Die Korruptionsaffäre um die Skulpturen von Richard Orlinski zieht weitere Kreise. Neue Durchsuchungen fanden am Dienstag, dem 18. März, in mehreren Unternehmen des Künstlers sowie in den Räumlichkeiten der Stadtverwaltung von Nizza und der Region Nizza statt. Im Zentrum der Ermittlungen: mutmaßliche Bestechung und Begünstigung, die auch den amtierenden Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, betreffen könnten.
Kunst oder Korruption?
Die Geschichte beginnt 2023 mit einer Ausstellung von Richard Orlinskis Skulpturen in Nizza – organisiert von der Stadt selbst. Was zunächst wie eine gewöhnliche Kunstausstellung aussah, entwickelte sich rasch zu einem Politikum. Laut Recherchen von Mediapart soll Orlinski hochrangigen Politikern Geschenke gemacht haben. Ein klassischer Fall von Kunstsponsoring oder doch ein gezielter Versuch, Einfluss zu nehmen?
Jean-Christophe Picard, Stadtrat der Grünen in Nizza, hatte bereits im März 2024 den Staatsanwalt eingeschaltet. Seine Forderung: Eine Untersuchung, die klären soll, unter welchen Bedingungen die Werke des Künstlers im öffentlichen Raum aufgestellt wurden.
Ermittlungen ausgeweitet
Ursprünglich lag der Fall bei der Staatsanwaltschaft von Nizza. Doch angesichts der möglichen Dimensionen des Skandals gab diese das Verfahren im April 2024 an die nationale Finanzstaatsanwaltschaft weiter. Dort wurde im September 2024 offiziell ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption und Begünstigung eingeleitet. Zuständig ist das Office central de lutte contre la corruption et les infractions financières et fiscales – Frankreichs zentrale Behörde zur Bekämpfung von Korruption und Finanzdelikten.
Die Durchsuchungen vom 18. März waren ein weiterer Schritt zur Aufklärung. Neben Orlinskis Unternehmen standen besonders die Büros der Stadtverwaltung im Fokus. Ziel der Razzien war es, Beweise für mögliche unrechtmäßige Absprachen zwischen dem Künstler und den Behörden zu sichern.
Reaktionen: Gelassenheit oder Strategie?
Christian Estrosi, der langjährige Bürgermeister von Nizza, sieht dem Verfahren offenbar entspannt entgegen. Sein Anwalt Mathias Chicheportiche erklärte gegenüber ici Azur: „Eine Durchsuchung ist ein völlig normales Mittel in einer solchen Ermittlung. Mein Mandant hat freiwillig alle relevanten Unterlagen übergeben.“ Er betonte zudem, dass Estrosi weiterhin uneingeschränkt mit der Justiz kooperiere.
Doch was bedeutet das für die politische Karriere des Bürgermeisters? Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte der Fall weitreichende Konsequenzen haben – nicht nur für Estrosi, sondern für das gesamte politische Gefüge von Nizza.
Die große Frage: Zufall oder System?
Orlinski ist kein Unbekannter in der Kunstwelt. Seine Skulpturen, oft große, farbenfrohe Darstellungen von Tieren oder Pop-Art-Ikonen, sind weltweit gefragt. Dass seine Werke in Nizza ausgestellt wurden, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Doch wenn dabei fragwürdige Gefälligkeiten im Spiel waren, könnte sich der Künstler in einem Netz aus politischen und juristischen Problemen verfangen haben.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich der Verdacht erhärtet oder ob es sich um einen Sturm im Wasserglas handelt. Eines ist jedoch sicher: Die Verbindung von Kunst, Politik und Geld sorgt immer wieder für Zündstoff – und Nizza ist keine Ausnahme.
Von C. Hatty
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