Tag & Nacht

Am Montagabend testete Frankreich zum ersten Mal einen experimentellen Hyperschallgleiter mit dem Namen V-Max, der faszinierende Zickzackspuren am Himmel über dem Südwesten Frankreichs hinterließ.

Bizarre weiße Streifen am Himmel wurden am Montag, dem 26. Juni, von zahlreichen Bewohnern des Südwestens beobachtet und warfen viele Fragen auf. Fotos, die am Abend in sozialen Netzwerken hochgeladen wurden, zeigten seltsame Wolken in Form von Zickzacklinien.

Mehrere Stunden später lüftete die Direction générale pour l’Armement (DGA) das Geheimnis der sonderbaren Linien. Es handelte sich in Wirklichkeit um den ersten Test eines experimentellen Hyperschallgleiters, der von einer vom Testzentrum in Biscarosse abgefeuerten Höhenforschungsrakete abgeworfen worden war.

Eine Geschwindigkeit von über 6.000 km/h
Das VMaX (Experimental Maneuvering Vehicle) flog mit einer Geschwindigkeit von mehr als Mach 5, d. h. über 6.000 km/h, und manövrierte dabei, um die Abfangbemühungen eines potenziellen Gegners zu umgehen. VMaX hinterließ dabei eine ungewöhnliche Zickzackspur am Himmel.

„Dieser erste Prototyp hatte zahlreiche technologische Innovationen an Bord. Sein Flugtest auf einer sehr anspruchsvollen Langstreckenflugbahn stellte eine völlig neue technische Herausforderung dar, die die Zukunft unserer nationalen Luftverteidigung vorbereitet“, bestätigte das Armeeministerium in einer Pressemitteilung.

Frankreich läutet das Zeitalter der Überschallwaffen ein
Das Projekt VMaX (Véhicule manœuvrant expérimental), das im Januar 2019 gestartet wurde, wird unter der industriellen Hauptverantwortung der ArianeGroup, dem Hersteller der Ariane-Raketen, durchgeführt. Es soll Frankreich in das Zeitalter der Hyperschallwaffen katapultieren.

Drei der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, zu denen auch Frankreich gehört, sind bereits mit eigenen Programmen an diesem Wettrüsten beteiligt: die USA, China und Russland.

„Wenige Sekunden“ für das Abfangen
Die zunehmende Wirksamkeit der Raketenabwehrsysteme treibt die Mächte in der Tat dazu, immer schnellere Waffen und mit unvorhersehbaren Flugbahnen zu entwickeln, um die Abwehr zu überlisten.

Frankreich führt bereits Studien zum Hyperschallantrieb im Rahmen der Modernisierung seines Arsenals zur nuklearen Abschreckung durch: Die ASN4G-Rakete (Luft-Boden-Kernwaffe der vierten Generation), die die ASMP-Rakete (Luft-Boden-Kernwaffe mittlerer Reichweite) ersetzen soll, könnte bald mit einem Hyperschallantrieb ausgestattet werden.

Russland verfügt bereits über die Zirkon- und die Kinjal-Rakete, die 2018 von Wladimir Putin als „unbesiegbar“ vorgestellt wurde, von der aber laut Kiew mehrere Exemplare in der Ukraine abgeschossen worden sind.

Der französische Hyperschall-Gleiter wird zunächst von einer Rakete oder einem Flugkörper in die Stratosphäre in fast 100 Kilometer Höhe katapultiert und dann abgeworfen, um mehrere tausend Kilometer weit gleiten zu können und dabei einer unvorhersehbaren Flugbahn zu folgen. Im Gegensatz zu einer ballistischen Rakete, deren Flugbahn vorhersehbar ist, ist bei einer Hyperschallwaffe „die Kombination aus Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit das, was für die Verteidigung unüberwindbar ist“, fasst ein Industrieller zusammen. Bei einem Flug von etwa zehn Minuten habe der Verteidiger nur „einige Sekunden Zeit, um eine solche Waffe abzufangen“, so der Experte.


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