Vier Grad mehr – das klingt zunächst nicht dramatisch. Doch die Folgen wären enorm. Frankreich stellt sich dieser Herausforderung und hat nun seinen dritten nationalen Anpassungsplan an den Klimawandel (PNACC) veröffentlicht. Das Ziel: Das Land auf eine drastische Erwärmung vorbereiten. Doch während die Regierung den Plan als Fortschritt sieht, kritisieren Experten ihn als unzureichend.
Ein ambitionierter Plan – mit Fragezeichen
Die französische Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher präsentierte das Maßnahmenpaket am 10. März. Es umfasst rund 50 konkrete Punkte, die das Land widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels machen sollen.
Dazu gehört unter anderem die Aufstockung des Fonds Barnier auf 300 Millionen Euro. Dieser Fonds, benannt nach seinem Gründer Michel Barnier, wurde 1995 eingerichtet, um Städte, kleine Unternehmen und Privatpersonen finanziell zu unterstützen, wenn es um Schutzmaßnahmen gegen Naturkatastrophen geht. Doch Versicherungsverbände wie France Assureurs kritisieren: Das sei viel zu wenig, um die drohenden Schäden tatsächlich aufzufangen.
Schutzmaßnahmen für Menschen, Infrastruktur und Kulturerbe
Die Regierung plant außerdem, den Schutz von Arbeitnehmern bei Hitzewellen zu verbessern – eine überfällige Maßnahme, denn immer mehr Berufsgruppen sind direkt von extremer Hitze betroffen. Doch nicht nur Menschen, sondern auch Gebäude und Infrastrukturen stehen im Fokus. So sollen Transportwege und landwirtschaftliche Betriebe besser auf den Klimawandel abgestimmt werden.
Besonders bemerkenswert: Frankreich will verstärkt sein kulturelles Erbe schützen. Weltberühmte Wahrzeichen wie die Tour Eiffel oder der Mont Saint-Michel könnten in Zukunft stärker von Extremwetter bedroht sein. Die Regierung plant daher spezielle Maßnahmen, um diese historischen Orte zu sichern.
Gute Ideen – aber wer setzt sie um?
Trotz der ambitionierten Ziele bleibt die Frage: Wie genau soll das alles finanziert und umgesetzt werden? Nicolas Richard von France Nature Environnement lobt zwar die „gute Richtung“ des Plans, warnt jedoch davor, dass klare Strukturen fehlen. Es sei unklar, wer die Verantwortung trägt und ob genug Geld zur Verfügung steht.
Auch andere Beobachter sind skeptisch. Der Plan wurde bereits mehrfach verschoben – erst wegen politischer Prioritäten, dann wegen der Regierungskrise 2024. Der Haut Conseil pour le Climat hatte bereits vor Monaten kritisiert, dass Frankreich nicht genug tue und eine „Veränderung des Maßstabs“ forderte. Die Cour des Comptes, das französische Rechnungshof-Äquivalent, drängte die Politik sogar, endlich die Dringlichkeit der Anpassung anzuerkennen und sprach von einem „Investitions-Tsunami“, der nötig sei.
4 °C Erwärmung – was bedeutet das für Frankreich?
Doch warum ist dieser Plan so wichtig? Eine Erwärmung um 4 °C würde Frankreich in vielerlei Hinsicht verändern:
- Extremere Hitzewellen: Bereits heute sind Hitzewellen tödlich – in Zukunft könnten sie noch häufiger und intensiver werden.
- Steigende Meeresspiegel: Küstenstädte müssen sich auf stärkere Sturmfluten und Überschwemmungen einstellen.
- Wassermangel: Regionen wie die Provence oder das Languedoc könnten mit massiver Trockenheit kämpfen.
- Waldbrände: Schon jetzt plagen Frankreich immer größere Brände – ein heißeres Klima würde die Gefahr weiter steigern.
Vom Reden zum Handeln
Die Politik hat verstanden, dass Anpassung an den Klimawandel unvermeidbar ist. Doch es reicht nicht, Pläne zu schmieden – sie müssen auch umgesetzt werden. Frankreich steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Ob die aktuelle Strategie genügt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
Ein Umdenken ist dringend nötig. Sonst wird das Land die Folgen nicht nur spüren – sondern bezahlen.
Von Andreas M. B.
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