Tag & Nacht

Der Klimawandel – ein allgegenwärtiges, oft abstraktes Konzept, dessen reale Auswirkungen immer greifbarer werden. Besonders in den Alpen, wo das Schmelzen des Permafrosts und der Rückzug der Gletscher nicht nur die Landschaft, sondern auch die menschlichen Errungenschaften bedrohen. Die Situation ist ernst: Ganze Täler könnten von den Folgen betroffen sein.

Permafrost: Der unsichtbare Feind

Permafrost, der dauerhaft gefrorene Untergrund, dient als stabiles Fundament für zahlreiche alpine Strukturen – von Berghütten über Skilifte bis hin zu Sendemasten. Doch dieser „Beton aus Eis“ beginnt zu bröckeln. „Heute, wenn sich dieser Permafrost abbaut, ist das tatsächlich auf die Beschleunigung der Erderwärmung zurückzuführen“, erklärt Ludovic Ravanel, ein führender Wissenschaftler des CNRS. Fast 947 Strukturen in den Alpen stehen auf instabilen Untergrund – eine tickende Zeitbombe.

Die Erosion des Permafrosts hat bereits zu dramatischen Konsequenzen geführt. Der Rückzug des Gletschers Pillatte im Herzen des Écrins-Massivs destabilisierte das gleichnamige Schutzhaus so stark, dass es mittlerweile geschlossen ist. Was einst ein sicherer Zufluchtsort für Alpinisten war, ist nun eine Gefahr – die Möglichkeit eines Einsturzes ist zu hoch.

Wenn das Gebirge bröckelt

Die Alpenbewohner sind extreme Wetterereignisse gewohnt – Lawinen, Hochwasser, Erdrutsche. Doch die Intensität dieser Phänomene nimmt zu. „Wir sehen sie immer häufiger“, bestätigt Maria Isabel Le Meur von der Fédération des clubs alpins et de montagne. Die Frage, die sich stellt: Wie weit können und sollten wir beim Schutz dieser Bauten gehen?

Ein Beispiel zeigt die Grenzen der Machbarkeit: Bei einem anderen Schutzhaus wäre ein hundert Meter langer Schutzwall notwendig gewesen – mitten in einem Nationalpark. „Da ist die Antwort ganz klar: Das geht nicht“, resümiert Le Meur.

Gefährdete Täler und ihre Zukunft

Die Bedrohung durch den Klimawandel in den Alpen betrifft nicht nur einzelne Gebäude. Laut Ravanel können ganze Täler in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Destabilisierung von Millionen Kubikmetern Gestein, ausgelöst durch das Abschmelzen des Permafrosts, könnte katastrophale Folgen haben – für die Natur und die Menschen, die dort leben.

Diese Entwicklungen werfen Fragen auf, die weit über technische Lösungen hinausgehen: Wie können wir solche Risiken managen? Und vor allem – wie verhindern wir, dass sich diese Situationen verschärfen? Der Schutz der Alpen erfordert nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern ein Umdenken im Umgang mit der Natur und ein stärkeres Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Handelns.


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