Tag & Nacht

Sieben Franzosen oder französisch-iranische Doppelstaatsbürger, darunter die Forscherin Fariba Adelkhah, Benjamin Brière oder auch Cécile Kohler und Jacques Paris, werden derzeit im Iran festgehalten. Außenministerin Catherine Colonna fordert „ihre sofortige Freilassung“.

Die Spannungen zwischen Paris und Teheran erreichten am Samstag, dem 12. November, ihren Höhepunkt, nachdem die französische Aussenministerin bekannt gegeben hatte, dass zwei weitere Franzosen im Iran festgehalten werden. Frankreich spricht von einer „Erpressung“ durch die Islamische Republik. Gleichzeitig traf am Freitag Präsident Emmanuel Macron vier iranische Dissidentinnen und riskierte damit, die Behörden in Teheran noch mehr zu verärgern.

Bisher sprach Paris von fünf Franzosen in iranischen Gefängnissen. Am Samstag meldete Aussenministerin Catherine Colonna jedoch, dass die Liste um zwei Personen, deren Identität noch nicht bekannt gegeben wurde, erweitert werden müsse.

„Wir hatten Bedenken wegen zwei weiteren Landsleuten, und aus den letzten durchgeführten Überprüfungen geht hervor, dass sie ebenfalls inhaftiert sind“, sagte Colonna der Tageszeitung Le Parisien. „Es ist wichtiger denn je, den Iran an seine internationalen Verpflichtungen zu erinnern. Wenn es sein Ziel ist, uns zu erpressen, darf das nicht funktionieren. Das ist der falsche Weg, um mit Frankreich umzugehen“.

„Wir fordern ihre sofortige Freilassung, den Zugang zu konsularischem Schutz (…). Mein iranischer Amtskollege, mit dem ich ein langes und schwieriges Gespräch geführt habe, hat sich verpflichtet, dieses Zugangsrecht zu respektieren. Ich warte darauf, dass es konkretisiert wird“.

Bereits am Freitag hatte die französische Tageszeitung Le Figaro unter Berufung auf eine iranische Quelle über die beiden weiteren französischen Häftlinge berichtet. Sie sollen bereits seit mehreren Monaten inhaftiert sein, also vor dem Beginn der Proteste, die das iranische Regime seit dem 16. September erschüttern. Das Aussenministerium gab keine weiteren Details bekannt.

Franzosen, die sich auf der Durchreise im Iran befinden, werden aufgefordert, das Land zu verlassen.
Zu den sieben im Iran inhaftierten Franzosen gehören die französisch-iranische Forscherin Fariba Adelkhah, die im Juni 2019 festgenommen und später wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, Benjamin Brière, der im Mai 2020 festgenommen und wegen Spionage zu acht Jahren und acht Monaten Haft verurteilt wurde, sowie die beiden Gewerkschafter Cécile Kohler und Jacques Paris, die im Mai dieses Jahres festgenommen wurden.

Anfang Oktober hatte Teheran ein Video veröffentlicht, das als „Geständnis“ von Cécile Kohler und Jacques Paris dargestellt wurde, was zu einer heftigen Reaktion von Paris führte. Die Regierung sprach von einer „unwürdige Inszenierung“ und bezeichnete die Inhaftierten zum ersten Mal als „Staatsgeiseln“.

Das französische Aussenministerium forderte alle Franzosen, die sich im Iran aufhalten, auf, „das Land angesichts des Risikos willkürlicher Inhaftierungen, so schnell wie möglich zu verlassen“.

Mehr als zwanzig Staatsangehörige westlicher Länder, meist mit doppelter Staatsbürgerschaft, werden im Iran festgehalten, was NGOs als eine Politik der Geiselnahme verurteilen, um Zugeständnisse von ausländischen Regierungen zu erhalten.

Mindestens 326 Demonstranten wurden bei der Protestbewegung, die den Iran seit September erschüttert, getötet, behauptete Iran Human Rights, eine in Oslo ansässige NGO, am Samstag.

Seit dem Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September, die drei Tage zuvor von der Sittenpolizei verhaftet worden war, weil sie gegen die strenge Kleiderordnung der Islamischen Republik verstoßen hatte, wird das Land von Protesten heimgesucht.

Ein „beispielloses“ Treffen mit Emmanuel Macron.

Am Samstag sprachen vier iranische Dissidentinnen, die sich am Freitag mit Präsident Macron getroffen hatten, von einem „beispiellosen“ Treffen.

„In den 43 Jahren seit der Islamischen Revolution von 1979 hat kein iranischer Dissident einen französischen Präsidenten offiziell getroffen“, sagte Ladan Boroumand, Mitbegründerin der in Washington ansässigen Menschenrechtsgruppe Abdorrahman Boroumand Center. „Was am meisten zählt, ist die psychologische Wirkung der Anerkennung der Legitimität des derzeitigen Kampfes im Iran. Wir müssen die Regierung zum Handeln drängen“.

Die Dissidentinnen haben den französischen Behörden eine Liste mit Forderungen vorgelegt, darunter die Abberufung des französischen Botschafters im Iran und die Einführung von Sanktionen gegen die für die Unterdrückung der Proteste Verantwortlichen.

Emmanuel Macron hatte Mitte Oktober bekräftigt, dass Frankreich „an der Seite“ der iranischen Demonstranten stehe. Teheran hatte das als „Einmischung“ kritisiert.


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