Asphalt raus, Natur rein.
So lautet die Devise in Lyon, wo die Stadtverwaltung ein ehrgeiziges Projekt gestartet hat: Die Schulhöfe sollen sich von grauen Betonflächen in lebendige grüne Räume verwandeln. Eine stille Revolution, die nicht nur die Kinder freut.
Schulen werden zu Klimainseln
Seit 2020 läuft der Plan der Stadt, bis 2026 insgesamt 67 Schulen und 85 Kitas zu „Naturhöfen“ umzugestalten. Nahezu 20 Millionen Euro sind dafür reserviert. Das Ziel: den Beton durch durchlässige, begrünte Flächen ersetzen. Regenwasser kann so besser versickern, Hitzeinseln werden reduziert.
Es geht nicht nur um Ästhetik, sondern um knallharte Klimaanpassung.
Bäume, Beete und Holz statt Bitumen
Die neuen Schulhöfe bekommen Bäume, kleine pädagogische Gemüsegärten und Holzinstallationen. Das Ergebnis: ein Umfeld, in dem Kinder wieder barfuß über Erde laufen und mit Naturmaterialien spielen können – fern von Asphalt und erhitzten Betonwüsten.
Die Vorteile liegen auf der Hand.
Die Temperaturen sinken, die Luftqualität verbessert sich, Regenwasser verschwindet nicht im Abfluss, sondern wird dem Boden zurückgegeben. Gleichzeitig entstehen neue Lebensräume für Vögel und Insekten mitten in der Stadt. Doch was bedeutet das für die Kinder?
Mehr Natur heißt weniger Stress, bessere Konzentration und ein Lernumfeld, das den Kopf freimacht. Statt in grauen Höfen zu toben, können sie unter Bäumen sitzen, mit den Händen in der Erde wühlen und dabei spielerisch Umweltbewusstsein entwickeln.
Wer entscheidet, was gepflanzt wird?
Besonders bemerkenswert ist die Herangehensweise: Lehrkräfte, Eltern und Kinder selbst werden bei der Planung einbezogen. Jeder Schulhof wird individuell gestaltet, angepasst an die pädagogischen und technischen Bedürfnisse der Einrichtung.
Hier wird nichts übergestülpt – jede Umgestaltung ist ein maßgeschneidertes Projekt.
Lyon als Vorbild grüner Stadtentwicklung
Die Begrünung der Schulhöfe ist nur ein Baustein der Gesamtstrategie Lyons. Seit 2020 hat die Stadt bereits über 260 Bepflanzungsaktionen durchgeführt und 13,8 Hektar Betonflächen wieder in Natur verwandelt. Parks, Grünstreifen, bepflanzte Plätze – alles fügt sich zu einem grünen Netz, das Lyon widerstandsfähiger gegen extreme Hitzeperioden macht.
Man könnte sagen: Lyon zieht sich ein kühlendes Kleid aus Bäumen und Wiesen an.
Wenn andere Städte sich von Lyon inspirieren lassen würden – wie sähen unsere Schulhöfe, Straßen und Plätze in zehn Jahren aus? Vielleicht weniger nach Stadt und mehr nach lebendigem Lebensraum.
Lyon zeigt, wie pragmatische Klimapolitik aussehen kann. Die Stadt macht Natur nicht zu einem „Bonus“, sondern zu einem festen Bestandteil des urbanen Alltags. Für die Kinder bedeutet das mehr Gesundheit und Lebensfreude. Für die Stadt bedeutet es Zukunftsfähigkeit.
Und für uns alle eine leise Hoffnung, dass Betonflächen eines Tages nur noch graue Erinnerungen sind.
Von C. Hatty
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