Tag & Nacht

Frankreichs Kolonialgeschichte erstreckt sich über Jahrhunderte und hat zahlreiche Regionen der Welt geprägt. Eine der weniger bekannten, aber bedeutsamen Episoden ist der Anschluss Neukaledoniens an Frankreich, der am 24. September 1853 erfolgte. Dieser Tag markiert den Beginn der französischen Herrschaft über eine Inselgruppe im Pazifik, die seitdem eine komplizierte Beziehung zu ihrer Kolonialmacht pflegt.

Der historische Hintergrund

Neukaledonien wurde 1774 von dem britischen Entdecker James Cook entdeckt, der die Inseln „Neu-Schottland“ (New Caledonia) nannte. Doch es war der französische Admiral Auguste Febvrier-Despointes, der am 24. September 1853 die Inselgruppe im Namen von Napoleon III. offiziell für Frankreich in Besitz nahm. Dies geschah zu einer Zeit, als Frankreich seine kolonialen Interessen in der Südsee erweiterte und strategisch wichtige Gebiete kontrollieren wollte. Diese Annexion führte zur Errichtung einer Strafkolonie, in die ab 1864 insgesamt etwa 21.000 Verurteilte geschickt wurden. Diese Siedler sollten die Kolonialisierung vorantreiben, was jedoch zu Konflikten mit den indigenen Kanaken führte.

Folgen für die indigene Bevölkerung

Die Auswirkungen der Kolonialisierung auf die Kanaken, die Ureinwohner Neukaledoniens, waren verheerend. Bereits eingeschleppte Krankheiten dezimierten die indigene Bevölkerung, und die französischen Siedler verdrängten sie zunehmend von ihren angestammten Gebieten. Besonders der Nickelbergbau, der ab 1873 begann, führte zu weiterer Enteignung und Vertreibung der Kanaken. Die Kanaken, die von ihren Küstenregionen ins Inland gedrängt wurden, hatten kaum noch politische Rechte und wurden wirtschaftlich marginalisiert. Der große Kanaken-Aufstand von 1878, bei dem sie gegen die Kolonialmacht rebellierten, endete mit massiven Repressalien, Enteignungen und Deportationen.

Wirtschaftliche Bedeutung und strategisches Interesse Frankreichs

Ein Grund für das fortdauernde Interesse Frankreichs an Neukaledonien liegt in den riesigen Nickelvorkommen. Das Land verfügt über etwa 25 % der weltweiten Reserven dieses wichtigen Rohstoffs, der für die moderne Technologieindustrie von großer Bedeutung ist. Für Frankreich, das durch die Rohstoffe einen geostrategischen Vorteil erhält, ist Neukaledonien nicht nur eine historische Kolonie, sondern auch ein wichtiger Bestandteil seiner globalen Wirtschaft und seines militärischen Einflusses im Indo-Pazifik.

Der Kampf um Unabhängigkeit

Seit den 1980er Jahren wird die Frage der Unabhängigkeit immer wieder diskutiert. Der Konflikt erreichte seinen Höhepunkt im Jahr 1988, als es zu einer Geiselnahme durch Separatisten auf der Insel Ouvéa kam. Dies führte zum Matignon-Abkommen und später zum Nouméa-Abkommen von 1998, das Neukaledonien mehr Autonomie gewährte und die Möglichkeit eröffnete, in Referenden über die Unabhängigkeit abzustimmen. In den letzten Jahrzehnten haben bereits mehrere Abstimmungen stattgefunden, bei denen die Mehrheit der Bevölkerung sich jedoch immer für den Verbleib bei Frankreich entschieden hat. Trotz dieser Ergebnisse bleibt die Unabhängigkeitsbewegung, angeführt von den Kanaken, eine zentrale politische Kraft in der Region.

Ein komplexes Erbe

Die Geschichte Neukaledoniens ist ein Sinnbild für die Herausforderungen des Kolonialismus – ein Volk, das um seine Rechte und seine Kultur kämpft, und eine Kolonialmacht, die aus wirtschaftlichen und geopolitischen Gründen an ihrer Präsenz festhält. Die Frage bleibt: Wird Neukaledonien in der Zukunft den Weg in die Unabhängigkeit finden oder Teil der französischen Republik bleiben? Klar ist, dass der 24. September 1853 den Grundstein für ein langes, komplexes Kapitel in der Geschichte der Region gelegt hat.

Es grüßt die Redaktion von Nachrichten.fr


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!