Tag & Nacht

Météo France präsentierte am Dienstagmittag die Zusammenfassung der sommerlichen Messungen, die mehrere Rekorde gebrochen haben. So wurde zum Beispiel in der Bretagne die 40°C-Marke überschritten und Waldbrände haben seit Jahresbeginn 62.000 Hektar Land verwüstet.

Die Hitzewellen, Brände wüten und in bisher verschonten Regionen herrscht Rekordtrockenheit… Météo France zieht am Dienstag, dem 30. August, die Bilanz eines beispiellosen Sommers. Unter den Auswirkungen des Klimawandels könnte das jedoch schnell zur Norm werden.

„Der Sommer, den wir gerade erlebt haben, ist ein mächtiger Weckruf“, sagte Premierministerin Élisabeth Borne am Montag, nur wenige Tage nachdem Präsident Emmanuel Macron die Ansicht äusserte, dass das Land vor einem „großen Umschwung“ stehe, zu dem auch die Auswirkungen der Erderwärmung gehören.

Die Zusammenfassung der Sommermesswerte – der meteorologische Sommer umfasst die Monate Juni, Juli und August – wird heute erst um 17 Uhr bekannt gegeben, aber im Laufe des Sommers hat Météo France schon viele Rekorde registriert.

Wie diese „außergewöhnlichen Serien“ von aufeinanderfolgenden Hitzetagen (über 25°C), z. B. waren es in Marseille seit dem 9. Mai bereits 113 Tage. Die 102 Tage vom 14. Juni bis zum 23. September 2018 liegen weit abgeschlagen hinten. In Straßburg dauert die Serie seit dem 11. Juli, also bereits 50 Tage (bisheriger Rekord 33 Tage in 1976/2003/2018).

In Nizza sind bis Montag 60 aufeinanderfolgende „Tropennächte“ gemessen worden, d. h. mit einer Temperatur, die nicht unter 20 Grad fiel, was eine körperliche Erholung besonders schwierig macht. Der bisherige Rekord von 58 Nächten stammte aus dem Jahr 2016.

Drei Hitzewellen
Ein Phänomen, das von Météo France Sud-Est auf den „Einfluss einer hohen Mittelmeertemperatur“ zurückgeführt wurde. Auch das Mittelmeer litt unter einer Hitzewelle, bei der die Wassertemperatur 4 bis 5 Grad über den normalen Temperaturen lag und dadurch die marinen Ökosysteme bedrohte.

Fast das gesamte Land erstickte unter drei Hitzewellen, wobei die erste bereits im Juni auftrat. Viele absolute Hitzerekorde wurden gebrochen, sogar im Nordwesten des Landes, der bisher von grosser Hitze verschont war. Das Thermometer erreichte im Juli 39,3°C an der Spitze der Bretagne, in Brest, und unglaubliche 40,4°C in der normannischen Hafenstadt Dieppe.

In Kombination mit dem ausbleibenden Regen förderte die Hitze eine starke Trockenheit, die inzwischen fast das gesamte Land betrifft, und machte die Vegetation besonders leicht brennbar. Das Ergebnis: eine traurige Bilanz der Waldbrände mit 62.000 Hektar verwüsteter Fläche seit Jahresbeginn gegenüber durchschnittlich 8.500 Hektar in der gleichen Zeit, wie aus den Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) hervorgeht.

Frankreich erlebte ungewöhnliche Brände, wie den Brand von Landiras in der südlichen Gironde, bei dem in zwei Bränden mehr als 20.000 Hektar verbrannten. Und es gab Brände bis in Gebiete, von denen man nie gedacht hätte, dass sie gefährdet sind, wie etwa der mythische bretonische Wald Brocéliande.

Ein weiteres Opfer der Dürre sind die Landwirte, deren Ernten voraussichtlich spürbar zurückgehen werden (-18 % bei Mais, -20 % bei Kartoffeln), was die Regierung dazu veranlasst hat, Hilfen freizugeben.

Besorgte Franzosen
Die öffentliche Meinung wurde auch von beeindruckenden Gewitterepisoden geprägt, bei denen zum Beispiel am 18. August auf Korsika fünf Menschen ums Leben kamen. Auch wenn solche außergewöhnlichen Wetterphänomene nicht ausschliesslich auf den Klimawandel zurückzuführen sind, verstärkt dieser nach Ansicht von Klimaforschern ihre Intensität und Häufigkeit.

Der Sommer 2022 könnte „einem durchschnittlichen Sommer in der Mitte des Jahrhunderts“ ähneln, wenn die für die Erwärmung verantwortlichen Treibhausgasemissionen nicht deutlich sinken, so die Modellrechnungen des Wetterdienstes Météo France.

Der Kampf gegen den Klimawandel bestimmt zu einem großen Teil die politischen Auseinandersetzungen des Herbstes, von Debatten über Privatjets oder Swimmingpools bis hin zu Erklärungen der Regierung, die von der linken Opposition und Umwelt-NGOs beschuldigt wird, nicht genug zu tun.

Der Sommer 2022 wird auf jeden Fall die öffentliche Meinung geprägt haben und den Klimawandel laut einer aktuellen Ipsos-Umfrage auf den zweiten Platz der Sorgen der Franzosen (32%) direkt hinter der Inflation (33%) hieven. Laut einer weiteren Umfrage von Harris interactive für Challenges gaben 86% der Franzosen an, sich über dieses Thema Sorgen zu machen.


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