Tag & Nacht

Am Montag sind französische Landwirte in zahlreichen Regionen des Landes auf die Straßen gegangen, um ihrer Wut über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Ausdruck zu verleihen. Die FNSEA, der größte landwirtschaftliche Verband Frankreichs, und die Jeunes Agriculteurs (JA) haben zu Protesten aufgerufen, die sich gegen das Abkommen und weitere Herausforderungen wie schlechte Ernten und Tierseuchen richten. Bereits am Sonntag hatten die Aktionen begonnen, die sich über das ganze Land erstrecken und verschiedene Protestformen annehmen, von „Schneckenoperationen“ auf Straßen bis hin zu symbolischen Aktionen wie der Umkehrung von Ortsschildern.

Warum protestieren die Landwirte?

Im Zentrum der Proteste steht das Mercosur-Abkommen, das den Import von landwirtschaftlichen Produkten aus Südamerika erleichtern würde. Die Landwirte befürchten, dass dadurch billige Importe auf den europäischen Markt gelangen, die unter weniger strengen Umwelt- und Tierschutzstandards produziert werden. „Das wäre eine Katastrophe für die französische Landwirtschaft“, sagte Jordan Charransol, Präsident der Jeunes Agriculteurs im Vaucluse.

Zusätzlich kritisieren die Landwirte die schleppende Umsetzung der 70 Versprechen, die im Winter 2023/2024 von der Regierung gemacht wurden, um die Situation der Landwirtschaft zu verbessern. Auch die Auswirkungen von schlechten Ernten und Tierkrankheiten verschärfen die Lage.


Die Proteste im Überblick: Aktionen in ganz Frankreich

Auvergne-Rhône-Alpes

In der Region Auvergne wurden Ortsschilder symbolisch umgedreht und mit Namen brasilianischer oder argentinischer Städte versehen. In Isère sind am Montag zwischen 15 und 22 Uhr mehrere blockierende Barrikaden geplant. In der Loire ziehen Konvois von Landwirten nach Roanne, Montbrison und Saint-Étienne, um vor den Präfekturen zu protestieren.

Bretagne

In den Côtes-d’Armor versammeln sich die Landwirte ab Montagabend an mehreren strategischen Punkten, darunter die Orte Lamballe, Dinan und Guingamp. In anderen bretonischen Regionen wie Morbihan oder Finistère verzögern sich die Aktionen aufgrund der landwirtschaftlichen Arbeit, die durch schlechtes Wetter liegengeblieben ist.

Bourgogne-Franche-Comté

In der Côte-d’Or planen Landwirte ein „Feuer der Wut“ am Montagabend in der Nähe von Dijon. Radargeräte im Doubs werden symbolisch mit Planen verhüllt. Auf einem Kreisverkehr in Mâcon (Saône-et-Loire) wollen die Demonstranten europäische und Mercosur-Flaggen hissen.

Grand-Est

In den Ardennen werden an der Grenze zu Belgien Kontrollstellen errichtet, um Lastwagen zu überprüfen, die möglicherweise Produkte transportieren, die nicht den EU-Normen entsprechen.

Île-de-France

Auf der N118 in den Yvelines blockierten 15 Traktoren am Montagmorgen zwei von drei Fahrspuren, was zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führte. Während der Hochphase der Proteste waren dort bis zu 200 Landwirte aktiv.

Nouvelle-Aquitaine

In der Dordogne fahren Traktoren nach Périgueux, wo eine Demonstration vor der Präfektur stattfindet. In den Landes und im Lot-et-Garonne wurden „Schneckenoperationen“ und mögliche Blockaden angekündigt.

Occitanie

In den Pyrénées-Orientales sind Blockaden der A9 bei einem Mautpunkt an der spanischen Grenze geplant. In Toulouse werden Demonstranten am Mittwoch vor der Carrefour-Zentrale und der Sodexo-Fabrik von Airbus erwartet.

Pays de la Loire

In der Mayenne planen Landwirte Demonstrationen auf zwei Brücken in Laval, während in der Sarthe Ortsschilder mit Namen südamerikanischer Städte versehen wurden.

Provence-Alpes-Côte d’Azur

In Avignon haben Landwirte am Montagmorgen mit Traktoren und Bannern wichtige Verkehrsachsen blockiert. Eine Delegation wird sich am Nachmittag mit dem Präfekten treffen, um die Sorgen der Landwirte direkt zu übermitteln. In den Bouches-du-Rhône planen Demonstranten, in Salon-de-Provence landwirtschaftliche Abfälle vor Behördengebäuden abzuladen.


Die Forderungen der Landwirte

Die Landwirte verlangen nicht nur das Ende der Verhandlungen über das Mercosur-Abkommen, sondern auch stärkere Unterstützung für die heimische Landwirtschaft. Sie fordern von der Regierung, die im Winter 2023/2024 gegebenen Zusagen einzuhalten, darunter Hilfen für betroffene Landwirte und Maßnahmen gegen unfairen Wettbewerb.


Ein breites Bündnis und ein klarer Appell

Die Mobilisierungen zeigen, wie groß die Wut und die Frustration unter den französischen Landwirten sind. Der Protest richtet sich nicht nur gegen das Mercosur-Abkommen, sondern ist auch ein Ausdruck tiefer Besorgnis über die Zukunft der Landwirtschaft in Frankreich. Die Aktionen werden voraussichtlich noch mehrere Tage andauern und könnten die Regierung dazu zwingen, klare Positionen zu beziehen.


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