Was für ein Abend! Am Samstag, dem 17. Mai 2025, feierte Österreich einen der größten musikalischen Triumphe seiner Geschichte. In Basel, beim 69. Eurovision Song Contest, sicherte sich der 24-jährige Sänger Johannes Pietsch – alias JJ – den ersten Platz. Mit seiner mitreißenden Pop-Oper-Ballade „Wasted Love“ holte er die begehrte Trophäe nach Wien zurück – das erste Mal seit dem legendären Sieg von Conchita Wurst im Jahr 2014.
Klassik trifft Elektro – und entzündet ein musikalisches Feuerwerk
„Wasted Love“ ist kein typischer Eurovisions-Song. Der Track beginnt zart, fast zerbrechlich, mit einer klassisch anmutenden Melodie, die JJs klare Countertenor-Stimme perfekt in Szene setzt. Doch das bleibt nicht so. Nach und nach bauen sich elektronische Klänge auf, mischen sich mit orchestralen Elementen – und explodieren schließlich in einem epischen Finale, das die Zuschauer von den Sitzen riss. Ein musikalisches Experiment, das voll aufgegangen ist.
Was JJ da auf die Bühne brachte, war mehr als nur ein Lied – es war ein Statement. Eine Verschmelzung von Altem und Neuem, von Herz und Technik. Dass dieser Mix nicht nur gewagt, sondern auch berührend sein kann, hat JJ eindrucksvoll bewiesen.
Ein Bühnenbild in Schwarz-Weiß – voller Gefühl
Mindestens ebenso stark wie der Song selbst war die visuelle Umsetzung. Die Bühne blieb schwarz-weiß, minimalistisch, fast steril – ein bewusster Kontrast zur Klanggewalt des Songs. Unter der kreativen Leitung des spanischen Designers Sergio Jaén entstand eine Szenerie, die das Thema verlorener Liebe tief unter die Haut gehen ließ.
Einzelne Lichtakzente, JJ ganz in Schwarz, dazu eine choreografische Zurückhaltung, die Raum für Interpretation ließ – das alles erzeugte eine beklemmende, fast intime Atmosphäre. Und ja, es war dieser Moment, in dem viele Zuschauer ihre Gänsehaut nicht mehr loswurden.
Punkt für Punkt zum Sieg
Mit insgesamt 436 Punkten setzte sich JJ an die Spitze des Teilnehmerfeldes. 258 davon kamen von den nationalen Jurys – ein klares Zeichen für die musikalische Qualität. Die Zuschauer verliehen ihm weitere 178 Punkte, was ihn knapp vor die israelische Favoritin Yuval Raphael katapultierte, die mit „New Day Will Rise“ den zweiten Platz belegte.
Auch Estland überraschte mit dem schrillen Beitrag „Espresso Macchiato“ von Tommy Cash – eine ironisch überzogene Performance, die am Ende auf Platz drei landete.
Vom Casting zum Star
JJ ist kein Unbekannter. Seine Karriere begann mit Auftritten bei „Starmania“ in Österreich und „The Voice UK“. Heute studiert er Gesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Seine philippinisch-österreichischen Wurzeln, seine klassische Ausbildung und seine Offenheit für moderne Genres machen ihn zu einem der spannendsten Musiker seiner Generation.
Dass er nicht nur Talent, sondern auch Ausdauer hat, zeigt sich jetzt. Der ESC war für ihn kein Sprungbrett – sondern ein Sprungturm.
Was kommt als Nächstes?
Die Vorfreude ist riesig: Der Eurovision Song Contest 2026 wird in Österreich stattfinden. Wien, Salzburg oder Graz? Noch ist unklar, welche Stadt den Zuschlag erhält. Klar ist nur: Nach dem Gänsehaut-Moment von JJ liegt die Messlatte hoch. Und die Erwartungen? Auch.
Wer hätte gedacht, dass eine Pop-Oper-Ballade, gesungen von einem jungen Countertenor, Europa im Sturm erobert? Musik überrascht eben immer wieder. Und JJ hat gezeigt, dass man mit Mut, Talent und einem starken Team im Rücken Großes erreichen kann.
Man darf gespannt sein, was dieser junge Künstler noch alles aus dem Hut zaubert.
Von Andreas M. Brucker
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