Manchmal holen uns die Geister der Vergangenheit später ein, als wir denken. In Limoges, einer Stadt, die viele nur als friedliches Fleckchen kennen, ist ein schrecklicher Mordfall nach 22 Jahren wieder ins Rampenlicht gerückt. Der mutmaßliche Täter, der jahrelang unentdeckt geblieben war, hat nun sein Verbrechen gestanden – eine Tat, die in das Jahr 2002 zurückreicht.
Ein unvergessener Tatort
Am 10. Februar 2002 entdeckte ein Passant die blutüberströmte Leiche von Hannah Tabi, einer 39-jährigen Prostituierten aus Ghana, unweit des Stadtzentrums von Limoges. Sie war mit mehreren Messerstichen brutal ermordet worden, in einem Viertel, das für die Prostitution bekannt war. Die Grausamkeit der Tat schockierte die Bewohner. Trotz intensiver Ermittlungen blieb der Täter jedoch bis heute unentdeckt und die Spur wurde kalt.
Der Durchbruch dank DNA
Jahre später kam es zu einem scheinbar harmlosen Vorfall, der das Blatt wenden sollte. Der nun 46-jährige Verdächtige beging mehrere Verkehrsdelikte in der Region um Limoges. Im Zuge dessen wurde eine DNA-Probe von ihm genommen und in die nationale DNA-Datenbank (Fnaeg) eingegeben. Die Überraschung: Sein genetisches Profil stimmte mit dem damals am Tatort des Mordes gefundenen überein. Es war, als hätte die Vergangenheit plötzlich an die Tür geklopft.
Ein „Ausraster“ und seine Folgen
In der Untersuchungshaft gestand der Mann, den Mord begangen zu haben. Er sprach von einem „Ausraster“, der auf mehrere gescheiterte Beziehungen folgte. Ein Leben, das aus Enttäuschungen, Alkohol und Drogen bestand, hatte ihn in eine Spirale der Gewalt getrieben. Die Worte, die er gegenüber den Ermittlern fand, verrieten Erleichterung – als ob das Geständnis ihm eine schwere Last von den Schultern genommen hätte.
Der Mann, der zum Zeitpunkt der Tat 24 Jahre alt war, führte ein unstetes Leben, wechselte oft die Jobs und war den Behörden bereits wegen Gewaltdelikten bekannt. Interessanterweise war er bereits zu Beginn der Ermittlungen im Jahr 2002 in Erscheinung getreten, als er den Polizisten, die seinen Vater befragten, die Tür öffnete – doch damals wurde er selbst nicht weiter befragt.
Was wird noch ans Licht kommen?
Nun wird die Untersuchung zeigen müssen, ob der Mann auch für andere Taten verantwortlich ist. Denn es besteht die Möglichkeit, dass dieser schreckliche Mord nicht die einzige Gräueltat in seiner Geschichte war. Was ging in seinem Kopf vor? Wie konnte er so lange unentdeckt bleiben? Die kommenden Wochen und Monate werden es zeigen.
Der Verdächtige wurde wegen Mordes angeklagt und wartet nun auf seinen Prozess. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Auch wenn Limoges nach all den Jahren Frieden finden und die grausame Tat vergessen kann, bleibt die Erkenntnis, dass die Schatten der Vergangenheit uns immer wieder einholen können.
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