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Pierre Castel, Mitbegründer einer der größten Weinhandelskette der Welt, sieht sich nun mit einer Verurteilung zur Zahlung von Hunderten von Millionen an das Schweizer Finanzamt konfrontiert.

Ein Schweizer Gericht hat den 95-jährigen französischen Milliardär, der hinter dem globalen Getränkeimperium Castel Group steht, zu dem auch die Weinhandelskette Nicolas gehört, für schuldig befunden, seine Steuererklärungen gefälscht hat. Das Urteil des Genfer Gerichts, das am 5. Juli erging und diese Woche von der Nachrichtenagentur AFP eingesehen wurde, stellt fest, dass es Castel gelungen ist, erhebliche Teile seines Vermögens zu verbergen. Das Gericht verurteilte ihn zur Zahlung von 410 Millionen Schweizer Franken (420 Millionen Euro) an Steuernachzahlungen. Castels Anwalt hat beim höchsten Schweizer Gericht Berufung eingelegt.

Pierre Castel verließ Frankreich 1981 und siedelte in die Schweiz über, als der Linke Francois Mitterrand die Präsidentschaft gewann.

Er entging den Schweizer Steuerbehörden, da er sich unter seinem zweiten Vornamen Jesus und nicht unter dem Namen Pierre, unter dem er üblicherweise bekannt war, anmeldete, wie der Schweizer Enthüllungsblog Gotham City berichtete.

Obwohl er mit der Castel-Gruppe, die hinter der weltweit tätigen französischen Weinhandelskette Nicolas steht, grosse Gewinne einfuhr, ermöglichte ihm dieser Schachzug, „sich der Aufmerksamkeit der Steuerbehörden 30 Jahre lang zu entziehen“, so der Blog.

Sein Anwalt argumentiert nun: „Herr Castel hat ausnahmslos alle administrativen Formalitäten erfüllt, indem er bei seiner Ankunft in der Schweiz seinen vollen Namen, einschließlich seiner Vornamen, angegeben hat. Er hat nie ein Pseudonym oder eine andere Identität verwendet.“ Jesus Pierre Castel habe sich seit seiner frühesten Jugend „Pierre“ genannt, um das Stigma eines spanischen Namens zu vermeiden und nicht sofort als Sohn eines Einwanderers erkennbar zu sein.

In der Entscheidung des Genfer Gerichts heißt es, die Steuerbehörden seien misstrauisch geworden, als sie feststellten, dass Castels deklariertes Vermögen weit geringer war als das, was ihm in den Medien zugeschrieben wurde.

Das Schweizer Magazin Bilan listete ihn als elftreichste Person in der Schweiz auf; das französische Wirtschaftsmagazin Challenges gab an, dass er mit einem geschätzten Vermögen von 13,5 Milliarden Euro das zehntgrößte Vermögen in Frankreich besitzt.

Das Genfer Urteil zeigt die komplexe Struktur von Castels Vermögen auf, das auf Firmenbeteiligungen in Gibraltar, eine Stiftung in Liechtenstein und einen Trust in Singapur aufgeteilt ist.

Castel hatte argumentiert, dies diene dazu, die Unabhängigkeit und Beständigkeit der Castel-Gruppe zu gewährleisten und Konflikte innerhalb der Familie zu vermeiden. Seine Anwälte räumten zwar zunächst ein, dass er es versäumt hatte, „einige Einnahmen zu deklarieren“, argumentierten aber, dass dies zum Teil auf seine „old school“-Art bei manchen Geschäften zurückzuführen sei, die er durch mündliche Vereinbarungen und Händedruck abwickelte.


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