Tag & Nacht

Die angespannte Waffenruhe zwischen Israel und Hamas steht auf der Kippe. Israels Verteidigungsminister Israel Katz machte am Mittwoch unmissverständlich klar: Sollte Hamas nicht wie vereinbart bis Samstag weitere Geiseln freilassen, „wird die Hölle losbrechen“. Während internationale Vermittler fieberhaft versuchen, die Krise zu entschärfen, stehen beide Seiten sich feindseliger gegenüber als je zuvor.

Hamas droht mit Verzögerung – Israel reagiert mit Wut

Die aktuellen Spannungen entzündeten sich an der Frage, ob Israel seine Verpflichtungen aus der Waffenruhe ausreichend erfüllt. Hamas wirft Israel vor, nicht genügend Hilfsgüter wie Zelte und Unterkünfte nach Gaza geliefert zu haben. Als Reaktion drohte die Gruppe, die für Samstag geplante Freilassung von drei Geiseln zu verschieben.

Dennoch gibt es vorsichtige Hoffnungen auf eine Lösung. Hamas-Vertreter Mahmoud Merdawi sprach von „positiven Signalen“, dass die Geiselfreilassung wie geplant erfolgen könnte. Eine endgültige Zusage von israelischer Seite fehle jedoch noch. Ein ägyptischer Vermittler bestätigte, dass die Verhandlungen Fortschritte machen und Israel sich bereit erklärt habe, weitere Hilfsgüter nach Gaza zu schicken.

42 Tage Waffenruhe – ein brüchiger Deal

Die am 19. Januar in Kraft getretene Waffenruhe sollte zunächst 42 Tage andauern. Während dieser Zeit verpflichtet sich Israel zur Lieferung großer Mengen humanitärer Hilfe, während Hamas insgesamt 33 Geiseln freilassen soll – acht davon sind nach israelischen Angaben bereits tot. Bislang wurden 21 Geiseln freigelassen, im Gegenzug entließ Israel Hunderte palästinensische Häftlinge.

Doch jetzt droht der brüchige Deal zu scheitern. Sollte Hamas die Freilassung am Samstag verzögern, will Israel die Kämpfe wieder aufnehmen. Premierminister Benjamin Netanjahu verschärfte den Ton und ließ Truppen rund um Gaza verstärken. Die Streitkräfte hatten sich während der Waffenruhe aus bevölkerten Gebieten zurückgezogen, stehen aber nun offenbar bereit, erneut anzugreifen.

Trump mischt sich ein – mit explosiven Ideen

Zusätzliche Brisanz erhält die Lage durch Äußerungen von Ex-US-Präsident Donald Trump. Er brachte die Idee ins Spiel, die palästinensische Bevölkerung aus Gaza in Nachbarländer umzusiedeln – ein Vorschlag, der international auf heftigen Widerstand stößt. Jordanien und Ägypten, die von Trump als mögliche Aufnahmeländer ins Spiel gebracht wurden, lehnen dies kategorisch ab. Auch beim Treffen mit König Abdullah II in Washington blieb Trump bei seiner kontroversen Forderung.

Darüber hinaus forderte Trump, Hamas solle sofort alle verbliebenen Geiseln freilassen. Dieser Vorschlag stärkte Israels Position, am Samstag mehr als die geplanten drei Geiseln zurückzubekommen. Bislang erfolgte die Freilassung schrittweise, doch Israel drängt nun auf eine schnellere Abwicklung.

Was passiert nach der ersten Phase der Waffenruhe?

Parallel zur aktuellen Krise sollten bereits Verhandlungen über die zweite Phase der Waffenruhe beginnen. Diese sieht eine vollständige Einstellung der Kämpfe, den Rückzug der israelischen Armee aus Gaza und die Freilassung aller verbleibenden Geiseln vor. Doch es gibt kaum Fortschritte.

Netanjahu steht unter starkem Druck – sowohl von seinen Koalitionspartnern, die auf eine Fortsetzung des Krieges drängen, als auch von der israelischen Bevölkerung. Der Zustand der zuletzt freigelassenen Geiseln, die in erschreckend schlechter Verfassung waren, sorgt für wachsende Wut und fordert ihn heraus, den Deal mit Hamas weiterzuführen.

Die kommenden Tage könnten entscheidend sein: Kommt es zur Geiselfreilassung, bleibt die Waffenruhe bestehen. Bricht der Deal, könnte eine neue Eskalation folgen – mit noch größerer Gewalt als zuvor.

Von C. Hatty

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