Die französische Nationalversammlung hat eine Untersuchung zu den psychologischen Auswirkungen von TikTok auf Kinder und Jugendliche eingeleitet. Im Fokus steht die Frage, ob die Plattform gefährliche Inhalte verstärkt – und damit Risiken wie Suizidgedanken, Selbstverletzung oder Hypersexualisierung begünstigt.
Eine Kommission für mehr Klarheit
TikTok zählt in Frankreich über 15 Millionen monatliche Nutzer – darunter viele Kinder unter 12 Jahren, obwohl die App offiziell erst ab 13 erlaubt ist. Die Abgeordnete Laure Miller, die die Untersuchung vorangetrieben hat, sieht dringenden Handlungsbedarf: „TikTok hat die intransparenteste und wahrscheinlich ineffizienteste Moderationspolitik unter den sozialen Netzwerken.“
Die nun eingesetzte Kommission hat sechs Monate Zeit, um zu untersuchen, ob TikTok tatsächlich problematische Inhalte verstärkt. Besonders besorgniserregend: Eine US-Studie aus dem Jahr 2022 fand heraus, dass Jugendliche, die Anzeichen von psychischem Stress zeigen, im Schnitt zwölfmal häufiger mit Videos zu Suizid und Selbstverletzung konfrontiert werden.
Die Schattenseiten des Algorithmus
TikToks Algorithmus ist bekannt dafür, Inhalte in kürzester Zeit millionenfach zu verbreiten. Doch was passiert, wenn der Feed nicht nur lustige Tanzvideos zeigt, sondern gefährliche Ideologien, verzerrte Schönheitsideale oder Selbstverletzung verharmlost? Kritiker warnen, dass die App gerade bei psychisch labilen Jugendlichen negative Spiralen verstärken könnte.
Hinzu kommt die Problematik hypersexualisierter Inhalte. Viele junge Nutzer stoßen auf Videos, die problematische Rollenbilder vermitteln – oder werden selbst dazu animiert, sich in fragwürdiger Weise zu präsentieren. Die Frage ist also: Trägt TikTok dazu bei, dass psychische Erkrankungen zunehmen?
TikToks Reaktion – ein Tropfen auf den heißen Stein?
TikTok selbst gibt sich zurückhaltend. Man wolle die Untersuchung abwarten, betont das Unternehmen. Gleichzeitig wurde in der EU eine neue Funktion eingeführt, mit der Eltern die Nutzungsdauer ihrer Kinder begrenzen können. Doch reicht das aus?
Die Untersuchung der Nationalversammlung könnte ein Wendepunkt sein. Falls TikTok tatsächlich nachgewiesen wird, psychische Probleme zu verstärken, könnte das zu strengeren Regulierungen führen. Und am Ende bleibt die Frage: Wie viel Verantwortung trägt eine Plattform – und wie viel liegt in den Händen der Nutzer und ihrer Eltern?
Autor: C.H.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!