Tag & Nacht




Der 9. September ist ein Datum, das immer wieder an entscheidenden Weggabelungen der Weltgeschichte auftaucht. Mal mit großem Paukenschlag, mal im Stillen, doch stets mit nachhaltigen Folgen.


Weltweite Ereignisse

1776 gaben die ehemaligen Kolonien in Nordamerika sich einen neuen, verbindenden Namen: „United States of America“. Es war mehr als eine Namensänderung – es war ein identitätsstiftender Akt. Ohne diesen Beschluss hätte sich vielleicht nie das Selbstverständnis einer Nation entwickelt, die heute globale Macht ist.

Mitte des 19. Jahrhunderts, 1850, schloss sich Kalifornien als 31. Staat den USA an. Bemerkenswert: ohne den üblichen Umweg über den Territorialstatus. Damals ein politisches Signal, dass das Goldrauschland nicht nur reich, sondern auch strategisch bedeutsam war.

Springen wir ins Jahr 1919: In Boston legten fast alle Polizisten ihre Arbeit nieder. Chaos brach aus, Kriminalität stieg, und die Nationalgarde marschierte ein. Ein Lehrstück darüber, wie sehr eine Gesellschaft vom Vertrauen in Ordnungskräfte abhängt.

Nur wenige Jahrzehnte später, 1942, flogen japanische Flugzeuge Angriffe auf das amerikanische Festland. In Oregon sollten Brandbomben Wälder in Flammen setzen – doch der Plan verpuffte. Es war das erste und einzige Mal, dass der US-Kontinent direkt von japanischer Luftwaffe attackiert wurde.

Am 9. September 1948 rief Nordkorea seine staatliche Existenz aus. Ein Akt, der bis heute die Weltpolitik prägt.

Musikalischer wird es 1956: Elvis Presley trat erstmals in der „Ed Sullivan Show“ auf. Millionen Zuschauer klebten am Bildschirm – und der Rock ’n’ Roll hielt endgültig Einzug in die Wohnzimmer.

Auch die Schattenseiten gehören zum Datum: 1971 brach im Gefängnis von Attica ein Aufstand aus, der mit Gewalt und vielen Toten endete. Die Debatte über Häftlingsrechte, Staatsgewalt und Justiz wurde dadurch noch lange angeheizt.

Am 9. September 1976 starb Mao Zedong, eine der prägendsten Figuren des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Tod begann in China eine Phase der Neuorientierung, die den Weg in Richtung Wirtschaftsreformen ebnete.

Und in jüngerer Vergangenheit? 2015 überholte Königin Elisabeth II. ihre Ururgroßmutter Victoria – sie wurde die am längsten regierende Monarchin Großbritanniens. Ein Ereignis, das an Kontinuität erinnerte, in einer Zeit, in der vieles ins Wanken geriet.


Frankreich am 9. September

Auch Frankreichs Geschichte zeigt an diesem Datum große Spannbreite.

1561 eröffnete das Kolloquium von Poissy. Ein mutiger Versuch, Katholiken und Protestanten an einen Tisch zu bringen. Das Ergebnis blieb mager, doch der Dialog selbst war ein Meilenstein in einer Zeit, in der Glaubensfragen oft nur mit dem Schwert beantwortet wurden.

1668 stand Molières Komödie „Der Geizige“ erneut auf der Bühne des Pariser Palais-Royal. Zunächst stieß das Stück auf Zurückhaltung, doch später wurde es zu einem Klassiker der Weltliteratur.

Ein Jahrhundert später, 1898, schrieb die Dreyfus-Affäre ein bitteres Kapitel: Trotz klarer Entlastungsindizien sprach ein Kriegsgericht Hauptmann Alfred Dreyfus erneut schuldig. Die Spaltung der französischen Gesellschaft zwischen Antisemiten und Verteidigern des Rechtsstaats zeigte sich offen – und hallt bis heute nach.

Am 9. September 1901 starb der Künstler Henri de Toulouse-Lautrec. Mit seinen Plakaten und Bildern, die das Pariser Nachtleben der Belle Époque einfingen, prägte er ein visuelles Gedächtnis, das bis heute mit Montmartre verbunden wird.

Ein weiteres wichtiges Ereignis ereignete sich 1943 auf Korsika. In Ajaccio erhob sich die Bevölkerung gegen die deutsche Besatzung – ein mutiger Aufstand, der die Befreiung der Insel einleitete und den Widerstand in ganz Frankreich stärkte.

Noch weiter zurück: 1087 verstarb in Rouen Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und König von England. Sein Leben stand für Machtpolitik, Grenzverschiebungen und die enge Verflechtung französischer und englischer Geschichte.


Ein Tag wie ein Prisma

Wenn man diese Ereignisse nebeneinanderlegt, erkennt man ein Muster: der 9. September ist ein Tag der Zäsuren. Von der Namensgebung der USA über den Tod Maos bis zur Dreyfus-Affäre – immer wieder markiert er Wendepunkte, an denen Identitäten, Herrschaftssysteme oder Werte neu verhandelt wurden.

Und mal ehrlich: Wer hätte gedacht, dass an einem simplen 9. September sowohl Elvis’ Fernsehkarriere Fahrt aufnahm als auch Korsika seine Freiheit zurückeroberte?


Brücke zur Gegenwart

Die Erinnerung an diesen Tag zeigt, wie vielfältig Geschichte ist. Sie reicht von kulturellen Meilensteinen bis hin zu politischen Umbrüchen. Heute sind es oft Debatten um Identität, Menschenrechte und kulturelles Erbe, die an diese Momente anknüpfen. Ob wir über Nordkorea, über die Rolle von Kunst oder über Rechtsstaatlichkeit sprechen – die Spuren vom 9. September sind unverkennbar.

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