40 Grad und kein Ende in Sicht.
Das Departement Indre-et-Loire erlebt derzeit eine Hitzewelle, die selbst alteingesessene Einwohner ins Staunen versetzt. Die Temperaturen klettern weit über die 40°C-Marke – Météo-France hat den Département daher ab Dienstagmittag, 1. Juli, in die höchste Warnstufe Rot versetzt.
Was bedeutet das für die Menschen vor Ort?
Ein Leben im Ausnahmezustand.
Die Behörden ziehen alle Register, um die Bevölkerung zu schützen. In Tours beispielsweise blieben sämtliche Schulen am Montagnachmittag, 30. Juni, sowie Dienstag, 1. Juli, geschlossen. Zwar dürfen die Kinder vormittags noch in ihre Schulen kommen, müssen aber bis spätestens 13:30 Uhr wieder abgeholt werden.
Kein Wunder, denn viele Klassenzimmer gleichen einem Backofen – teilweise werden bereits mehr als 35°C gemessen. Lernen unter solchen Bedingungen? Unmöglich.
In Joué-lès-Tours hat man derweil den „Plan Canicule“ aktiviert. Senioren und Alleinstehende, die im städtischen Register Monalisa erfasst sind, erhalten regelmäßige Anrufe. Mahlzeiten werden geliefert, Klimaräume in den Seniorenresidenzen geöffnet und besonders gefährdete Menschen gezielt betreut.
Eine schützende Hand für jene, die sich nicht selbst helfen können.
Wenn der Alltag Kopf steht
Für die Bewohner des Départements bedeutet die Hitze eine radikale Umstellung ihrer Tagesroutine. Wer kann, meidet das Freie während der heißesten Stunden – in diesem Fall von 11 Uhr vormittags bis sage und schreibe 21 Uhr abends.
Einige suchen Zuflucht in den Parks und Gärten der Region. Die Bretonnières und der Parc de la Rabière gleichen Oasen für jene, die einen Hauch von Abkühlung ersehnen. Doch selbst unter schattigen Baumkronen hängt die Hitze schwer wie eine Glocke in der Luft.
Die Behörden raten: Viel trinken. Den Körper mehrmals täglich mit Wasser benetzen. Fenster und Rollläden tagsüber geschlossen halten, nachts lüften.
Was bleibt einem anderes übrig, wenn die eigene Wohnung zur Sauna mutiert?
Gefahr für die Schwächsten
Besonders groß ist das Risiko für ältere Menschen, Kinder, chronisch Kranke sowie Personen mit psychischen Erkrankungen. Auch Medikamente können den Kreislauf zusätzlich belasten. Deshalb bitten die Behörden um Solidarität:
Ein kurzer Anruf bei der alleinlebenden Nachbarin, ein Besuch beim alten Herrn drei Häuser weiter – kleine Gesten, die im Ernstfall Leben retten.
Eine Hitzewelle der Superlative
Die aktuelle Hitze ist nicht irgendein Sommerschlenker, sondern bricht Rekorde.
Die Nacht von Sonntag auf Montag war die wärmste Juni-Nacht in der Geschichte Frankreichs, mit einer landesweiten Durchschnittstemperatur von 20,2°C. Auch der Montag selbst schrieb Geschichte – mit einer nationalen Durchschnittstemperatur von 28°C, dem höchsten Juni-Wert seit Beginn der Messungen.
Wer jetzt noch glaubt, der Klimawandel sei ein fernes Problem, dürfte spätestens beim Blick aufs Thermometer ins Grübeln kommen.
Wie lange noch?
Meteorologen warnen: Auch in den kommenden Tagen bleiben die Temperaturen extrem hoch. Das öffentliche Leben passt sich an, so gut es eben geht.
Doch eine Frage drängt sich unweigerlich auf:
Wie oft werden wir solche Hitzewellen in Zukunft erleben – und sind unsere Städte, Wohnungen und Gesundheitssysteme überhaupt dafür gerüstet?
Denn was heute eine Ausnahmesituation ist, könnte schon bald zur neuen Normalität werden.
Autor: Andreas M. Brucker
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