In der Nacht zum 19. Mai wurde der Gazastreifen einmal mehr zum Epizentrum brutaler Gewalt. Mindestens 100 Menschen verloren durch israelische Luftangriffe ihr Leben – viele davon in Flüchtlingslagern, die eigentlich Schutz bieten sollten. Es war eine Nacht, in der sich der Himmel über Gaza wieder in ein Inferno verwandelte.
Die israelische Armee intensivierte darüber hinaus ihre Bodenoffensive und sprach von „großangelegten Operationen“. Das Ergebnis: Trümmer, Tod und unermessliches Leid. Besonders heftig traf es die Stadt Gaza und den Norden der Enklave, wo zahlreiche Familien im Schlaf von den Angriffen überrascht wurden.
Im Süden, nahe Khan Younis, kam es zu einer weiteren Tragödie: Ein Flüchtlingslager wurde getroffen. Männer, Frauen, Kinder – sie alle suchten Schutz, doch der Krieg holte sie ein. Man hört Stimmen, die von einem Massaker sprechen.
Zusammenbruch der medizinischen Versorgung
Als wäre das Leid der Verletzten nicht schon groß genug, meldete die Gesundheitsbehörde der Enklave: Alle öffentlichen Krankenhäuser im Norden sind außer Betrieb. Das letzte funktionierende, das indonesische Krankenhaus, wurde eingeschlossen und unter Beschuss genommen. Ärzte, Patienten, Rettungskräfte – sie alle sitzen in der Falle.
Keine Medikamente. Keine Möglichkeit, Verletzte zu versorgen. Und draußen – das Donnern der Raketen.
Eine befürchtete Hungersnot
Seit dem 2. März ist keine Hilfslieferung mehr in die Enklave gelangt. Zwei Monate lang – kein Mehl, kein Reis, kein sauberes Wasser. Die Menschen leben von Resten, improvisieren, überleben von Tag zu Tag. Hilfsorganisationen warnten schon vor Wochen: Wenn nichts passiert, droht eine Hungersnot.
Nun, unter dem Druck der internationalen Gemeinschaft, öffnet Israel in beschränktem Umfang wieder Zugänge für Hilfsmittel. Eine „Grundmenge an Lebensmitteln“ soll zugelassen werden – um die schlimmste Not abzuwenden. Doch wird das reichen für 2,4 Millionen Menschen?
Internationale Kritik wächst
Frankreichs Außenminister forderte eine sofortige und massive Wiederaufnahme der Hilfe. Humanitäre Unterstützung dürfe nicht verhandelt werden, sagte er. Andere Länder schließen sich an – die Geduld mit Israel schwindet. Immer lauter werden die Stimmen, die eine Waffenruhe fordern.
Und was sagt Israel? Premierminister Netanjahu gibt sich offen – zumindest für ein Abkommen, das auch ein Ende der Militäroffensive einschließt. Ob das ernst gemeint ist oder nur Taktik, bleibt zur Zeit noch unklar.
Es liegt nahe, die begrenzte Öffnung der Hilfskorridore auch als politisches Manöver zu sehen. Denn ein völliger Zusammenbruch der humanitären Lage könnte Israel selbst schaden – durch internationalen Druck, durch diplomatische Isolation, durch den moralischen Preis, den man irgendwann zahlen muss.
Netanjahu will Kontrolle behalten – über die Offensive, über die Hilfe, über den internationalen Diskurs. Doch wie lange lässt sich das aufrechterhalten?
Neue Verhandlungen, alte Zweifel
In Katar laufen Gespräche zwischen Vertretern Israels und der Hamas. Es geht um eine mögliche Feuerpause, um die Freilassung von Geiseln, um Gefangenaustausch. Alles klingt nach Hoffnung – doch solche Gespräche gab es schon oft. Und zu oft sind sie im Raketenhagel untergegangen.
Die Menschen in Gaza können nicht mehr warten. Sie brauchen keine diplomatischen Floskeln – sie brauchen Brot, Wasser und ein Minimum an Sicherheit.
Was muss noch geschehen, bis sich etwas ändert? Wie viele Tote, wie viele zerstörte Familien, wie viele Trümmerhaufen braucht es noch?
Die internationale Gemeinschaft ist gefragt – und zwar jetzt. Nicht morgen. Denn das letzte Krankenhaus ist bereits gefallen. Sondern jetzt, in dieser Minute.
Es geht um Menschen. Um Leben. Um Würde.
Und ja – um Frieden. Auch wenn er heute fern scheint, muss er das Ziel bleiben. Für Gaza. Für Israel. Für uns alle.
Von C. Hatty
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