Es riecht nach verbranntem Harz, während dichter Rauch über die Pinède bei Saint-Clément-de-Rivière aufsteigt.
Montag, 7. Juli 2025. Früher Nachmittag. Ein Funke genügt – und binnen Minuten frisst sich das Feuer durch das trockene Unterholz an der Route de Ganges, wenige Kilometer nördlich von Montpellier.
Der Wind peitscht die Flammen in Richtung Montferrier-sur-Lez. Ein infernalischer Tanz aus Hitze, Rauch und brennenden Kiefern. Bewohner berichten, sie hätten das Brummen der Löschflugzeuge gehört, bevor sie überhaupt realisierten, was vor sich ging.
150 Feuerwehrleute sind im Einsatz.
Vier Canadairs, ein Dash und ein Hubschrauber der Sécurité Civile kreisen über der Region, laden Wasser aus nahegelegenen Seen und werfen es auf die Feuerfronten, die scheinbar unaufhaltsam voranschreiten. Unten am Boden kämpfen Männer und Frauen in Schutzanzügen mit Schlauchleitungen, Motorsägen und Feuerspritzen gegen Glutnester, die immer wieder neu aufflammen.
Die Präfektur ordnet die präventive Evakuierung einiger Wohnhäuser an. Anwohner verlassen ihre Häuser mit gepackten Taschen, Haustieren und Erinnerungen, in der bangen Hoffnung, dass ihre vier Wände verschont bleiben.
„Wir sahen die Flammen von der Terrasse aus“, erzählt ein Mann, der mit seiner Familie Richtung Ortsausgang fuhr. „Alles ging so schnell – es war beängstigend.“
Warum breiten sich solche Brände so rasend aus?
Der Sommer. Trockenheit. Temperaturen weit über 30 Grad. Dazu eine Brise, die aus einem kleinen Feuer einen lodernden Brandherd macht, bevor jemand eingreifen kann. Waldbrandsaison in Südfrankreich – eine ständige Angst, die in diesem Moment wieder einmal zur Realität wurde.
Doch dann die erleichternde Nachricht: Der Brand ist unter Kontrolle. Zunächst.
Vier Hektar Wald hat er verschlungen, eine Fläche so groß wie fünf Fußballfelder. Keine Häuser wurden zerstört. Niemand wurde verletzt. Ein kleiner Sieg in einem Kampf, der für viele Feuerwehren im Süden ein Sommermarathon ist.
Die Straßen rund um Saint-Clément-de-Rivière und Montferrier-sur-Lez bleiben dennoch vorerst gesperrt. Glutnester schwelen oft unbemerkt im Unterholz, bereit, bei dem kleinsten Windstoß wieder aufzuleben. Die Einsatzkräfte bleiben vor Ort, überwachen mit Wärmebildkameras und geschärften Sinnen die verbrannte Fläche.
Denn wer garantiert, dass der nächste Funke nicht schon lauert?
Dieses Feuer führt einmal mehr vor Augen, wie verletzlich periurbane Gebiete sind – Zonen am Stadtrand, in denen Natur und Wohnraum sich berühren. Saint-Clément-de-Rivière, Teil der Metropolregion Montpellier, ist eingebettet zwischen Wäldern und Garrigue – eine wunderschöne Lage, aber in diesen Zeiten auch eine hochgefährdete.
Die Behörden mahnen zur Vorsicht. Rauchen im Wald? Verboten. Offenes Feuer? Verboten. Denn oft reicht ein vergessener Zigarettenstummel oder ein Funke von einem Autoauspuff aus, um ganze Lebensräume zu vernichten.
Für viele wirkt die Gefahr abstrakt, bis sie sich in Form eines pechschwarzen Rauches am Horizont auftürmt. Waldbrände sind längst Teil des mediterranen Alltags geworden. Klimawandel, steigende Temperaturen und anhaltende Trockenphasen bilden ein brandgefährliches Trio.
Die kommenden Wochen versprechen keine Entwarnung. Im Gegenteil. Wetterdienste kündigen anhaltend heiße, trockene Tage für ganz Okzitanien im Südwesten Frankreichs an.
Vorsicht ist nicht nur gut gemeinter Rat. Sie ist pure Notwendigkeit.
Denn so schnell das Feuer heute besiegt werden konnte – morgen könnte es an anderer Stelle sehr leicht erneut aufflammen.
Autor: Andreas M. Brucker
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