Das flirrende Summen der Zikaden, der Duft nach Pinienharz, Lavendel und salziger Meeresluft – all das gehört zum Sommer im Süden Frankreichs. Doch in diesem Jahr mischt sich etwas anderes darunter. Rauch. Angst. Alarm.
Seit dem ersten Juliwochenende kämpfen Feuerwehr und Behörden gegen eine Serie massiver Brände, die bereits jetzt zeigen, wie heftig diese Saison werden könnte.
In drei Regionen lodern die Flammen.
Hérault: Flammenmeer am Gardiole-Massiv
Samstag, 5. Juli. Auf dem Gardiole-Massiv zwischen Montpellier und Sète bricht ein Feuer aus. Innerhalb weniger Stunden frisst es sich durch mehr als 400 Hektar Wald und Buschland. Der Wind peitscht die Flammen vor sich her wie ein unbändiges Tier. Rauchschwaden verdunkeln die Autobahn A9, die daraufhin stundenlang gesperrt bleibt.
Urlauber sitzen fest, Autoschlangen ziehen sich kilometerweit. Viele blicken mit entsetztem Staunen auf die orange flackernden Hügel am Horizont.
In der Nacht gelingt es den Feuerwehrleuten, unterstützt von Löschflugzeugen, den Brand einzudämmen. Doch Entwarnung gibt es nicht. Immer noch glimmt es in der Vegetation, als würde der Boden selbst schwelen.
Bouches-du-Rhône: Alarmstufe Rot an der Côte Bleue
Nahe Marseille, an der Côte Bleue, bricht fast zeitgleich ein weiteres Feuer aus. Rund hundert Hektar Wald brennen ab. 350 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, während Anwohner vorsorglich ihre Häuser verlassen.
Für die Region ist es das erste Mal in diesem Sommer, dass die höchste Waldbrandwarnstufe ausgerufen wird: Rot. Ein Zeichen dafür, dass selbst kleinste Funken reichen könnten, um ganze Landstriche in Brand zu setzen.
Aude: Feuerinferno durch Autobrand entfacht
Auch im Departement Aude, südwestlich von Montpellier, brennt es lichterloh. Hier wird der Auslöser schnell gefunden: Ein Auto auf der Autobahn A61 geht in Flammen auf – der Funkenflug setzt die umliegende Vegetation in Brand.
400 Hektar stehen innerhalb kürzester Zeit in Flammen. Mehr als 300 Feuerwehrleute eilen herbei, Löschhubschrauber kreisen über den Feldern, während Böen den Rauch in alle Richtungen treiben. Immer wieder flammt das Feuer neu auf, als wolle es sich nicht besiegen lassen.
Ein Sommer der Extreme
Heiß, trocken, windig – diese drei Zutaten ergeben das Rezept für eine Katastrophe. Genau diese Mischung herrscht derzeit in Südfrankreich. Die Temperaturen klettern weit über die 35-Grad-Marke, der Boden ist staubtrocken, und der Mistralwind facht jede Glut an.
Météo-France hat mehrere Departements auf die höchste Warnstufe für Waldbrandgefahr gesetzt. Teilweise ist der Zugang zu bewaldeten Gebieten komplett verboten. Spaziergänger, Radfahrer und Wanderer müssen draußen bleiben, um keine weiteren Brände zu riskieren.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Die Feuerwehren sind in höchster Alarmbereitschaft. Aus Erfahrung wissen sie: Der Juli ist oft nur der Auftakt. Wenn sich die Hitze über Wochen hält und kein Regen fällt, droht eine Serie von Bränden, wie sie Frankreich zuletzt im Jahrhundertsommer 2003 erlebt hat.
In der Bevölkerung wächst die Angst. Erinnerungen werden wach an jene Tage, an denen Rauchschwaden über Städten und Stränden hingen und Löschflugzeuge im Minutentakt Wasser über brennende Hänge abwarfen.
Gleichzeitig ist klar: Die Feuerwehren sind so gut vorbereitet wie selten zuvor. Neue Einsatzpläne, mehr Personal und zusätzliche Löschflugzeuge stehen bereit. Doch gegen die unberechenbaren Kräfte von Wind und Hitze bleibt jeder Einsatz ein Tanz auf Messers Schneide.
Der Klimawandel als Brandbeschleuniger
Meteorologen und Experten sind sich einig: Die Trockenheit in Südfrankreich ist nicht nur eine Laune der Natur. Längere Hitzeperioden, mildere Winter und weniger Niederschlag sorgen dafür, dass Wälder und Sträucher immer leichter entflammbar werden.
Das Klima hat sich verändert. Und mit ihm das Risiko.
Was bleibt?
Für die kommenden Wochen gilt höchste Wachsamkeit. Ein Funke reicht, und das französische Mittelmeerparadies verwandelt sich in eine Hölle aus Feuer und Asche.
Feuerwehrleute, Anwohner und Urlauber wissen: Der Sommer hat gerade erst begonnen.
Autor: C.H.
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