Der Meeresspiegel ist im Jahr 2024 stärker gestiegen als prognostiziert – und das in einem Jahr, das als das heißeste jemals gemessene in die Geschichte eingegangen ist. Die NASA hat Satellitendaten ausgewertet und festgestellt: Die Ozeane haben sich um 0,59 Zentimeter gehoben, anstatt der erwarteten 0,43 Zentimeter. Klingt nach wenig? Hochgerechnet auf die gesamte Weltmeere bedeutet das gigantische Wassermassen, die Küstenregionen zunehmend bedrohen.
Warum steigt der Meeresspiegel so schnell?
Die Ursache liegt in einer brisanten Kombination: Einerseits führt die zunehmende Wärme dazu, dass Gletscher und Eisschilde schmelzen – das bringt mehr Wasser in die Ozeane. Andererseits dehnt sich Wasser aus, wenn es wärmer wird. Beides zusammen lässt den Meeresspiegel kontinuierlich steigen.
Josh Willis, Klimaforscher bei der NASA, bringt es auf den Punkt: „Jedes Jahr ist ein bisschen anders, aber eines ist sicher – der Ozean steigt weiter, und das mit zunehmender Geschwindigkeit.“
Ein langfristiger Trend mit gefährlichen Folgen
Die NASA-Daten zeigen, dass der Meeresspiegel in den vergangenen 30 Jahren um rund 10 Zentimeter gestiegen ist. Was nach einer langsamen Entwicklung klingt, hat drastische Auswirkungen. Denn die Ozeane bestimmen unser Klima, beeinflussen Wetterphänomene und bedrohen Millionen von Menschen, die in Küstennähe leben.
Kleine Inselstaaten erleben die Krise bereits hautnah: Strände verschwinden, Trinkwasser wird durch eindringendes Salzwasser ungenießbar, ganze Dörfer müssen verlegt werden. Und das betrifft nicht nur ferne Orte – auch europäische Küstenregionen, die Ostküste der USA oder Teile Südostasiens stehen vor massiven Herausforderungen.
Ist das noch aufzuhalten?
Die klare Antwort: Nur bedingt. Der Meeresspiegelanstieg ist bereits in vollem Gange, und selbst wenn wir morgen alle Emissionen stoppen würden, würde er weiter steigen – einfach weil das Wasser auf die bereits gespeicherte Wärme träge reagiert. Aber: Wie stark und wie schnell das passiert, haben wir in der Hand.
Weniger CO₂-Ausstoß bedeutet weniger Erwärmung. Weniger Erwärmung bedeutet weniger Eisverlust. Weniger Eisverlust bedeutet weniger schneller steigende Ozeane. Klingt nach einer simplen Kettenreaktion – warum tun wir dann nicht mehr dagegen?
Die Weltgemeinschaft steht an einem Wendepunkt: Entweder wir reduzieren jetzt drastisch unsere Emissionen, investieren in Küstenschutzmaßnahmen und helfen betroffenen Regionen – oder wir laufen sehenden Auges in eine Zukunft, in der Städte wie Jakarta, New York oder Hamburg regelmäßig unter Wasser stehen.
Die NASA-Daten sind eine deutliche Warnung. Die Frage ist: Hören wir endlich hin?
Von Andreas M. B.
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