Es brodelt unter der Oberfläche – nicht nur im Wasser, sondern auch in den politischen Plenarsälen. Vom 9. bis 13. Juni 2025 richtet sich der Blick der Welt nach Nizza, wo die dritte Konferenz der Vereinten Nationen zum Ozean (UNOC-3) stattfindet. Frankreich und Costa Rica haben dieses globale Treffen ins Leben gerufen, um das zu schützen, was unser aller Überleben sichert: den Ozean.
Ein Treffen mit Gewicht – nicht nur symbolisch
Die UNOC-3 ist mehr als eine Wiederholung früherer Gipfel in New York (2017) und Lissabon (2022). Sie ist ein Aufruf zur Tat, zur radikalen Wende im Umgang mit unseren Meeren. Der Fokus liegt auf drei zentralen Baustellen: internationale Abkommen, Finanzierung nachhaltiger Meereswirtschaft und wissenschaftlicher Fortschritt.
Der Schlüssel liegt im sogenannten BBNJ-Vertrag – einem Abkommen zum Schutz der Biodiversität in Meeresgebieten außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit. Noch fehlen einige Unterschriften zur Ratifizierung. Diese Konferenz soll den entscheidenden Anstoß geben.
Acht Missionen für einen bedrohten Planeten
Emmanuel Macron ließ auf dem Pariser „SOS Océan“-Event im März keinen Zweifel: Wer das Meer schützt, schützt sich selbst. Acht Prioritäten hat Frankreichs Präsident formuliert – und sie haben es in sich.
Die erste: Mindestens 30 Prozent des Ozeans sollen bis 2030 unter Schutz stehen. Ein ehrgeiziges Ziel, von dem aktuell noch nicht einmal die Hälfte erreicht ist.
Zweitens: Plastikmüll soll nicht mehr unsere Strände fluten oder Wale ersticken. Ein globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung steht kurz vor dem Abschluss – ein echter Gamechanger?
Drittens wird die Fischerei in den Fokus genommen. Illegale Fangmethoden, schädliche Subventionen und Überfischung bedrohen ganze Ökosysteme. Macron will hier klare Regeln und ihre konsequente Durchsetzung.
Punkt vier ist der Verkehr: Die Dekarbonisierung der Schifffahrt wird zur Mammutaufgabe. Grüne Treibstoffe, elektrische Hafenanlagen und emissionsfreie Frachter sollen bis 2050 Realität sein.
Fünftens braucht es mehr internationale Kooperation – auch zwischen Städten, die mit dem steigenden Meeresspiegel kämpfen. Die Idee: Ein europäischer Ozeanpakt und globale Partnerschaften.
Finanzen stehen auf Platz sechs. Die sogenannte „blaue Wirtschaft“ – nachhaltiger Tourismus, grüne Energie, Biotechnologie – soll gezielt gefördert werden. Klingt gut, aber woher kommt das Geld?
Siebtens wird der Druck erhöht, den BBNJ-Vertrag tatsächlich umzusetzen. Nur mit globalem Schulterschluss ist dieser Schutzschirm für die Hochsee tragfähig.
Und last but not least: Die Wissenschaft darf nicht auf dem Trockenen sitzen. Forschung braucht verlässliche Förderung, um die komplexen Zusammenhänge im Ozean besser zu verstehen.
Ein bunter Mix der Akteure – und viele Erwartungen
Was Nizza so besonders macht: Es ist kein exklusives Treffen von Politikern. Auch Umweltorganisationen, Wissenschaftler, Investoren und Vertreter der Privatwirtschaft sitzen mit am Tisch – oder besser gesagt: im Boot.
Parallel zur Hauptkonferenz laufen der One Ocean Science Congress sowie ein Forum zu blauer Wirtschaft und Finanzen. Es geht um Austausch, um konkrete Projekte, um neue Allianzen. Und um die Frage: Wie lassen sich Umweltschutz und wirtschaftliche Interessen versöhnen?
Klimakrise trifft auf Meeresschutz – wie hängt das zusammen?
Die Meere sind nicht nur ein Lebensraum, sondern auch ein riesiger CO₂-Speicher und Klimaregulator. Ohne gesunde Ozeane keine Klimastabilität. Die UNOC-3 wird daher auch als inoffizielle Vorbereitung auf die COP30 in Belém (Brasilien) gesehen – der nächste große Klimagipfel steht bereits im Focus dieses Treffens.
Die große Hoffnung: Der Plan von Nizza
Am Ende soll der „Plan d’action de Nice pour l’Océan“ stehen – ein Fahrplan mit konkreten Zusagen, freiwilligen Maßnahmen und finanziellen Beiträgen. Kein Papier für die Schublade, sondern ein Werkzeugkasten für echten Wandel.
Natürlich – es sind Worte. Aber wie oft wurde aus Worten eine Bewegung? Fridays for Future, Pariser Klimaabkommen, BBNJ – alles begann mit Debatten.
Die Erwartungen sind hoch. Doch ebenso groß ist die Chance, Geschichte zu schreiben – mit Blick auf den Ozean, dieses blaue Wunder, das 70 Prozent unserer Erde bedeckt und doch so wenig verstanden ist.
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!