Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu erklärte, dass eine „letzte Krise“ mit der Hamas die Zustimmung Israels zu einer Waffenruhe und einem Geiselaustauschabkommen verzögert. Laut Netanyahus Büro habe die Hamas Teile der Vereinbarung zurückgezogen, um weitere Zugeständnisse zu erlangen. Hamas wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass sie sich an das von den Vermittlern verkündete Abkommen halte.
Eskalation trotz Fortschritten bei Verhandlungen
Während sich die Hoffnung auf eine Waffenruhe regte, intensivierten sich die Kämpfe. In der Nacht wurden bei israelischen Luftangriffen mindestens 48 Palästinenser getötet, darunter viele Frauen und Kinder, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Die Bombardierungen fanden zu einem Zeitpunkt statt, als Bewohner den Fortschritt bei den Verhandlungen feierten – ein bekanntes Muster, bei dem die Kämpfe kurz vor einer möglichen Einigung nochmals eskalieren.
„Wir haben damit gerechnet, dass die Bombardierungen zunehmen würden, so wie bei jedem Fortschritt in den Verhandlungen“, sagte Mohammed Mahdi, der seit Monaten in Gaza-Stadt Schutz sucht. Auch Ahmed Mattar berichtete von massiven Luftschlägen in der Nähe des Al-Ahly-Krankenhauses.
Geiselabkommen und schrittweise Waffenruhe
Die Verhandlungen konzentrieren sich auf die Freilassung von 33 Geiseln in den nächsten sechs Wochen im Austausch gegen Hunderte palästinensische Gefangene. Parallel dazu soll die israelische Armee Teile Gazas räumen, um Hunderttausenden Palästinensern die Rückkehr in ihre zerstörten Häuser zu ermöglichen. Ein großer Zustrom humanitärer Hilfe ist ebenfalls geplant.
Die zweite Phase, in der weitere Geiseln freigelassen werden sollen, wird als deutlich schwieriger eingeschätzt. Hamas verlangt dafür eine dauerhafte Waffenruhe und einen vollständigen Rückzug Israels aus Gaza. Israel hingegen beharrt auf der Fortsetzung der Militäroperationen, um die Hamas zu zerschlagen.
Verheerende Bilanz des Krieges
Seit Beginn des Konflikts am 7. Oktober 2023 wurden über 46.000 Menschen in Gaza getötet, die Mehrheit davon Frauen und Kinder. Israel behauptet, mehr als 17.000 Hamas-Kämpfer getötet zu haben, konnte diese Zahlen jedoch nicht belegen. Die humanitäre Krise in Gaza ist katastrophal: 90 % der 2,3 Millionen Einwohner wurden vertrieben, ganze Städte liegen in Trümmern.
Ungeklärte Zukunft für Gaza
Trotz des geplanten Abkommens bleiben viele Fragen zur Zukunft Gazas offen. Wer wird die Herrschaft über das Gebiet übernehmen? Und wer soll den Wiederaufbau nach der Zerstörung finanzieren und koordinieren? Internationale Vermittler aus Ägypten, Katar und den USA arbeiten daran, die ersten Schritte des Abkommens umzusetzen. Doch der Weg zu einer langfristigen Lösung scheint noch weit.
Die internationale Kritik an Israels Vorgehen wächst, insbesondere angesichts der zivilen Opferzahlen. Israel sieht die Verantwortung bei der Hamas, die zivile Gebiete wie Schulen und Krankenhäuser für militärische Zwecke nutzen soll. Gleichzeitig laufen Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs und des Internationalen Gerichtshofs zu möglichen Kriegsverbrechen und Völkermord.
Ausblick: Eine ungewisse Zukunft
Der Konflikt zeigt, wie komplex die Situation im Nahen Osten bleibt. Während die Verhandlungen Fortschritte versprechen, könnte jede Verzögerung die fragile Balance erneut zerstören. Die Menschen in Gaza und Israel hoffen auf ein Ende der Gewalt – doch ob dies mit den aktuellen Bedingungen erreichbar ist, bleibt ungewiss.
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