Tag & Nacht






Messer, Taser, Eisenstangen – immer häufiger werden in französischen Schulen gefährliche Gegenstände mitgeführt. Besonders in Paris berichten Schüler und Schulpersonal von einer zunehmenden Verbreitung von Waffen, selbst in jüngeren Jahrgangsstufen. Nun will die Regierung härter durchgreifen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Ein tödlicher Vorfall als Weckruf

Ende Januar wurde der 14-jährige Elias in Paris erstochen – nur wegen seines Handys. Kurz darauf verkündete Bildungsministerin Elisabeth Borne, dass schärfere Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen notwendig seien. Erst kürzlich wurde ein Schüler in einem Pariser Gymnasium schwer verletzt, ein ähnlicher Fall ereignete sich im Januar in Aubagne, nahe Marseille.

Die Ministerin stellt klar: „Jeder Vorfall mit einer Waffe wird automatisch vor den Disziplinarausschuss gebracht und der Staatsanwaltschaft gemeldet.“ Eine harte Ansage – doch reicht das, um das Problem in den Griff zu bekommen?

Waffen im Schulalltag: „Die sind bereit zu allem“

An einem Collège im 19. Arrondissement haben Schüler und Schülerinnen längst Erfahrungen mit bewaffneten Mitschülern gemacht. „Mehrere haben Opinel-Messer mitgebracht. Danach wurden sie rausgeworfen“, erzählt die 14-jährige Kerene.

Ihre Freundin Abigaëlle erinnert sich an einen Jungen, der sich vor seinen Freunden mit einem Messer brüsten wollte. Ein anderer Schüler berichtet von einem Elfjährigen, der mit einem Taser erwischt wurde – danach war er von der Schule verschwunden.

„Manche ziehen die Waffen nur zum Angeben, aber andere drohen wirklich damit“, erzählt Kerene weiter. „Da überlegst du dir zweimal, ob du dich mit ihnen anlegst.“

Das Problem wächst – und beginnt immer früher

Waffen an Schulen sind kein reines Problem der sozial schwächeren Viertel. Auch in wohlhabenderen Gegenden tauchen sie immer häufiger auf. Hippolyte Fèvre, der für Präventionsmaßnahmen im 17. Arrondissement zuständig ist, erklärt: „Wir finden nicht nur Messer, sondern auch Hammer und Eisenstangen. Wir gehen davon aus, dass viele Schüler bewaffnet sind – von der 6. Klasse bis zum Gymnasium.“

Laut Fèvre müsse die Prävention schon in der Grundschule beginnen. „Wir müssen früh handeln, um Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen“, sagt er.

Neue Maßnahmen: Reicht das?

Die Regierung will handeln. Bis Januar 2025 sollen 600 zusätzliche Schulassistenten und 150 neue Bildungsberater an Brennpunktschulen eingestellt werden. Einige Stellen sind bereits besetzt, weitere Bewerbungen laufen.

Doch ob das ausreicht, um die wachsende Gewalt einzudämmen? Der Alltag vieler Schüler zeigt: Die Hemmschwelle, Waffen mitzubringen, sinkt. Und solange das so bleibt, bleibt auch die Angst in den Klassenzimmern.

Catherine H.

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