Es gibt diesen einen Satz, der auf den ersten Blick so harmlos wirkt. Fast banal. „Wir können alle etwas tun.“ Man hört ihn auf Klimakonferenzen, in Talkshows, auf Instagram. Er klingt vernünftig, motivierend – nach Aufbruch. Doch wer genau hinhört, spürt: In dieser kleinen Phrase steckt eine große Lüge. Oder besser: eine große Wahrheit, die wir nicht wahrhaben wollen.
Denn ja – wir könnten alle etwas tun. Wir könnten mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Weniger Fleisch essen. Die Heizung runterdrehen. Weniger fliegen, weniger kaufen, weniger wegwerfen. Die Ideen liegen auf dem Tisch. Die Tools sind da. Die Tutorials auch. Die meisten Lösungen sind weder teuer noch kompliziert. Sie brauchen kein Studium, kein Start-up und keine Subvention. Sie brauchen nur eines: den Willen.
Aber genau daran hapert es. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Bequemlichkeit unser höchstes Gut ist. Eine Gesellschaft, die mehr Energie darauf verwendet, Ausreden zu finden, als Alternativen umzusetzen. „Ich habe keine Zeit.“ „Ich kann ja sowieso nichts bewirken.“ „Was bringt es, wenn ich verzichte, aber China weiter Kohle verbrennt?“ Dieses Mantra der Machtlosigkeit – es ist bequem, aber verlogen.
Denn wer ehrlich ist, weiß: Das Problem sind nicht die anderen. Es sind wir. Es ist unsere Bequemlichkeit, unser Konsum, unser ständiges Mehr. Wir tragen alle Verantwortung – nicht nur als Wähler, sondern vor allem als Verbraucher. Jeden Tag. Mit jedem Griff ins Regal, jedem Klick auf „Bestellen“.
Und ja – es ist unbequem, das zu hören. Es macht wütend. Es kratzt am Selbstbild des „guten Menschen“. Aber es ist notwendig. Denn solange wir die Verantwortung immer weiterreichen – an die Politik, an die Wirtschaft, an „die da oben“ – bleiben wir Zuschauer. Und die Welt brennt.
Die gute Nachricht? Der Ausweg ist da – und er ist einfacher, als viele glauben. Ein bisschen weniger Komfort. Ein bisschen mehr Verstand. Weniger Fleisch, mehr Gemüse. Weniger Flug, mehr Zug. Weniger Amazon, mehr Nachbarschaft. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Sondern ehrlich. Authentisch. Und endlich anzufangen.
Denn wenn ein Paar in einem 28-Quadratmeter-Apartment beweist, dass ein anderes Leben möglich ist – dann ist das kein Aufruf zur Askese. Es ist ein Beweis: Wir haben keine Ausrede mehr.
Also hören wir auf, auf die nächste COP zu warten.
Und fangen wir endlich an.
Ein Kommentar von Andreas M. Brucker
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