Das Sturmtief Kirk hinterlässt seine Spuren in ganz Frankreich – mit heftigen Regenfällen, Sturmböen und einer wachsenden Zahl von Haushalten ohne Stromversorgung. Am 9. Oktober 2024 waren zeitweise über 67.000 Haushalte, hauptsächlich im Südwesten des Landes, von Stromausfällen betroffen. Besonders schwer traf es die Region Seine-et-Marne, die sogar unter rote Hochwasserwarnung gestellt wurde.
Ein Toter und ein schwer verletzter Seemann
Die Küstengebiete spürten die Gewalt der Naturkräfte besonders stark. Ein Segler verlor sein Leben vor der Küste von Sète, während ein weiterer in kritischem Zustand ins Krankenhaus gebracht wurde. Grund dafür war die extreme Brandung, die im Hérault drei Boote zum Kentern brachte. Die Behörden mahnen zur äußersten Vorsicht – die Bedrohung ist real, und das Risiko für weitere Unfälle hoch.
Stromausfälle und Verkehrschaos
Im Südwesten Frankreichs war das Stromnetz stark beeinträchtigt. Enedis, der Betreiber des Verteilernetzes, berichtete, dass etwa 67.000 Haushalte im Dunkeln blieben. Die Gefahr von Überschwemmungen war ebenfalls nicht zu unterschätzen. Der Grand Morin, ein Nebenfluss der Seine, drohte über die Ufer zu treten, weshalb der gesamte Département Seine-et-Marne in höchste Alarmbereitschaft versetzt wurde. Sämtliche Schultransporte wurden für Donnerstag ausgesetzt.
Die Verkehrslage: Stillstand auf Schienen und Straßen
Durch die starken Regenfälle waren nicht nur Strom- und Wasserversorgung betroffen. Auch der Verkehr kam in vielen Teilen des Landes zum Erliegen. Zahlreiche Straßen im Loire-Atlantique blieben überflutet, und in der Region Vendée wurden mehr als 500 Notrufe verzeichnet. Besonders hart traf es die SNCF, die aufgrund von umgestürzten Bäumen und gefährdeten Gleisen auf mehreren Strecken den Zugverkehr einstellte. Zwischen Dax und Tarbes sowie Bayonne und Hendaye kam es zu kompletten Ausfällen. Die Sicherheit der Fahrgäste stand an erster Stelle – um jeden Preis sollte vermieden werden, dass weitere Bäume auf die Gleise fallen oder Hänge abrutschen.
Extreme Wetterlagen als neue Normalität
Agnès Pannier-Runacher, die französische Ministerin für den ökologischen Wandel, brachte die Dramatik der Situation auf den Punkt. Sie sprach nach einer Krisensitzung in Paris über die „volle Mobilisierung aller staatlichen Kräfte“ und warnte davor, dass solche Ereignisse in Zukunft häufiger auftreten werden. „Diese Episoden werden sich wiederholen. Der Klimawandel zeigt sich jetzt konkret in unserem Alltag“, erklärte sie. Das ist mehr als nur eine Wetterwarnung – es ist eine deutliche Erinnerung daran, dass der Klimawandel längst Realität geworden ist.
Obwohl die Warnstufen für Sturm in vielen Regionen bereits zurückgenommen wurden, bleibt die Gefahr von Hochwassern in der Seine-et-Marne und sechs weiteren Départements bestehen. Betroffen sind nicht nur die betroffenen Gebiete – auch die nationale Verkehrsinfrastruktur wird auf eine harte Probe gestellt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Météo-France berichtete, dass innerhalb eines einzigen Tages in weiten Teilen Frankreichs die Regenmenge eines ganzen Monats niedergegangen ist. Besonders betroffen waren die Regionen zwischen Vendée und Champagne-Ardenne sowie die Umgebung von Paris. Die Feuerwehr in Vendée war im Dauereinsatz, das Krankenhaus von Noirmoutier-en-l’Île wurde teilweise überflutet, jedoch waren keine Evakuierungen nötig.
Was erwartet uns in Zukunft?
Die Antwort auf diese Frage ist beunruhigend. Die Sturmsaison in Frankreich hat gerade erst begonnen, und Kirk folgt auf den feuchtesten September seit 25 Jahren. Viele Regionen haben bereits jetzt mehr Regen abbekommen, als normalerweise im gesamten Jahr fällt. Weltweit erlebte der Planet außergewöhnliche Niederschläge, begünstigt durch die Rekordtemperaturen der letzten Jahre – ein klares Zeichen, dass der Klimawandel die Wetterextreme verschärft.
Das Chaos, das Kirk mit sich brachte, war nicht nur eine meteorologische Ausnahme – es ist ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, wenn keine drastischen Maßnahmen ergriffen werden, um den Klimawandel einzudämmen. In einer Zeit, in der heftige Regenfälle und Stürme zur neuen Normalität werden, wird es immer schwieriger, sich der Wahrheit zu entziehen: Wir müssen nicht nur lernen, mit den Folgen zu leben, sondern aktiv gegen die Ursachen ankämpfen.
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