Der Effekt: mehrere Stützpfeiler der Brücke seien an der Basis massiv beschädigt worden. Offenbar hatte Kiew monatelang heimlich Sprengstoff an den Pfeilern unter Wasser angebracht. Ein filmreifer Coup, dessen Bilder anschließend im Netz kursierten.
Der Nerv Russlands: Die strategische Achillesferse
Die Brücke verbindet die russische Region Krasnodar mit der annektierten Krim. Für den Kreml ist sie nicht nur logistisch, sondern auch symbolisch von enormer Bedeutung. Schon zweimal wurde sie zuvor angegriffen – 2022 durch einen Lastwagenanschlag und 2023 durch Drohnenboote. Beide Male: schwere Schäden.
Diesmal jedoch scheint der Angriff noch raffinierter gewesen zu sein. Stunden nach der Explosion am Dienstag wurde der Verkehr zunächst eingestellt, später jedoch wieder freigegeben. Doch am Nachmittag folgte Berichten zufolge eine zweite Explosion. Die Brücke wurde erneut gesperrt.
Offizielle Bestätigungen aus Moskau? Fehlanzeige.
Zermürbung durch Präzision
Parallel zu diesem Brückenangriff hatte Kiew am Sonntag einen spektakulären Schlag gegen Russlands Luftwaffe durchgeführt. Mehr als ein Dutzend strategische Bomber – darunter atomwaffenfähige Modelle wie der Tu-160 – sollen zerstört worden sein. Zielorte: tief im russischen Hinterland, teils bis nach Sibirien.
18 Monate Planung, heimlich eingeführte Sprengdrohnen, präzise Koordination durch General Vasyl Maliuk und Präsident Selenskyj persönlich – das war kein Zufall, sondern ein meisterhaft orchestrierter Schlag mitten ins Herz der russischen Militärinfrastruktur.
Die genauen Details dieser Operation sind streng geheim, doch die Wirkung ist unübersehbar: Moskaus Luftwaffe hat eine empfindliche Schlappe erlitten.
Schweigen in Moskau, Wut in den Netzwerken
Während Putin sich weiterhin öffentlich nicht äußert, zeigen sich russische Militärblogger erschüttert. Einige sprechen gar von einem „russischen Pearl Harbor“. Auch Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat sich zu Wort gemeldet – gewohnt martialisch: „Alles, was explodieren soll, wird auch explodieren.“ In einem Telegram-Beitrag drohte er Kiew mit brutaler Vergeltung.
Derweil spricht der Kreml von Ermittlungen, hält sich ansonsten aber bedeckt. Innenpolitisch will man offenbar vermeiden, die eigene Verwundbarkeit zu sehr einzugestehen.
Die Uhr tickt – auf beiden Seiten
Interessanterweise laufen im Hintergrund wieder diplomatische Gespräche an. Am Montag trafen sich Vertreter Russlands und der Ukraine in Istanbul – das erste direkte Gesprächsformat seit Monaten. Ergebnis: ein Austausch von Gefallenen und Gefangenen. Doch von echter Annäherung? Keine Spur.
Die Ukraine schlug sogar ein Gipfeltreffen mit Selenskyj, Putin und Trump vor. Doch der Kreml winkte ab – wenig überraschend. Stattdessen veröffentlichte Moskau seine Bedingungen für eine mögliche Friedenslösung: Weitere Gebietsabtretungen, Neutralität der Ukraine, keine westlichen Militärbündnisse. Kurz: Kapitulation.
Warten, bis der Gegner schwächelt?
Ein ehemaliger Kreml-Insider äußerte sich anonym: Ja, die Angriffe seien ein „Fiasko für die russischen Dienste“. Doch Putin, so glaubt er, spiele auf Zeit. Die Ukraine verliere Monat für Monat Soldaten, der Nachschub werde knapper. Moskau hoffe offenbar, dass der Westen irgendwann das Interesse verliere – oder zumindest die Geduld.
Doch wer sagt, dass der Kreml diesen langen Atem wirklich hat? Was, wenn die Angriffe auf strategische Ziele nicht aufhören? Die Krim-Brücke – Symbol russischer Macht – wackelt erneut. Und jeder neue Schlag bringt die Illusion der Unverwundbarkeit weiter ins Wanken.
Ein Ende des Krieges? Noch lange nicht in Sicht. Doch eines zeigt sich: Die Ukraine hat nicht nur Kampfgeist, sondern auch Strategie – und bringt Moskau immer wieder aus dem Takt.
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!