Die Lage im Gazastreifen spitzt sich weiter zu. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat der Armee den Befehl erteilt, „mehr Territorium zu erobern“ – mit drastischen Worten und einer klaren Botschaft: Der Druck auf die Hamas soll steigen, notfalls mit bleibenden Konsequenzen für die Palästinenser.
Annexion als Druckmittel
Katz‘ Aussage ist unmissverständlich: „Je länger die Hamas sich weigert, die Geiseln freizulassen, desto mehr Land verliert sie – das dann Israel angegliedert wird.“ Diese Ankündigung fällt nicht nur militärisch ins Gewicht, sondern ist politisch hochexplosiv. Denn sie impliziert nicht nur eine temporäre Besetzung, sondern eine mögliche dauerhafte Annexion von Teilen des Gazastreifens.
Der Verteidigungsminister spricht von einer „permanenten Besetzung von Sicherheitszonen“. Damit rückt eine vollständige territoriale Rückgabe an die Palästinenser in noch weitere Ferne.
Politisches Beben: Geheimdienstchef entlassen
Parallel dazu sorgt eine Personalentscheidung für Aufsehen: Ronen Bar, der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, wurde entlassen. Offiziell heißt es, die Entscheidung sei einstimmig im Kabinett getroffen worden. Bar wird sein Amt spätestens bis zum 10. April abgeben.
Doch die Hintergründe werfen Fragen auf – und heizen die politische Debatte weiter an. Premierminister Netanjahu begründete den Schritt mit einem „anhaltenden Verlust an professionellem und persönlichem Vertrauen“. Ronen Bar wiederum sieht die Dinge anders: Er vermutet persönliche Motive hinter seiner Absetzung. Vor allem, so seine Vermutung, solle damit verhindert werden, dass unabhängige Untersuchungen zum 7. Oktober stattfinden – dem Tag, an dem der verheerende Angriff der Hamas auf Israel begann.
Der Unmut über den Rauswurf ließ nicht lange auf sich warten. Tausende Menschen protestierten am Donnerstagabend in Jerusalem – zunächst vor Netanjahus Privatresidenz, später vor dem Parlament. Ihre Botschaft: Die Entlassung ist kein Verwaltungsakt, sondern Teil eines größeren Machtspiels.
Ein Präsident, der zweifelt
Auch Präsident Isaac Herzog äußerte sich – ungewöhnlich kritisch. In einer Videoansprache zeigte er sich „zutiefst beunruhigt“ über die Wiederaufnahme der israelischen Luftangriffe in Gaza. „Es ist unmöglich, angesichts der Realität, die sich vor unseren Augen abspielt, nicht zutiefst erschüttert zu sein“, sagte er. Es sei „undenkbar“, gleichzeitig zu kämpfen und dabei die „heilige Mission“ der Geiselbefreiung aufrechtzuerhalten.
Eine deutliche Mahnung aus dem höchsten Amt des Landes – in einer Zeit, in der viele Stimmen zum Schweigen gebracht oder übertönt werden.
Erneute Eskalation: Tote, Raketen und kein Ende in Sicht
Während die Worte fliegen, sterben Menschen. Laut der palästinensischen Zivilschutzbehörde sind in den letzten Tagen über 500 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen – darunter mindestens 190 Minderjährige. Die Zahlen sind kaum zu fassen, doch sie verdeutlichen, wie heftig die Angriffe derzeit sind.
Und auch die Hamas reagiert: Am Donnerstag feuerte sie Raketen auf Tel Aviv – eine ihrer ersten offiziellen Reaktionen auf die neuerlichen Angriffe seitens Israels. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Konflikt längst wieder in eine neue, brutale Phase eingetreten ist.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Frage, die in der Luft hängt: Wohin führt diese Spirale? Wird das Land, das Israel derzeit im Gazastreifen „sichert“, tatsächlich annektiert? Und wie lange wird es dauern, bis die Eskalation auf andere Regionen übergreift?
Klar ist: Die Ankündigung von Israel Katz hat das Potenzial, den Nahostkonflikt auf eine neue, noch gefährlichere Ebene zu hieven. Und während politische Köpfe rollen und Bomben fallen, wächst das Leid der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten.
Die nächsten Tage dürften entscheidend sein.
Catherine H.
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