Der Diebstahl von Kupferkabeln nimmt in Frankreich dramatische Ausmaße an. Besonders betroffen: die französische Staatsbahn SNCF und der Telekommunikationsriese Orange. In den Hauts-de-France kämpfen Polizei und Unternehmen gegen gut organisierte Banden, die auf das begehrte Metall aus sind – mit teils verheerenden Folgen für den Bahn- und Kommunikationsverkehr.
Der wachsende Markt für gestohlenes Kupfer
Kupferdiebstahl ist kein neues Phänomen, doch der aktuelle Preis von rund 9.000 Euro pro Tonne macht das Metall für Kriminelle besonders attraktiv. Die Folgen spüren Unternehmen wie Orange und die SNCF besonders heftig.
Um dem Problem Herr zu werden, führten die Behörden am 18. März eine großangelegte Kontrollaktion durch. Zeitgleich wurden in Nordfrankreich und Belgien Metallhändler überprüft – in der Hoffnung, einen kriminellen Ring auszuheben oder gestohlene Kabel sicherzustellen.
Bereits beim ersten Kontrollbesuch in einem Metallverwertungsbetrieb nahe Lille wird die Polizei fündig. Ein erfahrener Techniker von Orange erkennt auf den ersten Blick gestohlenes Material: Verkohlte Kabelreste, die nach seiner Schätzung rund 300 Kilo wiegen. Das bestätigt den Verdacht, dass hier illegal gehandelt wird.
Bahnverkehr lahmgelegt
Die Auswirkungen dieser Diebstähle sind enorm. Ein einziges gestohlenes Kabel kann den Zugverkehr ganzer Regionen lahmlegen.
Das zeigt sich eindrücklich in Arras, einer Stunde südlich von Lille. Noch in der Nacht vor den Razzien wird dort ein neuer Diebstahl entdeckt. Marie-Céline Masson, Verantwortliche für SNCF Réseau in den Hauts-de-France, beschreibt das Problem drastisch: „Ein paar hundert Meter gestohlene Kabel – und schon steht der gesamte Bahnverkehr am Bahnhof Lille-Flandres still.“
Das ist nicht nur für Bahnkunden ärgerlich. Auch Autofahrer leiden darunter: Fallen die Bahnsignale aus, schließen sich die Schranken an Bahnübergängen automatisch und bleiben unten – bis das Problem behoben ist.
Millionenverluste und lebensgefährliche Folgen
Für Orange ist der Schaden ebenfalls enorm. Laut Pierre Couture, Regionalleiter des Unternehmens, wurden allein 2024 bereits 2.500 Kupferdiebstähle registriert. Der finanzielle Schaden? In Millionenhöhe.
Doch das eigentliche Problem geht über wirtschaftliche Verluste hinaus. „Wenn diese Kabel durchtrennt werden, sind viele Menschen betroffen – Unternehmen, Notfalldienste, ältere Menschen. Manche sind noch immer auf Kupferleitungen angewiesen, etwa für medizinische Notrufe“, warnt Couture. In manchen Fällen könne das sogar lebensgefährliche Konsequenzen haben.
Hohe Strafen – aber reicht das?
Kupferdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt. Wer erwischt wird, muss mit bis zu fünf Jahren Gefängnis und 375.000 Euro Geldstrafe rechnen. Doch die Aussicht auf hohe Gewinne scheint viele nicht abzuschrecken.
Die Frage bleibt: Wie können Unternehmen und Behörden diesen kriminellen Kreislauf effektiv stoppen? Die bisherigen Maßnahmen – verstärkte Kontrollen, Überwachung der Schrottplätze, härtere Strafen – zeigen nur begrenzten Erfolg. Solange Kupfer ein gefragter Rohstoff bleibt, dürfte der Kampf gegen die Diebe weitergehen.
Autor: C. Hatty
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