Was für ein Land sind wir geworden, wenn es die Spitzenköche sind, die unsere Gesundheit verteidigen müssen – während gewählte Politiker schulterzuckend Gift auf unsere Felder lassen?
Frankreich, du Land der feinen Küche, der großen Worte und der stolzen Geschichte – du wirst gerade von denen verraten, die geschworen haben, dein Volk zu schützen. Die „Loi Duplomb“ ist kein „pragmatischer Kompromiss“, wie Minister sagen. Sie ist ein Kotau vor der Agrarindustrie, ein Ausverkauf der Verantwortung, eine Einladung zum schleichenden Vergiften.
Und ausgerechnet jetzt sind es nicht Ärzt:innen, nicht Umweltminister oder Präsidenten, die aufstehen. Es sind unsere Köchinnen und Köche. Menschen, die sonst in ihren Küchen filigran mit Aromen hantieren, die morgens auf dem Markt die besten Produkte suchen und die noch wissen, was es heißt, Lebensmittel mit Respekt zu behandeln.
400 von ihnen sagen jetzt laut und klar: „Nourrir, pas empoisonner“ – „Ernähren, nicht vergiften.“ Sie machen das, was ihr nicht mehr tut, liebe Politiker: Sie übernehmen Verantwortung. Sie kämpfen für Qualität, für das Leben, für unsere Kinder. Und ihr? Ihr setzt auf Rückschritt. Auf Gifte. Auf befristete Ausnahmegenehmigungen, die am Ende niemals wirklich befristet sind. Wie erbärmlich.
Diese Menschen, die ihr immer gern zu Staatsempfängen einladet, weil ihr ihren Sternen und Preisen schmeichelt, haben euch gerade den Spiegel vorgehalten. Und was sie sehen, ist nicht schön. Sie sehen eine Politik, die aus Angst vor kurzfristigem Lobbydruck die langfristige Zukunft verspielt. Die Pestizide wieder erlaubt, weil es „die Wirtschaft“ verlangt – aber die Gesundheit der Bürger in den Fußnoten versteckt.
Lasst es euch gesagt sein: Wenn selbst die stillen Handwerker der Gastronomie laut werden, dann habt ihr den Bogen längst überspannt.
Die Spitzenköche haben Rückgrat gezeigt. Ihr hingegen, liebe Politikerinnen und Politiker, habt euch mal wieder durchgewunden. Vielleicht solltet ihr einen Tag lang mit Olivier Roellinger, Glenn Viel oder Mauro Colagreco verbringen. Sie könnten euch etwas beibringen. Nicht über Trüffel oder Jus – sondern über Anstand, Ethik und Haltung.
Und vielleicht begreift ihr dann, was gute Politik und gute Küche gemeinsam haben: Beides beginnt mit der Qualität der Zutaten – und endet mit dem Respekt vor dem Menschen, der am Tisch sitzt.
Ein Kommentar von Andreas Brucker
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