Tag & Nacht

Anfang Dezember wurde nach einer Meldung der Diözese Paris gegen den ehemaligen Erzbischof der Hauptstadt, Michel Aupetit, eine Voruntersuchung wegen sexueller Übergriffe auf eine Frau eingeleitet.

Die Pariser Staatsanwaltschaft gab am Dienstag, den 3. Januar, bekannt, dass sie eine entsprechende Meldung von des Senders BFMTV bestätige. Die Ermittlungen wurden der Brigade de répression de la délinquance aux personnes (Brigade zur Bekämpfung der Kriminalität gegen Personen) übertragen.

Im Dezember 2021 hatte Papst Franziskus den Rücktritt des Erzbischofs angenommen, der beschuldigt wurde, eine intime Beziehung zu einer Frau unterhalten zu haben, was dieser jedoch kategorisch bestritt. „Ich räume ein, dass mein Verhalten gegenüber [der betreffenden Frau] zweideutig gewesen sein könnte, wodurch man annehmen konnte, dass zwischen uns intime und sexuelle Beziehungen bestanden, was ich aber entschieden zurückweise“, hatte sich Michel Aupetit damals verteidigt. Er fügte hinzu, dass er „beschlossen habe, sie nicht mehr zu sehen“ und sie darüber „informiert“ habe.

Bisher wurde von den Ermittlern noch niemand in dieser Sache angehört, weder der ehemalige Erzbischof selbst noch die fragliche Frau, sagte eine mit dem Fall vertraute Quelle gegenüber France Télévisions. Ende November 2021 hatte Erzbischof Aupetit seinen Rücktritt bei Papst Franziskus eingereicht, nachdem ihm mehrere Zeitungen eine Liebesbeziehung zu einer Frau unterstellt hatten, was er jedoch immer kategorisch dementierte. Laut France Télévisions handele es sich jedoch nicht um dieselbe Frau, die im Mittelpunkt der derzeitigen Ermittlungen steht.

Michel Aupetit trat erst spät in den Priesterstand ein, er wurde im Alter von 44 Jahren geweiht, nachdem er elf Jahre lang zunächst als Arzt gearbeitet hatte, und stand seit Dezember 2017 an der Spitze der Erzdiözese Paris. Er war wegen seiner Personalführung in der Diözese bereits recht umstritten. Zuvor hatte er verschiedene Ämter als Vikar und Pfarrer sowie als Jugendseelsorger ausgeübt, war 2013 Weihbischof von Paris und hatte für etwas mehr als drei Jahre die Diözese von Nanterre geleitet.

Der emeritierte Erzbischof ist für seine strikten Positionen zu Familie und Bioethik bekannt. Er unterstützte insbesondere regelmäßig die „Märsche für das Leben“, in denen gegen den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch protestiert wurde. Außerdem legte er sich 2012 während der Debatte über die „Ehe für alle“ mit der LGBT+-Gemeinschaft an. Einige haben ihm auch sein Schweigen zum Thema Indesmissbrauch in der katholischen Kirche vorgeworfen, nachdem die Veröffentlichung des Berichts der von Jean-Marc Sauvé geleiteten Kommission Anfang Oktober 2021 in Frankreich eine Schockwelle ausgelöst hatte.


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