Es war ein entscheidender Zeitpunkt für die Zukunft unseres Planeten – und fast niemand hat ihn genutzt. Knapp 200 Länder hatten bis zum 10. Februar Zeit, ihre neuen Klimapläne bei der UNO einzureichen. Und was ist passiert? Fast völlige Funkstille.
Gerade einmal zehn Staaten haben fristgerecht ihre aktualisierten Strategien vorgelegt, darunter das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Brasilien. Doch die Liste der Abwesenden ist lang – und besorgniserregend. Weder China noch Indien oder die Europäische Union haben ihre Pläne eingereicht. Wie kann es sein, dass ausgerechnet die großen CO₂-Emittenten bei diesem zentralen Schritt zögern?
Das Pariser Abkommen gerät ins Stocken
Die Idee hinter dem Pariser Klimaabkommen ist klar: Alle fünf Jahre müssen die Staaten ihre Klimaziele verschärfen. Das übergeordnete Ziel? Die Erderwärmung „deutlich unter“ 2 °C zu halten und nach Möglichkeit auf 1,5 °C zu begrenzen. Doch die aktuellen Pläne führen uns in eine düstere Zukunft: Laut UN steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,6 bis 2,8 °C zu.
Was das bedeutet? Noch mehr Hitzewellen, Dürren, Extremwetter, steigende Meeresspiegel – eine Kettenreaktion mit verheerenden Folgen für Menschen und Natur.
Warum bleiben so viele Länder untätig?
Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig, aber politisches Taktieren spielt eine große Rolle. Der erneute Wahlsieg von Donald Trump in den USA und seine angekündigte Abkehr vom Pariser Abkommen könnte andere Länder verunsichert haben. Warum ehrgeizige Ziele formulieren, wenn eine Supermacht sich einfach aus der Verantwortung stiehlt?
Dazu kommt die geopolitische Lage: Kriege, Wirtschaftskrisen, innenpolitische Konflikte. All das führt dazu, dass der Klimaschutz auf die lange Bank geschoben wird. Doch hier liegt der Denkfehler – die Klimakrise wartet nicht.
Die Erde ist bereits mehr als 1,3 °C wärmer – und das spüren wir
Seit dem 19. Jahrhundert ist die Durchschnittstemperatur der Erde um etwa 1,1 °C gestiegen. Das klingt wenig, ist aber gewaltig. Wir sehen es jeden Tag: Gletscher schmelzen, Wälder brennen, Stürme nehmen zu. Die Wissenschaft ist sich einig – der Mensch ist dafür verantwortlich.
Wenn wir weiter fossile Brennstoffe verbrennen, wenn wir weiterhin Wälder abholzen, dann beschleunigen wir die Katastrophe. Ist es nicht absurd, dass wir die Lösungen längst kennen – erneuerbare Energien, weniger Fleischkonsum, Energieeffizienz – und trotzdem nicht entschlossen handeln?
Zeit zu handeln, nicht zu zögern
Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät. Aber wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten. Jedes Zehntelgrad weniger Erwärmung macht einen Unterschied. Jedes Jahr des Nichtstuns verschärft die Krise.
Es liegt an Regierungen, Unternehmen und jedem Einzelnen von uns, jetzt Druck zu machen. Denn eines ist sicher: Die Natur verhandelt nicht. Und die Klimakrise lässt sich nicht aussitzen.
Von Andreas M. Brucker
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