Eine neue französische Studie zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: Bestimmte Krebsarten nehmen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 39 Jahren deutlich zu. Besonders auffällig ist der Anstieg von Nierenkrebs und Tumoren im Fettgewebe. Wissenschaftler sehen verschiedene Ursachen – doch der Einfluss von Lebensstil und Umwelt bleibt entscheidend.
Einblick in die Langzeitstudie
Zum ersten Mal wurde in Frankreich eine umfassende Untersuchung zur Krebsentwicklung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (AJA) über einen Zeitraum von 20 Jahren durchgeführt. Am 3. März wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Sechs Krebsarten haben in dieser Altersgruppe signifikant zugenommen.
Die auffälligsten Anstiege pro Jahr:
- Darmkrebs: +1,43 %
- Brustkrebs: +1,60 %
- Nierenkrebs: +4,51 %
- Hodgkin-Lymphom (Krebs des Lymphsystems): +1,86 %
- Glioblastome (aggressiver Gehirntumor): +6,11 %
- Liposarkome (Tumoren im Fettgewebe): +3,68 %
Die Studie wurde zwischen 2000 und 2020 in 19 französischen Departements durchgeführt – Regionen, die über ein allgemeines Krebsregister verfügen. Finanziert von der Ligue contre le cancer, entstand sie in Zusammenarbeit mit Santé publique France (SPF), dem Institut national du cancer (INCa) und dem Netzwerk der Krebsregister Francim.
Besonders alarmierend: Bei den unter 50-Jährigen stieg die Zahl der neuen Krebsfälle von 7.642 im Jahr 1990 auf 11.754 im Jahr 2023. Insgesamt wurden in der Studienperiode 54.735 Krebsdiagnosen erfasst.
Adipositas als möglicher Risikofaktor
Krebsfälle in jungen Jahren sind weiterhin selten, doch die allgemeine Tendenz ist beunruhigend. Zwischen 2000 und 2014 stieg die Krebsinzidenz in der untersuchten Gruppe jährlich um 1,62 %. Danach – zwischen 2015 und 2020 – war ein leichter Rückgang um 0,79 % zu verzeichnen.
Ein möglicher Erklärungsansatz ist Adipositas, also starkes Übergewicht. Die Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Zunahme von Krebsarten im Verdauungssystem, darunter Darm- und Nierenkrebs. Die Zahlen geben Anlass zur Sorge:
- 9,2 % der 18- bis 24-Jährigen in Frankreich sind adipös.
- 13,8 % der 25- bis 34-Jährigen sind betroffen.
- Bei den 35- bis 44-Jährigen sind es bereits 16,7 %.
Allerdings bleibt dieser Zusammenhang vorerst eine Hypothese – weitere Forschungen sind notwendig.
Risikofaktoren: Alkohol, Tabak und Umwelt
Die Hauptschuldigen sind jedoch bereits bekannt: Alkohol und Tabak. Die Fondation pour la recherche sur le cancer betont, dass sie weiterhin die größten Risikofaktoren für Krebs bleiben.
Doch nicht nur der Lebensstil spielt eine Rolle. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass auch Umwelteinflüsse Krebs fördern können. Wiederholte Schäden an der DNA – verursacht durch radioaktive oder UV-Strahlung sowie industrielle Schadstoffe – können das Krebsrisiko erheblich erhöhen.
Wie geht es weiter?
Die Ergebnisse zeigen, dass die steigenden Krebszahlen in der jungen Bevölkerung nicht ignoriert werden dürfen. Santé publique France fordert daher neue Studien, um die genauen Ursachen besser zu verstehen. Vor allem müsse untersucht werden, welche Risikofaktoren und Umweltbelastungen zur Zunahme dieser Krebsarten beitragen.
Doch eines ist klar: Prävention bleibt entscheidend. Gesunde Ernährung, Bewegung, der Verzicht auf Alkohol und Tabak – all das kann das Krebsrisiko senken. Die Frage ist nur: Wie können junge Menschen dazu bewegt werden, gesündere Entscheidungen zu treffen?
Autor: Catherine H.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!