Nur zwei Tage nach einer zerstörerischen Windhose wurde die Region am Dienstag, dem 3. Juni, erneut von einem heftigen Unwetter heimgesucht. Diesmal rollte ein Hagelgewitter der Superlative über die Landschaft – mit beunruhigenden Folgen.
Die Szenen, die sich im Forez und rund um Montbrison abspielten, wirken fast surreal: Hagelkörner mit einem Durchmesser von fünf bis sechs Zentimetern prasselten vom Himmel – groß genug, um Autos zu zerbeulen, Dächer zu durchlöchern und Fenster zu zerschmettern. Besonders hart traf es L’Hôpital-le-Grand. Dort wurde sogar das Dach einer Schule förmlich zerfetzt. Panik unter den Schülern – aber zum Glück keine Verletzten.
Ein Meteorologisches Monster
Was die Region heimsuchte, war kein gewöhnlicher Sommerregen. Es war eine sogenannte Superzelle – ein mächtiger Gewittertyp, der sich durch einen rotierenden Aufwind auszeichnet. Solche Systeme bringen oft massive Regenmengen, orkanartige Böen und eben auch riesige Hagelkörner mit sich.
Gegen 15 Uhr begann der Spuk. Innerhalb kürzester Zeit wuchs aus scheinbar harmlosen Wolken eine Wetterbestie heran, die sich von Montbrison Richtung Lyon bewegte und eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Wer draußen war, suchte fluchtartig Schutz – denn der Hagel fiel mit einer Wucht, die an Steinschläge erinnerte.
Chaos auf den Straßen, Züge im Schneckentempo
Météo-France hatte bereits eine Unwetterwarnung der Stufe Orange herausgegeben. Aber viele waren trotzdem überrascht von der Heftigkeit der Naturgewalt. Die Niederschläge erreichten bis zu 40 Millimeter in kürzester Zeit – genug, um Straßen zu überfluten und Keller volllaufen zu lassen.
Auch die Bahn blieb nicht verschont: Die SNCF kündigte für Mittwoch teils erhebliche Einschränkungen im Zugverkehr an. Und wer mit dem Auto unterwegs war, wurde auf manchen Strecken von der Hageldecke gestoppt – glitschig, gefährlich, gespenstisch weiß.
Klimawandel? Die Frage drängt sich auf
Solche extremen Wetterereignisse häufen sich – das ist kein Gefühl, sondern Fakt. Meteorologen schlagen Alarm: Superzellen und Hagelstürme dieser Art waren früher seltene Ausnahmen. Heute? Kommen sie gefühlt alle paar Wochen irgendwo in Frankreich vor. Zufall? Kaum.
Die zunehmende Erhitzung der Atmosphäre liefert die perfekte Energiequelle für diese Wettersysteme. Wärme bedeutet mehr Verdunstung, mehr Energie, mehr Instabilität. Wer da noch glaubt, der Klimawandel sei ein fernes Problem, sollte sich die Bilder aus der Loire anschauen.
Aufräumen, helfen, weitermachen
Kaum war das Unwetter vorüber, rückten Feuerwehr, Polizei und Gemeindehelfer aus. Es galt, umgestürzte Bäume zu entfernen, Straßen freizumachen, Dächer zu sichern. In vielen Orten liefen auch private Initiativen an: Nachbarn halfen sich gegenseitig, organisierten Notunterkünfte und Verpflegung.
Ein Lichtblick in all dem Chaos: die Solidarität der Menschen. Wo der Hagel zerstörte, wuchs schnell auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Vielleicht ist das die stärkste Antwort auf die Launen der Natur.
Hagelteppiche und Schockvideos
Auf sozialen Netzwerken wurden binnen Minuten unzählige Videos und Fotos geteilt. Eine besonders eindrucksvolle Aufnahme stammt aus Saint-Romain-le-Puy: Dort verwandelte sich die Landschaft buchstäblich innerhalb von Minuten in eine weiße Eiswüste. Ein Schauspiel – faszinierend und furchteinflößend zugleich.
Was tun – und was lernen?
Die Ereignisse vom 3. Juni sind mehr als ein Wetterkapitel. Sie sind ein Weckruf. Frankreich muss sich besser auf solche Ereignisse vorbereiten – mit robusterer Infrastruktur, präziseren Warnsystemen und mehr Klimaanpassung in Stadt und Land.
Und die Bevölkerung? Die braucht klare Informationen, einfache Handlungsempfehlungen – und ernsthafte politische Antworten. Denn so wie es aussieht, war dieses Unwetter kein Einzelfall, sondern ein weiterer Mosaikstein in einem bedrohlichen Gesamtbild.
Fragt sich nur: Wann kommt der nächste Schlag?
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!