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Methan – oft im Schatten von CO₂ – ist einer der mächtigsten Klimakiller. Es hat das Potenzial, kurzfristig deutlich mehr zur Erderwärmung beizutragen als Kohlendioxid. Und das Fatale? Es gibt vergleichsweise einfache Wege, diese Emissionen drastisch zu senken. Doch politische Entscheidungen torpedieren gerade einen vielversprechenden Ansatz.

Klingt absurd? Ist es auch.

Die gekippte Methan-Gebühr

Die USA hatten mit einer Methan-Gebühr eigentlich ein effektives Werkzeug zur Hand. Die Idee war simpel: Große Energieunternehmen sollten eine Abgabe zahlen, wenn sie zu viel Methan ausstoßen – zunächst 900 Dollar pro Tonne, später ansteigend auf 1.500 Dollar. Eine Rechnung, die sich vermeiden ließe, indem man Lecks stopft und Emissionen reduziert.

Doch letzte Woche hat der US-Kongress entschieden, die Regelung wieder zu kippen. Damit wurde ein starkes Anreizsystem für klimafreundlicheres Wirtschaften ausradiert, noch bevor es überhaupt in Kraft trat. Besonders die fossile Lobby hatte hart für diese Kehrtwende gekämpft, und mit der Unterstützung einiger Demokraten wurde die Abschaffung durch den Senat gewunken.

Warum ist Methan so problematisch?

Methan gilt als „Super-Schadstoff“, weil es in den ersten Jahren nach seiner Freisetzung etwa 80-mal so viel Wärme in der Atmosphäre speichert wie CO₂. Wissenschaftler schätzen, dass es für rund ein Drittel des globalen Temperaturanstiegs seit der Industrialisierung verantwortlich ist.

Und hier wird es spannend: Während CO₂ jahrhundertelang in der Atmosphäre bleibt, verschwindet Methan nach etwa 12 Jahren. Was bedeutet das? Würde man es heute massiv reduzieren, hätte das eine unmittelbare Abkühlung zur Folge – ein echter Klimaturbo in die richtige Richtung!

Ein lösbares Problem – theoretisch

Die Energiewirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Methanemissionen. Es entweicht bei der Förderung und dem Transport von Öl und Gas, oft einfach durch undichte Ventile oder Rohre. Das Überraschende: Viele dieser Lecks ließen sich mit geringem Aufwand abdichten – manchmal reicht buchstäblich das Drehen an einem Ventil.

Laut Experten könnten fast 50 % der Emissionen in der Öl- und Gasindustrie reduziert werden, ohne dass die Betreiber draufzahlen. Warum? Weil das entweichende Gas eigentlich ein wertvoller Rohstoff ist. Wer Lecks stopft, verliert weniger Gas und kann mehr verkaufen.

Es klingt wie ein No-Brainer – aber offenbar nicht für alle.

Methan im Blick der Wissenschaft

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler zunehmend damit begonnen, Methanquellen genauer zu überwachen. Neue Satelliten wie MethaneSAT, der 2023 ins All geschossen wurde, liefern gestochen scharfe Daten zu Emissions-Hotspots weltweit.

Das hat eine unbequeme Wahrheit ans Licht gebracht: Viele Öl- und Gasunternehmen stoßen weit mehr Methan aus als bislang angenommen. In den USA steigen die Emissionen weiter, und weltweit wurde 2023 ein neuer Rekord bei der Methankonzentration in der Atmosphäre gemessen.

Dennoch gibt es auch Lichtblicke. Daten zeigen, dass in einigen Regionen, zum Beispiel im Permian Basin (einem großen Ölgebiet in Texas und New Mexico), die Methanintensität pro geförderter Einheit Erdgas zurückgegangen ist – weil Unternehmen durch neue Überwachungstechnologien gezwungen wurden, Emissionen zu reduzieren.

Der Druck wächst – wenn nicht von innen, dann von außen

Die USA mögen sich gerade von der Methan-Gebühr verabschieden, aber das bedeutet nicht, dass die Unternehmen auf Dauer ungeschoren davonkommen. Die Europäische Union plant strenge Emissionsstandards, die in wenigen Jahren greifen sollen. Wer also amerikanisches Gas nach Europa verkaufen will, muss sich bald an diese Regeln halten – ob es ihm passt oder nicht.

Gleichzeitig setzen unabhängige Initiativen auf Transparenz: Satellitenbetreiber und NGOs veröffentlichen immer detailliertere Karten, die Methanlecks sichtbar machen. Das Ziel? Die betroffenen Gemeinden mit Daten ausstatten, um politischen Druck aufzubauen.

Was bleibt?

Eine klimapolitische Lösung, die leicht umsetzbar gewesen wäre, ist vorerst vom Tisch. Doch das bedeutet nicht, dass die Methanproblematik verschwunden ist.

Könnte es sein, dass Unternehmen und Regierungen sich erst dann wirklich bewegen, wenn der Druck von außen unerträglich wird? Gut möglich.

Was sicher ist: Das Klima verzeiht keine politischen Spielchen. Und während die Debatte weiterläuft, steigt der Methangehalt in der Atmosphäre weiter an – mit Folgen, die niemand ignorieren kann.

Von Andreas M. B.

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