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Lange wurde darüber debattiert, jetzt liegt der Plan auf dem Tisch: Frankreich hat einen neuen Fahrplan, um sich auf ein mögliches Plus von vier Grad bis 2100 vorzubereiten. Doch während die Regierung das Maßnahmenpaket als Meilenstein feiert, sind viele Experten skeptisch.

Klimawandel als neue Normalität

Manchmal fühlt sich die Klimakrise abstrakt an. Doch in Frankreich sind die Veränderungen längst spürbar. Seit 1900 ist die Durchschnittstemperatur um 1,7 Grad gestiegen – Hitzerekorde, Überflutungen und Küstenerosion gehören mittlerweile zum Alltag.

„Das sind keine Ausnahmen mehr“, betonte Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher. „Das ist die neue Realität – und sie ist tragisch.“

Die Regierung hat daher den dritten Nationalen Anpassungsplan an den Klimawandel (PNACC-3) vorgestellt. 52 Maßnahmen sollen helfen, Frankreich wetterfest zu machen.

Was steht drin?

Besonders im Fokus stehen Regionen, die stark gefährdet sind: Küstengebiete, Bergregionen, Wälder und landwirtschaftliche Flächen. Der Plan sieht unter anderem vor:

  • Hitzeschutz für Arbeitnehmer: Neue Regeln für Menschen, die draußen arbeiten müssen.
  • Bessere Infrastruktur: Straßen, Bahnstrecken und Landwirtschaft sollen an die Extremwetter angepasst werden.
  • Kulturstätten schützen: Wahrzeichen wie der Eiffelturm oder der Mont Saint-Michel bekommen Schutzkonzepte.
  • Wohnen im Klimawandel: Strengere Regeln für Renovierungen, um Gebäude widerstandsfähiger zu machen.

Ein wichtiger Punkt: Eine rechtliche Absicherung für die „Referenz-Trajektorie der Anpassung an den Klimawandel“ (TRACC) soll geschaffen werden. Das klingt technisch, könnte aber langfristig entscheidend sein.

Viel angekündigt, aber auch finanziert?

Geld ist immer ein Knackpunkt. Frankreich setzt auf mehrere Töpfe:

  • Der Fonds Barnier, der seit 1995 Katastrophenschutz finanziert, soll aufgestockt werden.
  • 260 Millionen Euro aus dem Fonds Vert werden für Klimaanpassung umgeschichtet.
  • Eine Milliarde Euro aus den Wasseragenturen soll für Wasserprojekte bereitstehen.

Doch reicht das? Die NGO Oxfam hält den Plan für „zahnlos“ – zu wenig Geld, keine klare Verantwortung, zu wenig Schutz für gefährdete Menschen wie Kinder oder Senioren.

Das Institut für Klimaökonomie (I4CE) ist ebenfalls skeptisch. Ihr Experte Guillaume Dolques meint: „Die Mittel steigen nicht wirklich – es werden nur Prioritäten verschoben.“

Ein weiteres Problem: Private Investoren und Banken sollen ab 2026 stärker eingebunden werden. Aber wie genau das funktionieren soll, bleibt offen.

Fazit: Ein Anfang, aber kein Durchbruch

Die Regierung sieht den Plan als Fortschritt, Kritiker als unzureichend. Das eigentliche Problem? Selbst wenn alle Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt Frankreich weiter stark vom Klimawandel betroffen. Und jedes verlorene Jahr macht die Anpassung teurer.

„Ein Euro für Anpassung spart acht Euro an Schäden“, rechnet die Ministerin vor. Die Frage ist nur: Investiert Frankreich genug – oder spart es sich in eine teurere Zukunft?

Von Andreas M. B.

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