Tag & Nacht


Trockener Wind, sengende Hitze und ein Funke – manchmal braucht es nicht mehr, um aus einem idyllischen Sommertag ein flammendes Desaster zu machen. Im südfranzösischen Département Aude ist genau das jetzt wieder geschehen. Das Ergebnis: Der bislang größte Waldbrand dieses Sommers in Frankreich.

Über 11.000 Hektar Land stehen in Flammen. Garrigue, Pinienwälder, Weinberge – alles, was nicht aus Stein ist, droht zu verbrennen. Der Brand hat sich mit atemberaubender Geschwindigkeit ausgebreitet, seit er Dienstagnachmittag im Gebiet rund um Ribaute losbrach. Binnen weniger Stunden frisst sich das Feuer durch 15 Gemeinden. Und es ist noch nicht unter Kontrolle.

Mittlerweile ist bestätigt: Eine Frau kam in den Flammen ums Leben, in ihrem Haus, das sie nicht mehr rechtzeitig verlassen konnte. Mindestens zwei weitere Personen wurden verletzt, eine von ihnen schwer – mit Verbrennungen, die Lebensgefahr bedeuten. Auch unter den Einsatzkräften gibt es Verletzte: Sieben Feuerwehrleute, zwei davon schwer genug, um im Krankenhaus behandelt werden zu müssen.

Der Tod und die Verletzten sind tragisch. Aber sie sind nur ein Teil des Leids. Familien stehen vor dem, was einmal ihr Zuhause war – niedergebrannt. Rund 25 Häuser sind bereits zerstört oder schwer beschädigt. Etwa 30 Autos hat das Feuer ebenfalls verschlungen. 2.500 Haushalte sind ohne Strom, weil das Feuer Leitungen zerstört hat. Und eine Familie bangt noch um einen Angehörigen – sie hat den Kontakt mit ihm verloren.

Trotz aller Anstrengungen der Feuerwehren bleibt der Brand „sehr aktiv“, sagen die Einsatzkräfte. Etwa 1.500 Feuerwehrleute haben in der Nacht auf Mittwoch vor Ort gegen die Flammen gekämpft, weitere 320 sind auf dem Weg. Kanadair-Flugzeuge, Löschhubschrauber, Spezialeinheiten – was Frankreich an Ressourcen hat, ist in Bewegung.

Aber selbst diese massive Feuerwehrmaschinerie wirkt fast klein gegen das, was sich da entfesselt hat. Die Wetterlage ist gnadenlos: Trockene Böden, Luftfeuchtigkeit bei nur 25 Prozent und Windgeschwindigkeiten zwischen 50 und 60 Kilometern pro Stunde. Eine Kombination, die jeden Brand in Sekunden zu einer Wand aus Feuer werden lässt.

Und die Lage bleibt dynamisch. Noch immer ist die Autoroute A9, die große Verkehrsader zwischen Perpignan und Narbonne, vollständig gesperrt. Zahlreiche Landstraßen sind nicht mehr passierbar. Ganze Ortschaften sind isoliert – oder evakuiert. Feuerwehrleute arbeiten im Schichtbetrieb, schlafen in ihren Fahrzeugen oder auf dem Boden, immer mit dem Funkgerät im Ohr.

Was wie ein Katastrophenfilm klingt, ist für tausende Menschen heute brutale Realität. Und die Menschen fragen sich: Wann endet dieses Inferno?

Im Moment gibt es darauf keine Antwort. Nur die Hoffnung auf einen Wetterumschwung. Oder ein Wunder.

Autor: Andreas M. Brucker

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