Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel.
Die Straßen flirren. Die Thermometer kratzen an der 40-Grad-Marke.
Während ganz Frankreich mit der ersten großen Hitzewelle des Jahres ringt, geht die Stadt Libourne im Département Gironde entschlossen voran – mit einem Maßnahmenpaket, das über reinen Aktionismus deutlich hinausgeht.
Schutz, der ankommt – konkret und bürgernah
Libourne hat frühzeitig seinen Hitzeschutzplan aktiviert. Federführend ist das kommunale Sozialzentrum (CCAS), das gezielt jene Menschen unterstützt, die am stärksten gefährdet sind – ältere, isolierte oder körperlich eingeschränkte Personen.
Ein Beispiel: Wer Leistungen aus dem Sozialhilfepaket „Allocation Personnalisée d’Autonomie“ (APA) erhält, bekommt während der Hitzewelle eine Stunde zusätzliche Betreuung täglich. Das bedeutet mehr Zeit für Hilfe bei der Flüssigkeitszufuhr, Tipps zum richtigen Lüften – und schlicht ein wachsames Auge.
Auch sogenannte „kühle Orte“ stehen den Bürger:innen offen. Bibliotheken, Gemeindesäle und andere öffentliche Einrichtungen bieten Rückzugsräume mit angenehmeren Temperaturen. Eine Wohltat – nicht nur für vulnerable Gruppen, sondern für alle, die der Hitze sonst nicht entkommen können.
Und natürlich wird zur Eigenverantwortung aufgerufen: Fensterläden tagsüber geschlossen halten, viel trinken, körperliche Anstrengung während der Mittagshitze vermeiden. Klingt banal – kann aber Leben retten.
Doch Libourne denkt weiter. Viel weiter.
Die Stadt versteht Hitze nicht als Ausrutscher eines einzelnen Sommers, sondern als Zeichen einer neuen Normalität. Der Klimawandel ist längst in der Stadtplanung angekommen.
Das Departement Gironde hat deshalb eine umfassende Resilienzstrategie entwickelt. Ziel: Die Region so aufstellen, dass sie auf Umweltkrisen nicht nur reagieren – sondern sich aktiv anpassen kann.
Ein zentraler Baustein: mehr Grün. Parks, Bäume und begrünte Dächer sollen die Hitzeinseln in der Stadt entschärfen.
Hinzu kommen Investitionen in erneuerbare Energien. Über den „Contrat Chaleur Renouvelable Territorial“ werden Projekte gefördert, die fossile Heizsysteme durch nachhaltige Alternativen ersetzen.
Ein besonders spannender Ansatz: die Installation sogenannter adiabatischer Kühlsysteme in öffentlichen Gebäuden. Diese Technik nutzt die Verdunstung von Wasser zur Kühlung – stromsparend, effektiv, fast lautlos.
All diese Maßnahmen greifen aber nur, wenn die Bevölkerung mitzieht.
Deshalb setzt Libourne auf Bürgerengagement. Die Stadt appelliert an Nachbarschaftshilfe: Wer seine betagten Nachbarn regelmäßig kontaktiert oder ungewöhnliche Situationen der Sozialbehörde CCAS meldet, leistet einen unschätzbaren Beitrag. Gleichzeitig wird umfassend informiert. Über Plakate, Social Media, lokale Medien und Online-Plattformen erhalten die Menschen konkrete Handlungsempfehlungen – niederschwellig und alltagsnah.
Und für den Ernstfall? Gibt es Notfallnummern, Anlaufstellen und Soforthilfeangebote. Niemand soll sich in der Hitze alleingelassen fühlen.
Libourne als Blaupause – was andere Städte lernen können
Was Libourne zeigt: Auch eine kleinere Stadt mit begrenzten Mitteln kann entschlossen auf die Herausforderungen der Erderwärmung reagieren. Es braucht keine Metropole, um kluge Strategien zu entwickeln – sondern den Willen, vorausschauend und menschlich zu handeln.
Während Hitzewellen zur neuen Realität werden, liefert Libourne ein Modell für gelebte Resilienz: durchdacht, solidarisch, anpassungsfähig.
Wenn Libourne das kann – warum nicht auch andere?
Autor: C.H.
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