Tag & Nacht

Am Sonntag, 8. Dezember 2024, öffnet Notre-Dame de Paris ihre Türen für die ersten Gottesdienste seit dem verheerenden Brand im April 2019. Nach der feierlichen Wiedereröffnung durch Staats- und Regierungschefs am Vorabend steht nun der religiöse Kern der Kathedrale im Mittelpunkt. Ein Moment der Besinnung und des Glaubens – für Paris, Frankreich und die Welt.

Die Rückkehr der Messen

Die „messe inaugurale“ am Sonntagmorgen markiert den Auftakt dieser besonderen Rückkehr. Geleitet vom Pariser Erzbischof Laurent Ulrich und in Anwesenheit von Präsident Emmanuel Macron sowie 150 Bischöfen und Priestern der 106 Pariser Pfarreien, fand die Messe unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Zugang war ausschließlich geladenen Gästen vorbehalten, darunter prominente Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft.

Eine zweite Messe, offen für die Öffentlichkeit, ist für den späten Nachmittag geplant. Doch auch hier war der Andrang überwältigend – alle verfügbaren Plätze waren bereits Tage zuvor restlos reserviert. Für viele Gläubige und Interessierte bleibt vorerst nur die Hoffnung auf einen späteren Besuch.

Symbolik und Glaube vereint

Die Rückkehr der Messen in Notre-Dame ist nicht nur ein Ereignis für die christliche Gemeinschaft. Die Kathedrale, die von Victor Hugo literarisch verewigt wurde und weltweit in Filmen und Musicals gefeiert wird, ist ein universelles Symbol der Spiritualität und der kulturellen Identität Frankreichs.

„Es ist ein Monument, das unsere Seele berührt“, sagt Dominique Terreran, ein 62-jähriger Besucher aus Dijon, der eigens nach Paris gereist ist. „Nicht nur für uns Christen, sondern für ganz Frankreich.“ Diese Worte spiegeln das wider, was viele empfinden: Notre-Dame gehört allen – unabhängig von Glauben oder Herkunft.

Eine Kathedrale, die Geschichte atmet

Die Restaurierung von Notre-Dame hat sowohl die Pracht der Vergangenheit bewahrt als auch moderne Akzente gesetzt. Die berühmten Wände aus hellem Kalkstein, die gotischen Bögen und die restaurierten Glasfenster strahlen in neuem Glanz. Gleichzeitig wurde das Innere der Kathedrale bewusst minimalistisch gestaltet, um den Fokus auf das Wesentliche zu legen.

Ein besonderes Highlight der Wiedereröffnung wird am kommenden Freitag stattfinden: die Rückkehr der Dornenkrone, einer der bedeutendsten christlichen Reliquien, die seit Jahrhunderten in Notre-Dame aufbewahrt wird. Diese feierliche Zeremonie ist ein weiterer Höhepunkt in der Reihe von Gottesdiensten, die die Woche nach der Wiedereröffnung prägen.

Ein Andrang ohnegleichen

Mit der vollständigen Wiedereröffnung ab Montag wird Notre-Dame erneut zu einem der meistbesuchten Orte der Welt. Der Pariser Diözesanverband rechnet mit 14 bis 15 Millionen Besuchern pro Jahr – eine Zahl, die selbst für ein Wahrzeichen dieser Größe beeindruckend ist.

Besucher, die nicht an einer Messe teilnehmen möchten, können die Kathedrale ab Montag um 15:30 Uhr betreten. Auch hier ist eine vorherige Reservierung erforderlich. Die Nachfrage nach Eintrittskarten zeigt, wie groß das Interesse an Notre-Dame ist, die sowohl religiöse Bedeutung als auch architektonische Meisterschaft vereint.

Ein Neubeginn mit weltweiter Strahlkraft

Die Wiedereröffnung von Notre-Dame ist mehr als nur eine Rückkehr zur Normalität. Sie steht für den Triumph des Glaubens, der Kunst und der Gemeinschaft. Die Kathedrale ist ein Symbol für die Resilienz der Menschheit – eine Erinnerung daran, dass selbst aus den größten Katastrophen Neues und Großartiges entstehen kann.

In den kommenden Wochen wird Notre-Dame Millionen Menschen anziehen, die den Wunsch verspüren, Teil dieser außergewöhnlichen Geschichte zu sein. Für viele wird es ein Moment der Besinnung, für andere ein kulturelles Erlebnis. Doch für alle bleibt die Botschaft dieselbe: Notre-Dame ist zurück – stärker, schöner und strahlender als je zuvor.


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