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Begünstigt durch mildere Temperaturen haben sich diese Insekten in diesem Winter stark vermehrt. Sie sind sehr schwer zu beseitigen, nesseln beim Menschen und schädigen Tiere auch ohne direkten Kontakt.

Die milden Temperaturen in diesem Winter haben ihre Vermehrung begünstigt. Die Prozessionsspinner oder Nesselraupen befallen mittlerweile fast das gesamte französische Festland und haben sich langfristig etabliert. Das nesselnde Insekt ist schädlich für die Gesundheit von Menschen und Tieren, da es starke Reizungen hervorruft. Die Vermehrung der Nesselraupen wurde Experten zufolge durch die globale Erwärmung deutlich beschleunigt.

„Am Anfang haben wir nur von ein paar Nestern gesprochen. Das war etwas besonderes und die Leute waren fasziniert“, erinnert sich Daniel Vaugelade, Einwohner von Freneuse im Departement Yvelines und Vorsitzender eines örtlichen Vereins zum Schutz der Artenvielfalt, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. In der Kleinstadt am Ufer der Seine, 70 km von Paris entfernt, tauchten die Prozessionsspinnerraupen vor drei Jahren erstmals auf. Seitdem hat das Insekt eine Vielzahl von Bäumen in der Umgebung besiedelt – denen es nach und nach alle Nadeln abfrisst.

„Früher beschränkte es sich auf etwas abgelegene Plätze, jetzt haben wir es in allen Kiefern im Stadtzentrum“, erklärt Jean-Marc Pommier, Bürgermeister der Nachbarstadt Bonnières-sur-Seine. Gefällte Bäume, Zerstörung der Nester, Aufstellen von Fallen um die Baumstämme, Absage von Schulreisen in die betroffenen Gebiete: Der Bürgermeister hat alle Anweisungen der nationalen Agentur für Gesundheitssicherheit (Anses) umgesetzt. Doch hier wie auch anderswo scheint der Kampf fast verloren zu sein. Das einzige für die Bekämpfung der Nesselraupe zugelassene Insektizid, BTK, erfordert die Sperrung des betroffenen Geländes für die Öffentlichkeit für einen oder sogar mehrere Tage und wird zudem streng kontrolliert, da es auch anderen Arten schadet.

Die Prozessionsraupe – so genannt aufgrund der Prozessionen, die sie bilden, wenn sie sich im Gänsemarsch fortbewegen – ist eigentlich keine invasive Art: Sie stammt ursprünglich aus den Nadelwäldern Südostfrankreichs. Aufgrund des milderen Klimas hat sie sich allmählich nach Norden ausgebreitet, da die Winter nicht kalt genug wurden, um die Larven in den Nestern zu töten, wie es in der Vergangenheit der Fall war.

Die Ausbreitung, das in den 1970er Jahren begann, wird in den letzten Jahren immer stärker. „Man kann berechtigterweise davon ausgehen, dass der Klimawandel einen Einfluss auf die Entwicklung der von den Raupen besiedelten Gebiete hat“, betont Emmanuel Gachet, Leiter der Abteilung Expertise sur les risques biologiques bei der Anses. Im Departement Yvelines sind 70% der 259 Gemeinden betroffen und eine von fünf Gemeinden ist auf Stufe 1, der höchsten Stufe, so die Anses. Im Jahr 2022 fügten die Behörden die Kiefernprozessionsspinnerraupe sowie die Eichenprozessionsspinnerraupe zu den Arten hinzu, deren Ausbreitung Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat.

Grund dafür sind ihre extrem nesselnden Haare, die ein giftiges Protein enthalten. „Man muss die Raupe nicht einmal berühren, um betroffen zu werden“, erklärt Alice Samama von der Beobachtungsstelle für Arten, die für die menschliche Gesundheit gefährlich sind, die 2021 unter der Schirmherrschaft mehrerer Ministerien eingerichtet wurde. „Wenn sie sich gefährdet fühlt, stößt sie ihre Haare ab, die sehr flüchtig sind und sich überall absetzen können, auch auf zum trocknen aufgehängter Wäsche“. Bei Kontakt können Symptome wie Hautflecken, Bindehautentzündungen oder Atemprobleme auftreten, die meist harmlos sind. Hunde neigen manchmal dazu, mit den Raupen zu spielen. „Dies kann zu einer Nekrose der Zunge und möglicherweise zum Tod des Tieres führen“, erklärt Emmanuel Gachet. Die Prozessionszeit, die normalerweise am Ende des Winters stattfindet, ist die risikoreichste Zeit. Dann kommen die Raupen von den Bäumen herunter und verwandeln sich in Schmetterlinge.


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