Tag & Nacht

Während die Olympischen Spiele in Paris ihrem Ende entgegengingen, brach über Frankreich eine Hitzewelle herein, die die Temperaturen in schwindelerregende Höhen treibt. Mit Spitzenwerten von 40 °C im Südwesten des Landes zeigt sich diese „canicule“ (Hitzewelle) gnadenlos – und das just zu dem Zeitpunkt, an dem die Abschlusszeremonie im Stade de France begann.

Wegen der steigenden Temperaturen wurden am Sonntag, dem 11. August, 25 Départements in Alarmbereitschaft versetzt und der Wetterdienst rief die Stufe Warnstufe Orange aus. Am Montag wurde der Hitzealarm auf 45 Départements ausgeweitet. Von der Bretagne bis ins Elsass, einschließlich der Region um Paris, sind aber insgesamt 58 Départements von der Hitze betroffen.

Ein Kontrastprogramm für die Athleten

Als die Athleten aus aller Welt am 26. Juli unter strömendem Regen sich in Booten auf der Seine zur Eröffnungszeremonie einfanden, hätten sie wohl nicht gedacht, dass sie das Finale unter so extremen Bedingungen erleben würden. Mit 27 °C am Sonntagmorgen und Höchstwerten von 33 °C lag die Temperatur während der Abschlussfeier gegen 21 Uhr bei 31 °C liegen – ein wahrhaft heißer Abschied!

Frankreichs Kampf gegen die Hitze

Die Franzosen, von Paris bis Bordeaux, suchen verzweifelt nach Abkühlung – sei es im Schatten, am Wasser oder in klimatisierten Räumen. Doch nicht alle Maßnahmen zur Erfrischung sind vernünftig. In Lormont, einer Vorstadt von Bordeaux, haben einige Wagemutige die Badeverbote am Etang de l’Ermitage ignoriert und sich dennoch ins Wasser gestürzt. Verständlich, wenn das Thermometer auf fast 40 °C klettert und die Stadt vor Hitze glüht.

Florian Boursier, ein 34-jähriger Industriemitarbeiter, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass er und seine Freunde ursprünglich an die Küste fahren wollten, es aber aufgrund der Hitze dann doch nicht taten. „Also sind wir stattdessen zum See gefahren“, erzählt er. Die Strände des Golfs von Biskaya standen ohnehin unter höchster Warnstufe aufgrund gefährlicher Meeresströmungen, die Badegäste durften nur in gekennzeichneten Zonen im Meer schwimmen.

Rekorde in Reichweite

Besonders im Südwesten sind die Temperaturen mal wieder beängstigend nahe an historische Rekorde herangerückt. In Bordeaux wurden am Sonntag Höchstwerte um die 40 °C gemessen – nur knapp unter dem August-Rekord von 40,7 °C aus dem Jahr 2003. Der absolute Rekord der Stadt liegt bei 41,2 °C und stammt aus dem Jahr 2019. Einige Experten, wie François Gourand von Météo-France, rechnen damit, dass in der Region Nouvelle-Aquitaine und an den atlantischen Küsten auch 2024 neue Höchstmarken erreicht werden könnten.

Ganz Frankreich schwitzt unter dieser Hitzewelle, die Temperaturen über 30 °C selbst im Norden bringt. Besonders in Cadenet und Carcassonne wurden am Samstag fast 40 °C erreicht – Werte, die nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Infrastruktur auf die Probe stellen.

Vorsicht bei Waldbränden und wegen gesundheitlicher Risiken

Neben den Temperaturen ist auch die Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Landes angestiegen. Acht Départements im Süden, von der Gironde bis zum Var, wurden am Sonntag in höchste Alarmbereitschaft für Waldbrände versetzt. Das Gesundheitsministerium hat erneut seine Hotline für Hitzewellen aktiviert, um die Bevölkerung zu warnen und zu schützen – besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder und Personen mit Vorerkrankungen.

Klimawandel und Zukunftsperspektiven

Dass solche Hitzewellen häufiger und intensiver werden, ist kein Zufall. Der Klimawandel, angetrieben durch menschliches Handeln, verstärkt diese Extreme. Wo früher alle fünf Jahre eine Hitzewelle zu erwarten war, kommt es seit 2000 jedes Jahr dazu – ein klarer Beleg für die veränderten klimatischen Bedingungen.

Der Sommer 2024 mag bisher weniger extrem gewesen sein als der von 2022, doch die aktuelle Hitzewelle zeigt, dass wir uns auf noch heißere Zeiten einstellen müssen. Es bleibt abzuwarten, wie die Menschen und die Natur auf diese neuen Herausforderungen reagieren werden – denn eins ist sicher: Die Hitze wird bleiben.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!