Tag & Nacht

Am 13. Februar wird Paris zum Schauplatz einer weiteren internationalen Konferenz über die Zukunft Syriens. Ziel der Veranstaltung ist es, die Weichen für eine gerechte, inklusive und nachhaltige politische Übergangsphase in dem kriegsgebeutelten Land zu stellen. Die französische Präsidentschaft kündigte das Treffen offiziell an und unterstrich damit die Bedeutung, die Frankreich der Syrien-Frage beimisst.

Doch was macht diese Konferenz so besonders? Warum liegt der Fokus gerade jetzt auf Syrien, und welche Chancen gibt es, das Land aus der Sackgasse von Konflikten und Instabilität zu führen?


Ein wichtiger Schritt nach einem Jahrzehnt des Leids

Syrien – ein Land, das seit über einem Jahrzehnt vom Bürgerkrieg zerrissen wird. Millionen von Menschen haben ihre Heimat verlassen, Hunderttausende ihr Leben verloren, und die Infrastruktur des Landes liegt in Trümmern. Trotz einiger militärischer und diplomatischer Erfolge, wie der Zurückdrängung des „Islamischen Staats“, bleibt die politische Lage gelähmt. Die Regierung von Baschar al-Assad kontrolliert zwar weite Teile des Landes, doch internationale Sanktionen und der fehlende Wiederaufbau lähmen jede Aussicht auf Stabilität.

Frankreich, als einer der Akteure mit historischer Verantwortung in der Region, sieht sich in der Pflicht, eine Lösung voranzutreiben. Nach einer ersten Konferenz im Dezember in Jordanien und einer zweiten in kleinerem Kreis wird die Pariser Konferenz nun als bedeutender Meilenstein betrachtet, um den Übergangsprozess neu zu beleben.


Politische Übergangsphase: Eine Frage der Rechte

Die zentrale Botschaft der Konferenz ist klar: Ein nachhaltiger Frieden in Syrien kann nur erreicht werden, wenn eine „gerechte und inklusive“ politische Transition stattfindet. Aber was bedeutet das konkret?

Die Forderung nach Inklusion zielt darauf ab, alle syrischen Gemeinschaften einzubeziehen – von der sunnitischen Mehrheit über die alawitische Minderheit, der Baschar al-Assad angehört, bis hin zu den Kurden und anderen ethnischen sowie religiösen Gruppen. Es geht darum, ein System zu schaffen, das die Rechte jedes einzelnen Syrers respektiert, ohne Diskriminierung und Repression.

„Respekt vor den Rechten aller Syrer“ – eine Formulierung, die in den politischen Reden oft zu hören ist, aber wie setzt man das in die Praxis um? Das bedeutet beispielsweise, dass politische Gefangene freigelassen werden, eine neue Verfassung erarbeitet wird und faire Wahlen unter internationaler Aufsicht stattfinden.


Macron und Mohammed bin Salman: Ein diplomatischer Schulterschluss

Die Ankündigung der Konferenz folgte auf ein Telefongespräch zwischen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Beide Spitzenpolitiker betonten, dass jede Lösung für Syrien die Souveränität des Landes respektieren und es vor „äußerer Einmischung“ bewahren müsse.

Doch wie realistisch ist es, „äußere Einmischung“ in Syrien zu verhindern? Schließlich ist das Land längst zum Schauplatz geopolitischer Interessen geworden. Russland unterstützt die Regierung Assad, während die Türkei und die USA jeweils eigene Agenden verfolgen. Der Iran hat starken Einfluss in Damaskus, während Saudi-Arabien und andere Golfstaaten die syrische Opposition fördern.

Macron und bin Salman unterstreichen in ihrer Erklärung die Notwendigkeit, das syrische Volk in den Mittelpunkt zu stellen. Doch diese edle Absicht steht vor enormen praktischen Hürden.


Die Rolle Frankreichs: Moralische Führungsposition oder geopolitische Strategie?

Frankreichs Engagement in der Syrien-Frage hat historische und geopolitische Wurzeln. Als ehemalige Mandatsmacht in der Region hat Paris ein besonderes Interesse daran, eine führende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft des Landes einzunehmen. Gleichzeitig möchte Frankreich seinen Einfluss im Nahen Osten stärken, insbesondere im Wettbewerb mit Ländern wie Russland, der Türkei und den USA.

Es wäre jedoch zynisch, das Engagement Frankreichs nur als geopolitische Taktik abzutun. Seit Beginn des Syrien-Konflikts hat sich Paris für Menschenrechte und humanitäre Hilfe starkgemacht und wiederholt betont, dass eine dauerhafte Lösung nicht allein militärisch, sondern nur politisch erreicht werden kann.


Die drängenden Fragen: Was bringt diese Konferenz wirklich?

Trotz der hochgesteckten Ziele bleiben viele Fragen offen:

  • Kann die internationale Gemeinschaft einen Konsens finden, der die vielfältigen Interessen in Syrien ausbalanciert?
  • Wird die Konferenz konkrete Ergebnisse liefern, oder bleibt sie ein weiteres diplomatisches Ritual ohne tiefgreifende Wirkung?

Realistisch betrachtet ist ein sofortiger Durchbruch unwahrscheinlich. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Akteuren sind tief, und der Konflikt ist längst nicht nur ein syrisches, sondern ein globales Problem. Dennoch hat die Pariser Konferenz das Potenzial, den politischen Prozess wieder in Gang zu bringen – zumindest als Plattform für Dialog und Vertrauen.


Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Die Menschen in Syrien verdienen mehr als nur schöne Worte und symbolische Treffen. Sie verdienen Frieden, Sicherheit und die Möglichkeit, ihr Land wiederaufzubauen. Die Pariser Konferenz könnte ein Schritt in diese Richtung sein – wenn die internationalen Akteure ihre Verantwortung ernst nehmen und konkrete Maßnahmen ergreifen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Konferenz nicht nur eine weitere Randnotiz in der langen Geschichte des Syrien-Konflikts wird, sondern ein Lichtblick in einer dunklen Zeit. Denn eines steht fest: Ohne einen ernsthaften und umfassenden Ansatz wird es keinen dauerhaften Frieden in Syrien geben.


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