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Donald Trump hat erneut die Handelsbeziehungen der USA ins Visier genommen. Diesmal trifft es die Europäische Union. Der ehemalige US-Präsident verkündete am 21. Januar in einer Pressekonferenz die Einführung von Zöllen auf europäische Waren. Sein Hauptargument? Die EU behandle die USA unfair und trage maßgeblich zum Handelsdefizit der Vereinigten Staaten bei.


„Die EU ist sehr schlecht für uns“

Mit gewohnt deutlichen Worten erklärte Trump: „Die EU ist sehr schlecht für uns. Sie behandeln uns sehr schlecht. Sie nehmen unsere Autos oder unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht – eigentlich nehmen sie fast gar nichts.“ Er sieht in den neuen Zöllen den „einzigen Weg“, um sicherzustellen, dass die USA „korrekt behandelt“ werden.

Dabei wiederholte er eine These, die er bereits während seiner Präsidentschaftskampagne aufgestellt hatte: Die EU sei wie „eine kleine China“, die von der wirtschaftlichen Macht der USA profitiere, ohne faire Gegenleistungen zu erbringen. „Wir haben ein Handelsdefizit mit der EU von 350 Milliarden Dollar“, behauptete Trump. Tatsächlich beläuft sich das Handelsdefizit laut offiziellen Zahlen auf 131 Milliarden Dollar im Jahr 2023 – eine Diskrepanz, die Trump wenig zu stören scheint.


Die Ursachen des Handelsdefizits

Das Handelsdefizit der USA mit der EU konzentriert sich laut Daten insbesondere auf vier Länder: Deutschland, Frankreich, Irland und Italien. Doch die Gründe dafür sind vielfältig und oft komplex.

  • Deutschland: Hier spielt die industrielle Stärke eine zentrale Rolle. Besonders der Automobilsektor trägt maßgeblich zum Defizit bei. Deutsche Autos sind auf dem US-Markt äußerst beliebt, während amerikanische Fahrzeuge in Europa kaum konkurrenzfähig sind.
  • Irland: Das Defizit mit Irland hat weniger mit Warenhandel zu tun. Vielmehr nutzen amerikanische Großkonzerne wie Apple oder Google die günstigen Steuersätze der Insel, um ihre Steuerlast sowohl in Europa als auch in den USA zu minimieren.
  • Frankreich und Italien: Hier sind es vor allem hochwertige Konsumgüter wie Wein, Mode und Lebensmittel, die die Handelsbilanz belasten.

Die Vielfalt der Ursachen zeigt, dass das Problem nicht mit einer einfachen Maßnahme wie Strafzöllen gelöst werden kann – dennoch bleibt das Trumps bevorzugtes Mittel.


„Ein kleines China“: Trumps populistische Rhetorik

Die Aussage, die EU sei ein „kleines China“, zeigt, wie Trump seine Handelspolitik vermarktet. Indem er die EU mit dem globalen Rivalen China gleichsetzt, spricht er die Emotionen seiner Wählerbasis an. Für viele Amerikaner ist das Handelsdefizit ein Symbol dafür, dass die USA im internationalen Wettbewerb angeblich zurückfallen.

Doch kann man die EU wirklich mit China vergleichen? Während China oft wegen ungleicher Wettbewerbsbedingungen und Urheberrechtsverletzungen kritisiert wird, bestehen die Handelsprobleme mit der EU meist aus strukturellen Unterschieden in Wirtschaft und Verbraucherverhalten. Solche Nuancen gehen in Trumps Vereinfachungen verloren.


Welche Folgen haben Strafzölle?

Die Einführung von Strafzöllen wird unweigerlich Konsequenzen haben – nicht nur für die EU, sondern auch für die USA selbst.

  1. Höhere Preise für Verbraucher
    Strafzölle machen importierte Waren teurer. Amerikanische Verbraucher könnten bald tiefer in die Tasche greifen müssen, etwa für europäische Autos, Wein oder Luxusgüter.
  2. Gegenmaßnahmen der EU
    Die EU wird kaum tatenlos zusehen. Vergangene Handelsstreitigkeiten haben gezeigt, dass europäische Vergeltungszölle schnell folgen könnten, etwa auf amerikanische Produkte wie Whiskey, Erdnussbutter oder Motorräder.
  3. Belastung für Unternehmen
    Sowohl amerikanische als auch europäische Unternehmen, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind, könnten unter den höheren Kosten leiden. Besonders betroffen wären exportorientierte Industrien wie die Automobilbranche.

Trumps Strategie: Mehr Druck, aber auch mehr Konflikte?

Trump setzt mit seinen Zöllen auf eine bewährte Taktik: maximalen Druck ausüben, um Handelsbedingungen zu seinen Gunsten zu ändern. Doch der Erfolg dieser Strategie ist fraglich. Schon während seiner Amtszeit scheiterten ähnliche Maßnahmen oft daran, dass die betroffenen Länder mit Gegenmaßnahmen reagierten oder langfristige Handelsbeziehungen einfach anderswo suchten.


Wie geht es weiter?

Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU stehen vor einer Belastungsprobe. Ob Trumps Maßnahmen langfristig die gewünschte Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Strafzölle selten eine Lösung sind, die beide Seiten zufriedenstellt.

Die große Frage lautet: Ist eine Eskalation im Handelsstreit wirklich der richtige Weg, oder brauchen wir eine Rückkehr zum Dialog? Eines steht fest – die globale Wirtschaft wird in den kommenden Monaten einige Turbulenzen erleben.


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